Netzwerk-Barometer Nordrhein-Westfalen

Schon seit dem 8. Februar sammeln wir fleißig Daten, heute aber startet das Netzwerk-Barometer erst richtig. In den vergangenen zwei Wochen haben wir erste Eindrücke gewinnen können, wie die Sozialen Netzwerke im Landtagswahlkampf 2010 um den Düsseldorfer Landtag eingesetzt werden und welcher Kandidat auf besonders viele Unterstützer stoßen kann. Als Einstieg wollen wir kurz darstellen, in welcher Situation wir uns wiederfinden.

Nach dem Bundestagswahlkampf 2009 haben sich Soziale Netzwerke als Online-Verlängerung von Bürgerkontakten eine solide Basis in der politischen Landschaft gesichert. Während noch im Frühjahr beim hessischen Landtagswahlkampf ein gewisses Fremdeln der Politik mit den neuen Werkzeugen zu spüren war, werben heute die Kandidaten in Nordrhein-Westfalen ungewohnt offensiv schon auf den Startseiten ihrer Internetauftritte damit, auch in den wichtigen Sozialen Netzwerken mit einem Profil vertreten zu sein.


Datenbasis

Rüttgers und Facebook an der Spitze

Jürgen Rüttgers als amtierender CDU-Ministerpräsident steht deutlich an der Spitze der Netzwerker. Die meisten Unterstützer sammelt er auf Facebook, doch auch sein Profil bei meinVZ hat eine ganze Reihe Fans und sichert ihn zum Auftakt des Rennens die Favoritenrolle. Seine Herausforderin Hannelore Kraft setzt ebenfalls auf das amerikanisch-stämmige Netzwerk Facebook, bleibt aber auf Distanz zu beiden Rüttgers-Profilen. Bemerkenswert ist, wie dicht auf die SPD-Kandidatin schon Sylvia Löhrmann von den Grünen folgt. Das drüfte ein interessantes Rennen über die nächsten 10 Wochen werden. Schon jetzt spekuliert man fleißig über die wichtige Rolle der Grünen bei der Regierungsbildung im Frühsommer. Vielleicht reicht es ja auch in den Sozialen Netzwerken für einen Verfolgerplatz hinter Rüttgers – und vor Kraft.

Abgeschlagen finden sich am Ende die Profile von Hannelore Kraft bei meinVZ, das damit insgesamt deutlich an Bedeutung einbüßt, und von Bärbel Beuermann bei Facebook. So beiläufig, wie die Linken-Spitzenkandidatin ihr Profil dort einsetzt und auch insgesamt kein großes Aufheben um ihre Person macht, scheint hier wenig Dynamik in Sicht.

Ab dem 8. Februar werden wir also weiterhin Daten sammeln und wöchentlich unsere Auswertung aktualisieren. Ein stets aktueller Überblick findet sich auf der eigenen Seit des Netzwerk-Barometers für Nordrhein-Westfalen.

Schirrmacher und das Netzwerkbarometer

von Christoph Bieber

„Wer braucht im Wahlkampf eigentlich Freunde?“ lautete die Frage vor gut einem Jahr, als das Netzwerkbarometer erstmals an den Start ging – Anlass war damals die Landtagswahl in Hessen, der nicht unspektakuläre Start in das Superwahljahr 2009. Damals begab sich der Homo Politicus auf noch unvermessenes Gelände und setzte ein erstes Signal in Richtung innovativer Wahlkampfberichterstattung im Web 2.0.

Im Laufe des Jahres wurde es auf diesem Feld noch richtig eng, vor allem zahlreiche Agenturen nutzten die politische Aktivität im „Social Web“ als Bühne zum Schaulaufen für potenzielle Auftraggeber. Angebote wie wahl.de (compuccino), wahlradar.de (linkfluence/Publicis), politReport.de (cognita AG) oder der Wahl-imWeb-Monitor (Weber Shandwick) fügten der eher konventionellen Berichterstattung über den Online-Wahlkampf durch die üblichen Verdächtigen eine neue Facette hinzu: die automatisierte Erfassung der Politiker-Aktivität auf den Plattformen des Web 2.0. Solche „Aggregatoren“ sorgten damit erstmals für eine großflächige Abbildung der politischen Nutzung von Facebook, Twitter & Co. Weil die Abfragen (Frank Schirrmacher würde sagen: die Algorithmen) nicht allein auf die Beiträge der Politiker abgestimmt bleiben mussten, lenkten die verschiedenen Darstellungen häufig auch die Blicke auf bislang unbekannte Ausschnitte der politischen Online-Öffentlichkeit: wer vernetzt sich mit wem, wer teilt welche Informationen auf welcher Plattform, wer antwortet auf welchen Kommunikations-Anreiz innerhalb der eigenen Partei oder beim politischen Gegner?

Wenn nun das Netzwerkbarometer in seine zweite Auflage startet, orientiert es sich aber weniger an den Agentur-Algorithmen, sondern den eigenen Erfahrungen aus dem Vorjahr: der Ansatz auf Homo Politicus ist nämlich kein automatisierter, sondern setzt stets die eigenhändige Systematisierung, Kontrolle und Interpretation der Daten voraus. Genau das war im vergangenen Jahr die große Schwäche der aufwändig produzierten Aggretatoren: angesichts der Datenflut kapitulierten die Anbieter nicht selten vor tiefer schürfenden Analysen – auf eine ertragreiche Untersuchung zur Social Media-Nutzung im Online-Wahlkampf des Jahres 2009 müssen wir daher noch warten. Informationsüberlastung im Schirrmacher-Sinn scheint hier tatsächlich einmal das richtige Stichwort.

Womit wird sich nun das Netzwerk-Barometers in den nächsten Wochen und Monaten beschäftigen? Zunächst einmal ist es spannend zu beobachten, inwiefern die Landespolitiker Opfer des deutschen „Offline-Herbstes“ geworden sind. Haben die (wenigen) einen Vorteil, die auf die kontinuierliche Kommunikation mit ihren Fans, Freunden und Followern gesetzt haben? Oder können Versäumnisse aus den vergangenen Monaten rasch aufgeholt werden? Wirkt auch in 2010 noch so etwas wie der „Obama-Effekt“ oder besinnt man sich auf Landesebene eher auf „campaigning as usual“ (Wesselmänner, Handzettel, Tapeziertische)? Gibt es auch im Landtagswahlkampf wieder spektakuläre Ausrutscher, die umgehend im Internet dokumentiert werden und sich dort in Echtzeit verbreiten? Setzen erneut die Piraten die Maßstäbe im Social Web? Und schließlich: ist (oder: bleibt) das Netz eine abgeschottete Plattform für „Nerds“ oder zeigen sich „spill-over“-Effekte in Richtung der alten Medien?

Die Daten aus dem Netzwerkbarometer werden diese und andere Fragen sicher nicht vollständig beantworten können, aber sie tragen mit Sicherheit zum besseren Verständnis moderner politischer Kommunikation bei. Und das ist gut so.

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Dr. Christoph Bieber ist wissenschaftlicher Assistent an der JLU Gießen und beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Neuen Medien auf politische und gesellschaftliche Prozesse. Zu seinen Veröffentlichungen zählen unter anderem Publikationen zum Thema Online-Wahlkampf, die Zukunft der Mediendemokratie und Interaktivität. Dr. Bieber betreibt das Blog Internet und Politik.

Dominanz der Senioren

Es ist nichts Neues: Die deutschen Großparteien haben ein massives Altersproblem. Das Deutsche Zentrum für Altersforschung hat sich der Thematik deshalb einmal genauer angenommen. Unter dem Titel „Wahlverhalten und politische Partizipation älterer Menschen“ (pdf!) wurde gleich ein ganzer Report veröffentlicht, der auch über die Parteiuntersuchung hinausgeht.

Dem Report zufolge waren Ende 2007  rund die Hälfte der Mitglieder von CDU, SPD und Linkspartei über 60 Jahre alt, Tendenz steigend. Zeitgleich habe der Anteil der unter 30-jährigen bei nur fünf bis sechs Prozent gelegen.

„Bereits seit einigen Jahren klaffen die Altersstrukturen der Parteien und die der Gesamtbevölkerung auseinander. Jüngere Parteimitglieder sind im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil unterrepräsentiert, ältere deutlich überrepräsentiert.“

Insgesamt legen die Autoren ihrer Veröffentlichung insbesondere eine Erhebung von Prof. Dr. Oskar Niedermayer (FU Berlin) (pdf!) zugrunde.

Wahlberechtigte

In den vergangenen Jahrzehnten ist, laut der Studie des Deutschen Zentrums für Altersforschung, die Anzahl der Wahlberechtigten bei Bundestagswahlen kontinuierlich gestiegen. Waren 1949 nur 31,2 Mio. Personen zur Wahl aufgerufen, ist die Anzahl im Jahr 2009 auf 62,2 Mio. gestiegen. 1949 waren zwei von drei Personen in Deutschland wahlberechtig. Zur letzten Bundestagswahl 2009 waren es inzwischen drei Viertel aller in Deutschland lebenden Menschen. Dies kann u.a. auf den sinkenden Anteil von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren zurück geführt werden.

„Die Altersstruktur der Wahlberechtigten verändert sich mit der Alterung der Bevölkerung. Mit dem zunehmenden Anteil von älteren Erwachsenen an der Bevölkerung werden auch die Wahlberechtigten tendenziell älter. Im Jahr 1953 waren noch 22 Prozent aller Wahlberechtigten 60 Jahre alt und älter. 1990, zur ersten Bundestagswahl nach der Wiedervereinigung, waren 26 Prozent der Wahlberechtigten in diesem Alter, zur letzten Bundestagswahl im Jahr 2009 waren es bereits 32 Prozent.“

Insbesondere der Anteil der ältesten Wahlberechtigten (also über 70 Jahre) stieg in den vergangenen Jahren.

„Zur Bundestagswahl 1953 waren die über 70-Jährigen mit 9 Prozent aller Wahlberechtigten noch eine kleine Gruppe, im Jahr 2005 stellten sie mit 18 Prozent fast ein Fünftel aller Wahlberechtigten.“

Wahlbeteiligung

Ähnlich sieht es im Rahmen der Wahlbeteiligung aus. Zur Bundestagswahl 2005 waren bereits 31,3 Prozent alle Wähler 60 Jahre und älter. 1953 waren es erst 21,4 Prozent.

Entwicklung der Wahlbeteiligung (in %) für ausgewählte Altersgruppen –
© GeroStat, Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin

„Die wachsende Dominanz der älteren Wähler ist zu einem großen Teil durch ihren steigenden Bevölkerungsanteil bedingt. Aber auch ihre im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen höhere Wahlbeteiligung verschafft ihnen zunehmenden Einfluss auf das Wahlgeschehen, wenn auch in geringerem Umfang. Ein Vergleich mag das belegen: Im Jahr 2005 waren 30,6 Prozent aller Wahlberechtigten 60 Jahre und älter, diese Altersgruppe stellte aber 31,3 Prozent aller Wähler.“

Zur Wahl gehen also insbesondere die Altersgruppen des mittleren Erwachsenenalters ab 45 Jahren und die „jungen Alten“ bis zum 70. Lebensjahr. Mit der Bundestagswahl 1990 brach die Wahlbeteiligung insbesondere bei den „Jungwählern“ und den „Älteren“ über 70 Jahre ein.

Wahlpräferenz

Auch dies ist keine Neuheit: Laut der Studie wählen Ältere eher konservativ. Es reicht schon zu betrachten,welche Parteien Senioren als ihre Zielgruppe auserkoren haben. Sucht man beispielsweise bei Google nach den Begriffen Senioren und Politik wird man bereits relativ schnell auf Internetseiten der CDU/CSU verwiesen.

„Die CDU/CSU konnten in der Geschichte der Bundestagswahlen immer auf besonders viele Stimmen aus der älteren Wählerschaft bauen. Dies gilt auch für die Bundestagswahl 2005: 35,2 Prozent aller Wähler gaben der CDU/CSU ihre Zweitstimme, von den über 60-jährigen Wählern erhielt die CDU/CSU 43,3 Prozent der Zweitstimmen.“

Auf der anderen Seite werden die Grünen von Älteren beispielswiese nur zu einem sehr geringen Anteil gewählt. Zur Bundestagswahl gaben von den über 60ig-jährigen gerade einmal 3,9 Prozent ihre Stimme den Grünen (Insgesamt kamen die Grünen auf 8,1 Prozent).

Weitere zahlen liefern der Webauftritt des Bundeswahlleiters und des Statistischen Bundesamts (pdf!).

Abgeordnete

Interessant erscheint auch die aktuelle Altersverteilung im Bundestag. Hier fällt auf, dass neben jungen Abgeordneten auch ältere Abegeordnete die Ausnahme darstellen.

„Der Anteil älterer Abgeordneter ab 60 ist mit 16 Prozent relativ niedrig. Er spiegelt nicht die Altersstruktur der Bevölkerung wider. Im Jahr 2008 war etwa jeder vierte Einwohner Deutschlands 60 Jahre und älter. Die verschiedenen Parteien des Deutschen Bundestages haben allerdings unterschiedliche Anteile älterer Abgeordneter. Am geringsten sind die Anteile der über 60-jährigen Abgeordneten bei den Grünen und der FDP, die dafür überdurchschnittlich viele Abgeordnete unter 30 Jahren haben. In der SPD und der CSU gehört dagegen etwa jeder vierte Abgeordnete den 60-Jährigen und Älteren an.“

Eine genauere Darstellung der Altersverteilung der Bundestagsabgeordneten, über die hier dargestellte Studie hinaus, liefern die Internetangeboet des Bundestags, und von statista.de

Parteimitglieder

Das letzten Mal, dasss genauere Zahlen über Parteimitglieder veröffentlicht wurden liegt inzwischen schon 1 1/2 Jahre zurück. Die Daten wurden damals vom statistischen Bundesamt (pdf!) erhoben und veröffentlicht, u.a. berichtete Spiegel-Online. Auf diesen Stand bezieht sich auch das Deutschen Zentrums für Altersforschung in seiner Darstellung.

„1990 waren noch 3,8 Prozent der Wahlberechtigten in politischen Parteien organisiert, 2007 waren es nur noch 2,3 Prozent. In absoluten Zahlen haben die Parteien zwischen 1990 und 2007 etwa 865.000 Mitglieder verloren. Das entspricht fast 38 Prozent der Mitgliedschaft des Jahres 1990.“

Entwicklung des Anteils von Parteimitgliedern im Alter 60 Jahre und älter (Angaben in Prozent)
© GeroStat, Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin

Wie zu Beginn bereits dargestellt waren Ende 2007  bereits rund die Hälfte der Mitglieder von CDU, SPD und Linkspartei über 60 Jahre alt.


Parteimitglieder nach Alter

© GeroStat, Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin

„Im Jahr 1990 lag der Anteil der Älteren über 60 in den Parteien etwa noch im Bevölkerungsdurchschnitt. Die unter 30-Jährigen waren 1990 in den Parteien unterrepräsentiert und etwa zwei Drittel aller Parteimitglieder waren 1990 zwischen 30 und 59 Jahren alt. Bereits im Jahr 2000 lag der Anteil der Älteren ab 60 Jahren bei den meisten Parteien über dem Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe, ein Trend, der sich bis heute fortgesetzt hat.“

Eine Ausnahme stellen die Grünen dar. Insgesamt drei Viertel der Parteimitglieder sind im mittleren Erwachsenenalter (also zwischen 30 und 59 Jahre alt) und zumindest 13 Prozent jünger als 30 Jahre.

Fazit

Die Studie zeigt also ein schon längst vermutetes Problem in seiner Vielfältigkeit dar. Gerade Parteien wie CDU/CSU und SPD werden in den nächsten Jahren immer stärker von Altersproblemen betroffen sein und müssen sich in den nächsten Jahren dringender denn je Gedanken über ihren Nachwuchs machen.

Quelle: In diesem Artikel beziehen wir uns auf eine Studie von „GeroStat, Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin“
Bild: Screenshot Seniorenunion

Das twitternde Unterhaus

Noch ist der Termin nicht offiziell bestätigt, doch am 6. Mai soll wohl das neue britische Unterhaus gewählt werden. Für den amtierenden Premier Gordon Brown eine äußerst wichtige Wahl, hat er doch das Amt von Tony Blair ohne neue Parlamentswahl übernommen (Ein Helmut Kohl hätte hier wohl zur Vertrauensfrage gegriffen). Brown kann den Termin der Wahl noch festlegen, hat dabei aber nicht mehr viel Spielraum. Denn in Großbritannien muss bis um Ablauf der Legislatur, zuzüglich einer Toleranz für die übliche Wahlkampfzeit von 6-8 Wochen, gewählt worden sein.

Twitter-Hype unter Abgeordneten

Ohne wirklichen Wahltermin ist der Wahlkampf auch noch in weiter Ferne. Doch es lohnt sich, schon jetzt einen Blick auf die Internetaktivitäten der britschen Parlamentsmitglieder zu werfen. In diesem Jahr scheint, wie auch zuletzt in Deutschland, ein regelrechter Hype um Twitter zu bestehen. Der Telegraph titelte auf seiner Internetseite vor wenigen Tagen: „MPs turn to Twitter to talk to voters“ und berichtet, dass immerhin 111 Abgeordnete bereits auf Twitter aktiv seien. 65 Labour-Abgeordnete bilden die klare Mehrheit, ihre konservativen Gegner sind mit nur 16 und die Liberal Democrats mit 23 Twitterern erfasst. Darüber hinaus seien sogar 226 Kandidaten beim Kurznachrichtendienst unterwegs.

Im Blog Election 10 mit dem fabulösen Untertitel „Wie Social Media Politik und im Besonderen die kommende Unterhauswahl beeinflusst“ kann man der Begeisterung des Telegraph nicht so ganz folgen. „Oh No They Don’t“ ist ein Artikel überschrieben, der die Bedeutung twitternder Abgeordneter herunter spielt – weil diese zu wenige Follower aufweisen können. Dabei sind Spitzenwerte von 13.000 Followern, gerade im Vergleich zur Bevölkerung einiges über dem, was deutsche Bundestagsabgeorndete erreichen.

Dreck fressende Tories


Wie in Deutschland kommt politisches Twittern auch in Großbritannien nicht ohne einen handfestens Skandal aus. In diesem Fall ist die Rede von einem Labour-MP, der in einem Tweet harsche Beleidigungen für seine Tory-Konkurrenten übrig hatte: Dreck fressende Schweine seien das. Die Tories sind reichlich ungehalten über diese Entgleisung und David Wright sucht sein Heil in Ausflüchten: Jemand habe seinen Account gehackt und nachträglich den Tweet verändert. In einem äußerst bekannten Blog weist ‚Guido Fawkes‘ darauf hin, dass dies gar nicht möglich sei. Man könne laut Twitter-FAQ Tweets schlicht nicht verändern.

First Lady erreicht Millionen

Die Spitzenkandidaten Gordon Brown und David Cameron scheinen nicht so viel von Twitter zu halten, doch Browns Ehefrau Sarah Brown gehört zu den erfolgreichsten meinst abonnierten Twitterern im Vereinigten Königreich. Mehr als 1 Millionen Follower kann sie vorzeigen und verursacht damit prompt Debatten, ob sie dieses Potenzial vielleicht für die Wahl Ihres Ehemannes einsetzen könnte.

Livestream der Twitter-MPs

Bleibt eigentlich nur noch ein faszinierendes Werkzeug vorzustellen. Im „Tweetminister“ lassen sich nämlich alle (hier wird auf Nutzerhinweise gesetzt) twitternden MPs nach Parteizugehörigkeit auswerten und in einem Livestream verfolgen. Man kann sogar seinen eigenen Abgeordneten über die Postleitzahl des jeweiligen Wohnorts und damit Wahlkreises suchen lassen – vielleicht ist er ja auch unter den twitternden Abgeordneten des britischen Unterhauses.

Bilder: Screenshots BBC News, Telegraph.

Notizen zu sozialen Netzwerken in Europa

Wenig beachtet hat in der vergangenen Woche die European Network and Information Security Agency (kurz ENISA) ihren aktuellen Bericht zur Internetsicherheit veröffentlicht. Darin geht es in diesem Jahr schwerpunktmäßig um das Thema „soziale Netzwerke“:

Experiencing online social networking sites (SNSs) has become one of the most
popular activities carried out on the Internet. The modern way of staying in
touch with business and personal contacts is to be present on social networking
sites and to communicate using e-mail and other digital tools. The social
networking phenomenon has registered an exceptional growth trend and there has
been a widening in terms of users profiles involved in such activity (1),
affecting and changing consequently the way people get in contact, meet,
communicate and share opinion, information and ideas. This phenomenon is rapidly
evolving not only in relation to the audience, changing its demographics, but
also in relation to the way the audience itself can experience social networks.
Besides traditional computer-based access, users are now able to access social
networks through their mobile phones.

Im folgenden werden neue Daten zur Verbreitung von sozialen Netzwerken in Europa dargestellt:

Of the around 283 million European users, 211 million of them, aged 15 and older
who accessed Internet via a home or work computer, visited a social networking
site. The largest public is represented by the UK with 29 million visitors,
reaching 80% of the countrys total Internet audience. Among all social
networking sites, Facebook has gained a top position throughout the majority of
European countries. A research conducted by comScore  stated that, of the 17
European countries included in the study, Facebook played a leading role in the
social networking category in 11 of them in terms of unique visitors. The
sites largest audience is in the UK with about 23 million visitors followed
by France with about 14 million visitors. The only countries in which Facebook does not hold the No 1 or No 2 position are Germany (No 4), Portugal (No 3) and Russia (No 7).

Abschließend geben die Autoren den Nutzern der Netzwerke ein Regelwerk an die Hand; in Form goldener Regeln. So sollen Nutzer Spitzennamen verwenden und sich nach einer Sitzung am Rechner immer abmelden. Dem Netzwerk sollten sie dabei nicht erlauben, die Zugangsdaten im Cache zu speichern

Golden rules:

1. Consider carefully which images, videos and information you choose to publish

2. Never post sensitive information

3. Use a pseudonym

4. Do not accept friend requests from people you do not know

5. Verify all your contacts

6. etc.

Nicht ganz uninteressant erscheint in diesem Zusammenhang auch ein Artikel von heise-Online aus der vergangenen Woche:

Soziale Netzwerke sind „wahre Fundgruben für Ermittlungs- und Fahndungszwecke“. Das schreiben die Polizeidozenten Axel Henrichs und Jörg Wilhelm in einem Aufsatz der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Kriminalistik. Analog zum verdeckten Ermittler (VE) müsse die Polizei verstärkt virtuelle verdeckte Ermittler (VVE) einsetzen.

Screenshot: ENISA