Veranstaltungshinweis: „Fraktion Facebook“

Im Rahmen des Twittwoch findet morgen Abend (Dienstag!) in München die Veranstaltung „Fraktion Facebook – Deutschland, Land der offenen Staatskunst?“ statt, an der ich teilnehmen werde.

Wo stehen wir heute in Fragen der Netzpolitik in Deutschland? Welche unterschiedlichen Positionen gibt es zum Datenschutz, zu informationeller Selbstbestimmung und zur Freiheit im Internet?

Diese Fragen – und sicherlich auch das Thema „Bundestrojaner“ – diskutieren Dorothee Bär (CSU), Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen), Nikolaus Gradl (SPD), Stefan Körner (Piratenpartei) miteinander. Übrigens moderiert von Richard Gutjahr.

Für diejenigen, die nicht vor Ort dabei sein können ist übrigens unter twittwoch.de ein Livestream angekündigt.

„Die Politik selber zu machen ist noch eine andere Kiste“

Ungewöhnlich viel war heute morgen in meiner Twittertimeline los. Und nach dem kurzem Scannen der Tweets dominierte ein Hashtag: #annewill

Allen Anschein nach hatte ich gestern Abend wohl etwas verpasst. In der Sendung von Anne Will, zur neuen Sendezeit, ging es um das Thema „Piraten entern Berlin – Meuterei auf der ‚Deutschland'“. Neben dem Piraten Christopher Lauer waren noch Bärbel Höhn (Grüne), Martin Lindner (FDP) und Peter Altmaier (CDU) zu Gast in der Sendung. Und was dort abgeliefert wurde, war an Deutlichkeit kaum mehr zu überbieten. Während Höhn, Lindner und Altmaier zwar auf der einen Seite betonten, dass sie die Bewegung der Piratenpartei nicht unterschätzen würden, wurden sie trotzdem nicht müde Lauer und seine Partei durchgehend kleinzureden. Frei nach dem Motto, wir erklären euch jetzt mal die Welt, wurde Lauer nahezu durchgehend mit geduzt. Eine Aussage wie: „Wie ihr euch das vorstellt, so funktioniert das nicht ganz so“ (Höhn) war da nur eine von vielen. Weiterlesen

Viele Millionen Euro

Humor und Kreativität zeigen gerade die Berliner Piraten. Nachdem ihr Spitzenkandidat Andreas Baum in der RBB-Sendung „Klipp&Klar“ auf die Frage nach der Berliner Verschuldung keine richtige Antwort geben konnte, war bei YouTube ein Video unter dem Titel „Piraten Berlin: Voll auf Kurs, aber ohne jeden Plan“ aufgetaucht. Rasant verbreitete sich der Clip im Netz und erfreut sich seitdem insbesondere bei der politischen Konkurrenz großer Beliebtheit.

Die Piraten nehmen es mit Gelassenheit und programmierten kurzerhand eine Schuldenuhr-App für das iPhone, die es den eigenen Wahlkämpfern nun ermöglicht, jederzeit den gerade aktuellen Schuldenstand nennen zu können.

Durchaus bemerkenswert ist der Lerneffekt der Berliner Piraten. Keine Partei hat sich im Netz in den vergangenen Tagen so ausdauernd mit der Berliner Staatsverschuldung auseinandergesetzt, wie die Piraten es getan haben. Die Fähigkeit mit Kritik umgehen zu können scheinen sie jedenfalls zu besitzen.

Kolumne: Das ungeliebte Kind

Die E-Mail ist und bleibt das ungeliebte Kind der deutschen Campaigner. Die unterhalten sich viel lieber über die Möglichkeiten, die Facebook, Twitter und neuerdings auch Google+ für die politische Kommunikation eröffnen. Wenn sie E-Mails als Kampagneninstrument hinzuziehen, dann nur, weil sie eben dazu gehören. Dabei gilt fast immer: Je schicker der Newsletter, desto größer der Erfolg.

Beim Blick über den Atlantik, wo sich die US-Politiker gerade für den Präsidentschaftswahlkampf warmlaufen, findet man eine völlig andere Denkweise vor. Nicht nur – mal wieder – Barack Obama, sondern beispielsweise auch Michele Bachmann arbeitet mit schlichten und kurzen E-Mails, in denen aber allem Anschein nach sehr viel Zeit und Energie steckt. Der Inhalt ist die Nachricht, nicht ein ausgefallenes Design. Die wenigsten Unterstützer freuen sich, wenn sie ein visuelles Feuerwerk im Posteingang vorfinden, das spätestens auf dem Mobiltelefon nur wie ein ausgelaufener Farbeimer aussieht. Per E-Mail möchte man über die wichtigsten Neuigkeiten auf dem Laufenden gehalten werden und bei Interesse über einen Link alles Weitere erfahren. Es wird Zeit, dass auch die Deutschen die E-Mail in der politischen Kommunikation wiederentdecken. Richtig eingesetzt, kann sie viel mehr bewirken als die gehypten Sozialen Medien.

[Erschien zuerst in: politik&kommunikation, September 2011]