Ein Forum ist kein Duell

Gastbeitrag von Dr. Christoph Bieber zu den TV-Debatten im Hessenwahlkampf

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Der hessische Sprint-Wahlkampf konzentriert sich auf  die zwei Wochen vor dem Wahltag. In diesem Zeitraum fallen auch die wenigen größeren Medienereignisse der Kampagne. Nachdem es im November einige Scharmützel um die Durchführung von TV-Debatten gab , muss der Hessische Rundfunk als analoges Leitmedium mit einem Rumpfprogramm zufrieden sein: Zum prestige- und reichweitenträchtigen „Duell der Spitzenkandidaten“ kommt es in diesem Januar nicht.

Noch vor Jahresfrist hatte die Konfrontation von Andrea Ypsilanti und Roland Koch dem Regionalsender ausgezeichnete Quoten beschert. Zwar müht sich der HR um ein möglichst breit gestreutes Programm auf verschiedenen Kanälen, doch mit dem sorgsam im Parteispektrum austarierten Line-Up dürften dieses Mal keine Bäume ausgerissen werden. Die Abwesenheit einer „großen TV-Debatte“ ermöglichte stattdessen publizistische Nebenschauplätze bei der Konkurrenz von Print und Hörfunk: so sorgten bereits die von der FAZ unter Ausschluss der Linkspartei organisierten Diskussionsrunden für Furore, und am Dienstag durfte Focus-Chef Helmut Markwort eine Radio-Elefantenrunde für den Privatsender FFH moderieren.

Allparteienrunde mit nur zwei Spitzenkandidaten

Die Folgen des Scheiterns einer Debatten-Vereinbarung mit den Spitzenkandidaten wurde den HR-Verantwortlichen auch beim Bürgerforum am vergangenen Donnerstag deutlich vor Augen geführt. In der Allparteienrunde waren mit Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) und Tarek Al-Wazir (Die Grüne) lediglich zwei Spitzenkandidaten präsent, für die CDU ging Generalsekretär Michael Boddenberg an den Start, die Linke schickte mit Janina Wissler die zweitplatzierte der Landesliste, die FDP mit Nicola Beer die Nr. 4. Weiterlesen

„YES WE are ObamaCANs“

Die „Obamamania“ nimmt immer neue Ausmaße an.
Schon vor einiger Zeit verkündete selbst die Eisenhower-Enkelin und engagierte Republikanerin (!) Susan Eisenhower, ihre Sympathien für den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama. (Susan Eisenhower: Why I’m backing Obama, erschienen in der Washington Post).

Der Spiegel greift ihre Stellungnahme in dieser Woche auf und Berichtet gar von einer Bewegung innerhalb der republikanischen Partei: die „Obamacans„.

Und selbst die deutschen Konservativen überschlagen sich fast vor Begeisterung, wenn Journalisten in Interviews auf Obama zu sprechen kommen.
Jüngst beispielsweise der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU Fraktion Norbert Röttgen im Gespräch mit dem Spiegel. Er hält Obama gar für den Boten einer neuen politischen Kultur, die auch für Deutschland beispielhaft sein könne.
Und auch so manche und so mancher, die noch vor kurzer Zeit (aber mittlerweile schon vergessen) der Politik von George W. Bush sehr positiv gegenüber gestanden haben, zeigen auf einmal Interesse an einem „neuen“ Amerika.

Einzig und alleine die bayrische CSU geht einmal mehr Sonderwege…
Das Barack Obama T-Shirt des SPD-Fraktionschefs im bayrischen Landtag kommentierte Christine Haderthauer (Generalssekretärin der CSU), laut „Parlament“ und „Süddeutschen-Zeitung“ humorvoll:

„In Bayern sind die Schwarzen immer noch wir“.

Trotz all‘ dem konnte man noch zwei interessante und meiner Meinung nach richtige Aspekte aus dem Interview mit Norbert Röttgen im Spiegel mitnehmen:
1. Auf die Frage, wer der deutsche Barack Obama werde, antwortete er dass kein deutscher Barack Obama gefunden werden könne. Man solle ihn in Deutschland nicht einmal suchen. Denn in Deutschland könne keine Einzelperson einen Prozess auslösen wie Obama in Amerika.

=> Was natürlich auch ganz klar mit dem deutschen Parteiensystem im Vergleich zur amerikanischen Präsidialrepublik zu tun haben könnte…

2. Desweiteren wurde Röttgen befragt, ob es nicht sein könne, dass Obama bald verflucht werde, da er bereits jetzt die Europäer zu mehr Engagement für Einsätze in Krisengebieten aufgefordert habe. Und zu erwarten sei, dass Obama die deutschen Politiker zu weiteren militärischen Beteiligungen auffordern würde.
Röttgen antwortete darauf, dass Obama vermutlich noch vehementer ein deutsches Engagement forde, als das bei McCain der Fall wäre. Was darin liege, dass Obama bislang mit deutscher und europäischer Sicherheitspolitik weit weniger vertraut sei.