Schlussspurt der Unterstützer

Die Parteien haben ihre Unterstützernetzwerke sicher nicht verheimlicht, aber den großen Funktionsumfang haben sie auch nicht gerade an die große Glocke gehängt. Nicht einmal eine Woche vor der Wahl ist es besonders spannend, einen Blick in die Onlinenetzwerke zu werfen. Wie binden die Parteien die Unterstützer in die letzte, in die heiße Wahlkampfwoche ein?

Schon beim ersten Blick in die Unterstützerseiten der großen Parteien muss man feststellen, dass eine vollständige Übersicht über deren Funktionsvielfalt unmöglich in einem Blogbeitrag gegeben werden kann. Auf unzähligen Seiten, Profilen, Foren, Kommentaren und Blogs äußern sich Mitarbeiter und Mitglieder, werden Wahlkampfaktionen geplant und politische Debatten vorbereitet. Wir wollen daher hier nur einen ganz kleinen Einblick in die Welt von teAM2009, meineSPD, mitmacharena, meine Kampagne und linksaktiv geben.

CDU: teAM 2009

teamdeutschland

Die CDU hat in ihrem Unterstützerportal teAM2009 einen Plan für die letzten Tage vor der Wahl eingestellt. Für die nächsten 4 Tage gibt es Themenschwerpunkte, für die eigene Flugblätter herunter zu laden sind. Ausführlich beschreibt die CDU ihre Ideen für die letzten 72 Stunden, die von Verteilaktion (neudeutsch: Canvassing?) über Firmenbesuche bis hin zu direkter Wähleransprache reichen. Noch verbesserungswürdig ist die Aktivierung der Unterstützer: Unter den Vorschlägen für die letzten 3 Tage findet sich keine Möglichkeit, direkt einen Ansprechpartner zu erreichen oder sich als Teilnehmer einzutragen.

SPD: meineSPD

meinespd

Auch die SPD bietet ihren Unterstützern ein umfangreiches Aktionspaket für die letzten 72 Stunden vor Schließung der Wahllokale. Allerdings werden die Ideen, die mitunter einiges kreativer als bei der  CDU sind, nur wirklichen Parteimitgliedern zugänglich gemacht und sind auch für diese nicht leicht zu finden. Dafür ist aber die PDF weit ausführlicher als die wenigen Stichpunkte im teAM-Portal. Kleiner aber feiner Detailunterschied: Während die CDU nur per Telefon herumfragen möchte, ob manche Bekannte noch nicht wählen waren, schlägt die SPD dafür Facebook und SMS vor.

FDP: mit mach arena

mitmacharena

Die FDP gibt ihren Unterstützern in der mitmacharena Aktionsideen für den „heißen Endspurt“. Auch wenn der Titel funkensprühenden Ideenreichtum vermuten lässt, die tatsächliche Auflistung bleibt blass. Aufkleber am Auto, FDP-Plakate im Wohnzimmerfenster und die üblichen Anrufe oder Besuche bei Unentschlossenen. Kreativer ist da schon die Idee, junge Wähler zu einem „private viewing“ von Stefan Raabs Sendung zur Bundestagswahl einzuladen und anschließend mit ihnen zu disktuieren. Wie bei den anderen Parteien fehlt auch bei der FDP die Möglichkeit, direkt einen Ansprechpartner oder Unterstützer zu finden.

Grüne: Meine Kampagne

meinekampagne

Die Grünen bieten in jedem Fall die optisch überzeugendste Darstellung ihrer Aktionen im Wahlkampfendspurt – und machen sie gleich ganz öffentlich. Die Unterstützer werden aufgerufen, Bekannte und Freunde mit Infomaterial per Video oder direkter Ansprache als Brief auf die Wahl hinzuweisen. Außerdem darf natürlich der Aufruf zum Telefonieren nicht fehlen. Eine besondere Aktion bieten die Grünen mit „3 Tage wach“ an. Dort werden rund um die Uhr bis zur Wahl Anfragen der Bürger beantwortet, die auf allen erdenklichen Kanälen eingereicht werden können. Ganz fortschrittlich kann man als Unterstützer mit nur einem Klick unter dem Artikel seine Teilnahmebereitschaft signalisieren.

Die Linke: linksaktiv

linksaktiv

Bei der Linken finden sich (auf den ersten Blick?) keine Anregungen für die letzten Wahlkampftage oder gar den Wahltag selbst. Die letzten „Aufgaben“ sind schon etwas älter, einzig das TV-Duell kann noch mit etwas Aktualität punkten. Statt einer wirklichen Ausrüstung mit Aufgaben scheint bei der Linken die Vernetzung der Community der wichtigere Zielpunkt zu sein. Bei keiner anderen Unterstützerseite finden sich so viele Anknüpfungspunkte für die Unterstützer. Ob das allerdings die richtige Agenda für eine Wahlkampfplattform ist, muss man wohl offen lassen.

Zukunft des politischen Fernsehens

Eine Woche vor dem Wahltag scheint der TV-Wahlkampf beendet, jedenfalls aus der Sicht von Peter Frey, dem Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios. Etwas kurios wirkt es nun, dass ausgerechnet eine ZDF-Produktion im inhaltsleersten Wahlkampf der letzten Jahre ein Experiment wagt, das für beides die Lösung bietet. Mit „Erst fragen, dann wählen“ kommen die Themen zurück und werden in Fernsehen und Internet gesehen, kommentiert und hinterfragt.

steinmeierwahlzentrale

Fast 3000 Fragen hat das ZDF gemeinsam mit seinen Partnern von meinVZ und ZEIT Online eingesammelt und die Spitzenkandidaten aller Parteien eingeladen, diese zu beantworten. Und bis auf die Kanzlerin Angela Merkel nahmen erstaunlicherweise alle Kandidaten die Einladung an. Am Samstag bereits stellten sich Guido Westerwelle und Peter Ramsauer den Fragen, am Sonntag folgten Frank-Walter Steinmeier, Jürgen Trittin und zuletzt Gregor Gysi.

In Zeiten von immer ähnlicher werdenden Formulierungen wirkte es schon etwas bedrohlich, wenn eine weitere Talkshow den Politikern eine Bühne gibt. Wo soll man noch den Unterschied zwischen Unser Land kann mehr“ und „Deutschland kann es besser“ fest stellen? Was bedeutet es für unser Land, Atomkraft als „Brückentechnologie“ zu nutzen oder so schnell wie möglich auf erneuerbare Energien umzustellen?

westerwellemoderatoren

Auch auf dem Gebiet der Netzpolitik sind die Äußerungen von Grünen, Linken, Liberalen und Piraten kaum noch zu unterscheieden. Die Parteien streiten mit nahezu identischen Aussagen um die Deutungshoheit über die Begriffe. In jeder Talkshow formulieren Politiker ihre glatt geschliffenen Aussagen und die Wahlprogramme helfen nicht beider Aufklärung.

Wenn es auch etwas überzogen klingt, das ZDF hat mit seinem Format „Erst fragen, dann wählen“ einen Weg aus dem Dilemma aufgezeigt. Die direkte Einmischung von Zuschauern, Wählern im Studio und Chattern auf allen Kanälen zwingt Politiker, ihre Aussagen zu konkretisieren. Die Wählerinnen und Wähler lassen sich eben nicht mehr mit Plattitüden abspeisen, sondern wollen genau wissen, wohin Politik gehen soll. In der heutigen Ausgabe mussten sich sowohl Steinmeier als auch Trittin die Mühe machen, ihre Aussagen zu präzisieren – nachdem das Feedback aus einer Studenten-WG über Liveschaltung und aus dem Netz über twitter es in die Sendung schaffte.

trittintalk

In einem weiteren Punkt hat das Format Dämme gebrochen, die den Wahlkampf bisher so hektisch und inhaltsleer machten. Statt eines konzentrierten Programms von 45 Minuten mit unzähligen Talkgästen räumt das ZDF jedem Kandidaten fast 90 Minuten Zeit ein. Natürlich entsteht so für den Zuschauer und vor allem für die Moderatoren und Mitarbeiter ein Marathon – doch zum ersten Mal hat man am Ende das Gefühl, eine angemessene Auseinandersetzung mit den Themen erlebt zu haben.

Fast 80% sind in einer spontanten und unrepräsentativen Befragung daher der Meinung, die Sendung sei „einfach nur super“ und gehöre in das ZDF-Hauptprogramm. Der Sendeplatz auf dem ZDF-Infokanal kann auch in Kombination mit Live-Streams auf meinVZ und ZEIT Online nicht darüber hinweg täuschen, dass einem solchen Format viel mehr Aufmerksamkeit gebührt.

Das ZDF hat ein Experiment gewagt, das die Zukunft des politischen Fernsehens sein kann. Besonders beeindruckend ist das in einem so einschläfernden Wahlkampf wie in diesem Jahr.

Bilder: ZDF

Versteckspiel im Netz

Die Parteien kämpfen in diesem Jahr nicht nur um die Stimmen am Wahltag, sondern auch um die Vorherrschaft im Internet. Medien aller Branchen erwecken den Eindruck, als sei das Internet schon zum wahlentscheidenden Kommunikationsmittel geworden. Der Branchenverband Bitkom hält fest, das Netz sei die wichtigste Informationsquelle für Jüngere und werde zum zentralen Medium für die Kommunikation zwischen Politik und Bürgern. Meedia.de hält dagegen und bilanziert eine „ernüchternde“ Reichweite der Parteiwebsites. Ein erster Blick ins Netz.

Ob nun das Internet die wichtigste oder eine vollkommen überschätzte Informationsquelle für den Bürger ist, darüber soll man ruhig weiter streiten. Doch auch die niedrigen Zahlen von Meedia.de zeigen immer noch Nutzerzahlen von 30.000 bis 50.000 Besuchern im Monat. Das ist mehr, als man auf den meisten Wahlkampfveranstaltungen erreicht – wenn man nicht gerade die Kölnarena oder das Olympiastadion füllen kann. Für diese Besucher also sollten die Websites eine Möglichkeit sein, sich über die Kandidaten und die Politik der Parteien zu informieren. Wie leicht machen es nun die Parteien den Bürgern, an die einfachsten Informationen zu kommen? Wir haben die Startseiten von CDU, SPD, FDP, Grünen und der Linken analysiert.

Dazu haben wir die erste Seite der Internetauftritte etwas abgedunkelt und nur die Teile wieder hell eingefärbt, in denen entweder das Wahlprogramm, die Kandidaten oder eines der Mitmach-Portale der Parteien vorgestellt wurden. Als Größe für den Ausschnitt der Seiten haben wir die kleinstmögliche Fläche genommen, auf der sich eine Partei präsentiert. Der CDU reichen für ihre Startseite 572.000 Pixel. Das gleiche Format haben wir daher auch den anderen Parteien zugestanden. Nicht zuletzt auch aus dem Grund, dass viele Nutzer einen nicht allzu großen Bildschirm benutzen und auf den ersten Blick ohnehin nicht mehr sehen können.

cdu

spd

fdp

gruene

linke

Das Ergebnis ist enttäuschend. Die Parteien räumen den relevantesten Informationen den wenigsten Platz ein. Wichtig ist für sie vielmehr, eine Illusion  von Aktualität zu schaffen, indem sie Meldungen und Berichte aus dem Wahlkampf einbinden. Zugegeben, auch für diese Inhalte muss es Platz auf der Startseite einer Partei im Wahlkampf geben. Dennoch müssen sich die Verantwortlichen fragen, ob das wirklich die Information ist, die ein großer Teil ihrer Besucher sucht.

Besonders drastisch fällt das Ergebnis bei der FDP aus. Nur in der Navigationsleiste findet sich ein Hinweis auf das Programm, den Hinweis auf die Mitmach-Arena der FDP werden auch nicht alle Besucher zu schätzen wissen. Ein ähnliches Bild bietet sich bei der Linken, die immerhin auf Programm und Kandidaten in der Navigation verweist und mit einer Wortwolke Zugang zu weiteren Informationen gewährt. Bei den Grünen sieht es nicht wesentlich anders aus, Links in der Navitgation und ein Verweis auf das eigene Netzwerk dominieren gemeinsam mit den aktuellen Elementen die Startseite.

Fazit

Wie es besser geht, zeigen SPD und CDU. In einer „großen Koalition der Nutzerführung“ scheinen sich deren Internetseiten mehr am Interesse des Besuchers zu orientieren. Die CDU schafft es trotz einer großen Bühne für ihre News auch auf Angela Merkel und die Wahlkampfveröffentlichungen hinzuweisen. Sogar einen gesonderten Zugang für einzelne Zielgruppen wie Frauen, Senioren oder die Jugend bringt die CDU auf ihrer übersichtlichen Startseite unter.

Die beste Übersicht bietet eindeutig die Internetseite der SPD. Die als hochinnovativ angepriesene „Content-Box“ auf der Startseite ermöglicht einen schnellen, unkomplizierten Zugang zur Vorstellung des Kandidaten und seines Kompetenzteams, verweist ausführlich auf Steinmeiers Deutschland-Plan und listet sogar kurz und bündig 8 konkrete Ziele auf. Auch auf die Plattform wahlkampf09 wird verwiesen.

Es gibt noch einiges aufzuholen auf den Parteipräsenzen im Internet. Unabhängig vom Ruf nach immer mehr direkter Kommunikation mit dem Wähler, nach dem Rückkanal in die Politik – zuerst sollten die Parteien die Möglichkeiten des herkömmlichen Internet nutzen, bevor sie sich in die Zukunftswelt des Web 2.0 begeben.

Als zusätzliche Information für unsere Leser haben wir noch Screenshots der Internetseiten von Parteien, Kandidaten und deren sozialen Netzwerken hochgeladen. Alle Bilder: die jeweiligen Parteien.

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Live in getrennten Welten

Das TV-Duell von Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier wurde mit einer Flut von Nachrichten, Kommentaren und Beiträgen im Netz begleitet. Ein kleiner Überblick über Beispiele, Chancen und Gefahren der Netzkorrespondenten.

watchblog

Erstmals beteiligten sich auch Parteien und Politiker an der in Echtzeit geführten Debatte über die Debatte. Wie angekündigt nutzte die SPD zahlreiche Kanäle, um die Aussagen ihres Steinmeiers zu stützen und die von Merkel in Frage zu stellen. Im Schwarz-Gelb-Watchblog fanden sich hier kurze, aber aufschlussreiche Einwürfe zum Duell. Der hauseigene Twitter-Account wurde dagegen nur als Linkmaschine für den Watchblog benutzt und verschenkte so Potenzial. Wahlkampfchef Kajo Wasserhövel verabschiedete sich ganz aus der Online-Kommentierung, General Hubertus Heil meldete sich sporadisch. Bei der CDU war das Team Deutschland aktiv, ging aber nicht über das Bejubeln von Merkel-Aussagen hinaus. Im offiziellen Twitter-Account der Union trudelten ebenfalls nur ausgewählte Zitate ein. Seitenhiebe auf den Gegner finden sich kaum.

steffilemke

Steffi Lemke schoss für die Grünen ein regelrechtes Twitter-Feuerwerk ab und zeigte die Bissigkeit, die dem Duell der Regierenden fehlte. Auch der Parteikanal der Grünen mischte sich bei Twitter ein. Die Linke setzte mehr auf Facebook als Kommentarfeld und veröffentliche die Beiträge parallel bei Twitter. Da Facebook aber mehr Zeichen zulässt, verlor man durch die bei Twitter auf 140 Zeichen abgeschnittene Nachricht schnell die Lust am Mitlesen. Kurzentschlossen kommentierten die Jungen Liberalen dann doch noch bei Twitter mit dem Verbandsprofil und durch den Vorsitzenden. Vereinzelt äußerten sich auch Bundestagsabgeordnete der FDP.

Diverse Live-Blogs boten die wohl interessanteste Berichterstattung über das TV-Duell. Bei hingesehen.net konnte man auch ohne Fernsehgerät nah am Geschehen bleiben und der SPD-nahe Blog von Mathias Richel/Malte Welding zog zahlreiche Kommentatoren an. Der prominenteste Live-Blog kam vom ZDF, gefüllt direkt aus dem Studio in Berlin und den ZDF-Büros in Mainz. Angetreten mit 4 Live-Bloggern hätte man eigentlich während des Duells einiges mehr erwarten können. Zum Ende der Übertragung aber liefen die Experten zu Hochtouren auf und gaben früh sehr treffende Einordnungen ab.

wahlde

Tragisch war es schon fast, dass das eigentlich ambitionierteste Projekt des Abends schlicht unter den Anforderungen zusammen brach. Das Team von wahl.de hatte ein Live-Transcript auf die Beine gestellt und wollte nicht nur die Aussagen der Kandidaten direkt wiedergeben, sondern auch direkt von den Besuchern kommentieren lassen. Eine unfassbare Zahl an Zugriffen zeigte ein großes Interesse an dem Angebot, verhinderte aber gleichzeitig dessen Siegeszug. Vielleicht kann die Nachricht etwas trösten, dass auch das ZDF, Spiegel Online und Bild.de teilweise Probleme mit dem Datenverkehr hatten. Die halbe Nacht saß manbei wahl.de in Berlin noch an der Nacharbeit. Damit wird aber das Kanzlerduell-Transcript zu einem Teil der Nachbereitung des Duells und damit nicht weniger interessant. Seit heute morgen ist es komplett online und lädt zu Kommentaren ein.

Im TV kam von alldem nichts an. Das Internet schien ein Paralleluniversum zu sein. Doch ein Blick in die Kommentare hätte manche Fehler des Duells noch korrigieren können.

Die Sekundanten des Duells

Schaute man sich gestern auf den Internetseiten von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 um – man wäre nicht auf die Idee gekommen, dass am Sonntag schon das wichtigste Wahlkampfereignis, das direkte Aufeinandertreffen von Merkel und Steinmeier im TV-Duell auf jenen vier Sendern gezeigt wird. Aber auch bei den Parteien war keine Vorankündigung zu finden, kein Hinweis auf eine entweder euphorische oder kritische Begleitung des Duells. Dieses etwas diffuse Bild lichtet sich mittlerweile und so kann man eine erste Prognose für die Debattenbegleitung stellen.

5074-tv-duell-profilbild1Erstaunlicherweise steigen in diesem Jahr nicht nur unabhängige Kommentatoren, sondern auch die Parteien selbst ins hektische Live-Geschäft ein. Die SPD kündigt groß auf ihrer Internetseite an, das Duell gleich auf drei Kanälen zu begleiten. Im noch recht jungen Schwarz-Gelb-Watchblog wird sich an Merkels Aussagen abgearbeitet werden, während Facebook und Twitter die wirklich direkte Rezeption übernehmen sollen. Die Sozialdemokraten statten ihre Anhänger sogar mit einem neuen Profilbild aus, mit dem in sozialen Netzwerken auf das Duell hingewiesen werden soll. Nette Idee.

Parteien mischen sich im Netz ein

Auch die CDU wird sich in die Diskussion einmischen. Andreas Jungherr vom Team Deutschland nennt Twitter und die „entsprechenden Foren“ als christdemokratische Werkzeuge. Hauptsächlich dürfte wohl das Team Deutschland den Ton angeben, möglicherweise schaltet sich auch die Online-Redaktion ein. Für die Grünen wird Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke direkt aus dem Umfeld des Studios twittern. In einer Mail aus der Unterstützerseite linksaktiv.de wies Die Linke ihre Unterstützer darauf hin, dass sie via Live-Ticker,  Twitter und Facebook die Behauptungen von Steinmeier und Merkel prüfen wollen. Einzig die FDP scheint sich aus der direkten Debatte heraushalten zu wollen, was angesichts der lauten Töne von Guido Westerwelle in den letzten Tagen etwas verwunderlich wirkt.

Redaktionelles Rundumpaket

Aus der weniger parteiischen Berichterstattung lassen sich nur einige Beispiele hervor heben. Co-Autor Malte wird gemeinsam mit Dr. Christoph Bieber und Christian Marx vom ZMI Gießen ein Live-Blog für das ZDF schreiben. Dort gibt es bereits eine sehr interessante Einführung zu lesen. Ein weiteres Highlight ist das Live-Transcript von wahl.de, wo in beeindruckender Kleinarbeit jede Aussage der beiden Kandidaten live mitgeschrieben wird und direkt kommentiert werden kann. Spiegel Online wagt ein für hiesige Verhältnisse beachtenswertes Experiment und lässt in einer Kooperation mit Facebook die Nutzer auf der eigenen Seite kommentieren.

Die große Bandbreite von Kommentierungen im Internet können den schlechten Eindruck aber nicht wett machen, den die Sender selbst verursacht haben. Aus Angst um die eigene Quote wird es weder eine Radioübertragung noch einen Online-Stream geben. Eine gute Begründung, warum man eine so große Zahl von Wählerinnen und Wählern vom TV-Duell ausschließen will, kann man auch nicht liefern.

Was passiert nach der Debatte?

Diese fehlende Live-Übertragung im Internet könnte sich als Hindernis für die sogenannte Post-Debate erweisen, also für die Nachbereitung des TV-Duells. Während es den Journalisten aus Print und Fernsehen relativ leicht fallen wird, ihre Anmerkungen zur Geltung zu bringen, fehlt den Internetnutzern voerst eine Aufzeichnung. Sobald aber ein Mitschnitt des Duells es bis auf YouTube schafft, werden auch hier möglicherweise interessante Verarbeitungsformen auftauchen. Alan Schroeder beschreibt als amerikanischer Experte für TV-Duelle, was zur Präsidentschaftswahl 2008 passierte:

In the American debates of 2008, video-sharing websites like YouTube became another very important tool in post-debate reactions, because they allowed people to go back and watch debate highlights.  The original debate was therefore compressed into a few selected clips, which took on a life of their own.

John McCains eigenes Team sezierte das Auftreten von Barack Obama und bearbeitete den Videomitschnitt auf sehr pointierte Art und Weise. Ob auch die Parteien sich trauen werden, so offensiv mit dem noch fast sakral behandelten Medium Fernsehen umzugehen, muss man offen lassen. Die deutsche Nutzerschaft jedenfalls hat ihre Zuneigung zum „Remixen“ von politischen Videos im Internet schon bewiesen.

Bild: ZDF