Ihr tragt eine Mitschuld

Karbala, Iraq - flickr labanexSofern sich die SPIEGEL-Recherche zur Legitimation des Irak-Kriegs als stichhaltig erweist, darf man sie getrost als Lehrstück für investigativen Journalismus bezeichnen. Unter dem Titel „Ihr tragt eine Mitschuld“ zeichnet der SPIEGEL ein erschreckendes Bild in der Geschichte des Kriegsgrunds „Massenvernichtungswaffen“ und die Verstrickung des deutschen Bundesnachrichtendiensts.

Die US-Kommission, die die Geheimdienstarbeit vor dem Krieg bewerten sollte, hat in ihrem Bericht einen weisen Satz geschrieben: „Schlimmer, als gar keine Quellen zu haben, ist nur, von einer Quelle eingewickelt zu werden, die Lügen erzählt.“

0 Gedanken zu „Ihr tragt eine Mitschuld

  1. Selbst wenn die Geschichte so stimmt – wir haben nicht auf Grund einer einzigen Aussage eines Informanten, dem wir nicht mal selbst glaubten, einen Krieg begonnen!

  2. Naja, dem sitmme ich nur zum Teil zu. Sicherlich haben wir keinen Krieg begonnen. Und sicherlich war die Haltung unserer Bundesregierung nicht gerade kriegsbejahend.

    Aber es ist nun mal nicht so, dass wir diesem Informanten nicht selbst geglaubt hätten – sofern die SPIEGEL Geschichte stimmt. Erstens ist dies anhand von Äußerungen eindeutig nachvollziehbar. Und Zweitens hätte man bei starken Zweifeln einen ganz anderen Umgang mit diesem Informanten pflegen müssen, vor allem beim Weitergeben der Information an die Amerikaner. Dieser eine ominöse Brief an Tennet, der ihn nach seinen Angaben nicht erreicht hat, ist nicht das, was ich unter vorsichtigem Umgang verstehe.

  3. Was ich meinte: Die Amerikaner können nicht einen Krieg anfangen, den durch eine einzige Quelle begründen, deren Glaubwürdigkeit sie ja scheinbar schon damals in Frage gestellt haben, und dann hinterher sagen: Ihr wart aber Schuld!

  4. Es ging ja auch bei der Geschichte nie darum, eine Legitimation oder moralische Integrität der Amerikaner zu diskutieren.

    Und man kann sehr wohl hinterher die Frage stellen, ob Deutschland oder Deutsche daran einen Anteil hatten. Daraus die Schlussfolgerung ziehen, dass diese Quelle der einzige Grund für die amerikanische Invasion gewesen sei, das wäre allerdings falsch.

    Es ist halt eben keine simple Sache. Und eine deutsche Beteiligung sollte deutlich gemacht und diskutiert werden. Denn sofern der SPIEGEL-Artikel korrekt ist, sind deutliche Konsequenzen zu fordern.

  5. Der BND hat seine Erkenntnisse mit dem Hinweis weitergeleitet, dass es keine zweite Quelle gibt, die Curveballs Aussagen bestätigen würde. Das war den Amerikanern egal, die wollten den Irak-Krieg nämlich sowieso. Natürlich hätte man die Biographie der Quelle durchleuchten können – aber uns deshalb vorzuwerfen, wir hätten den Krieg praktisch verursacht, ist ein bisschen hart. Wenn es das nicht gewesen wäre, hätte sich die CIA was anderes aus den Fingern gesaugt. Und wenn Curveballs Aussagen wahr gewesen wären, Deutschland hätte die Informationen zurückgehalten und nachher wäre das rausgekommen, hätten wir jetzt ganz andere Probleme…

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