Der Wahlkampf des Peer Steinbrück

Was wurde eigentlich aus Peer Steinbrücks Kompetenzteam? Der Gewerkschafter Klaus Wiesehügel war mit allen noch mal Schnitzel essen.

Bis zum Ende der Koalitionsverhandlungen saß Klaus Wiesehügel noch in der Verhandlungsgruppe mit Andrea Nahles, seither ist Ruhe. „Es gab noch ein Abschiedstreffen des Kompetenzteams. Es gab Schnitzel und Wein. Der Peer musste dann aber schnell weg.“

Onlinewahlkampf in NRW

In großen Schritten rückt die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen näher. Höchste Zeit zu schauen, was sich im Landtagswahlkampf online so tut.

„Currywurst ist SPD.“

Die SPD versuchte es mit einer neuen Idee. In ihrem, inzwischen wieder aktivierten, Blog rief man zum Plakatwettbewerb auf. Online konnten selbstgestaltete Plakate für den Landtagswahlkampf eingereicht werden. Mit dieser Idee und den zum Teil sehr skurrilen Entwürfen hat sich Lenz Jacobsen im ZEIT Politik-Blog bereits ausführlicher beschäftigt.

Am 12. April hat nun eine Jury, der u.a. Nico Lumma angehörte, die fünf besten Plakate ausgewählt.

Über die Facebookseite von Hannelore Kraft ließ man diese Vorschläge anschließend abstimmen und nach einiger Mobilisierung, u.a. auch durch Martin Sonneborn, erreichte der Entwurf „Currywurst ist SPD.“ fast 5000 Likes. Alles was ich dazu sagen würde hat Thomas Knüwer bereits gestern veröffentlicht: „SPD NRW: Hast Du keinen Shitstorm, bau Dir einen„.

Mit Blog und Mediathek in den Wahlkampf

Die CDU hat derweil ein „Kampagnenportal“ zur Landtagswahl online gestellt. Beim Aufruf von cdu-nrw.de landet man nun nicht auf der eigentlichen Parteiseite, sondern auf wahl2012.cdu-nrw.de. Positiv fällt auf, dass auch die CDU wieder blogt. Und so bleibt die Hoffnung, dass auch dieses Angebot nicht gleich nach der Wahl direkt wieder in der Versenkung verschwindet. So wie es leider auch nach der letzten Landtagswahl einmal mehr der Fall war.

Auch wenn es eigentlich selbstverständlich sein müsste, ist positiv hervorzuheben, dass unter dem Punkt „Mediathek“ alle digitalen Wahlkampfinhalte bereit gestellt werden. Denn es verwundert mich bis heute, dass es noch immer häufig versäumt wird die Wahlplakate und Wahlkampfspots direkt mit der Veröffentlichung vor der Presse auch online bereitzustellen. Die CDU bietet ihren Unterstützern hier eine schöne Übersicht.

Alles neu macht der… März

Auch die Grünen halten es genauso und bieten online ihre kompletten Kampagnenelemente an. So wurden die Wahlplakate auch wirklich gleichzeitig mit der offiziellen Vorstellung online gestellt.

Spannender aber ist, dass die Grünen es trotz des Wahlkampfrummels noch geschafft haben, rechtzeitig vor der heißen Phase des Wahlkampfs ihren kompletten Internetauftritt zu relaunchen. Hierbei lohnt sich übrigens auch ein Blick in den Quelltext der Seite.

Neben der neuen Internetseite wurde außerdem gruen-macht-den-unterschied.de gelauncht. Dort können Unterstützer ihre persönlichen Wahlaufruf formulieren, veröffentlichen und in ihrem Bekanntenkreis verteilen.

Ruhe bei der FDP

Bei der FDP sieht es dagegen derzeit (noch?) ruhig aus. Einzig bei Facebook und Twitter ist schon etwas zu bemerken. Insbesondere die Julis in NRW sind auf Facebook durchaus aktiv, mobilisieren ihre Unterstützer und stellen Profilbanner mit dem Wahlkampfslogan und Bild von Christian Lindner bereit.

Der FDP-Spitzenkandidat twittert derweil seit einigen Wochen wieder recht aktiv und zeigt, dass er mitten im Wahlkampf gelandet ist. Noch immer gehört er zu den „Twitter-Stars“ in NRW und vereint weiterhin fast doppelt so viele Follower auf sich, wie Hannelore Kraft.

Auch bei der Linkspartei wird gebloggt

Auch bei der Linkspartei gibt es derzeit wenig spannendes zu beobachten. Einzig und alleine ein neu gestartetes Weblog weckt das Interesse. Aber auch hier lässt bereits die URL (dielinke-nrw.de/wahl_2012/newsblog/)  vermuten, dass es sich lediglich um eine reine Wahlkampfaktivität handelt. Aber vielleicht werde ich doch einmal überrascht.

Die Ruhe vor dem Sturm?

Wenig war ebenfalls bislang von den Piraten, im Zusammenhang mit Onlineaktivitäten, zu hören. In Nordrhein-Westfalen, wo sie bereits bei der Kommunalwahl 2009 erste Erfolge feiern konnten, wurde die Messlatte sehr hoch gesetzt. Und so wird es in den kommenden Wochen spannend werden, ob sich die Piraten deshalb, wie in Berlin, vor allem auf den „klassischen“ Wahlkampf konzentrieren oder ob uns noch ein spannendes Onlinefeature erwartet. Inhaltlich bietet die Internetseite der Piraten derzeit jedenfalls nicht viel mehr als die der Konkurrenten.

Interessant ist übrigens, dass Onlineplakatspenden inzwischen bei fast allen Parteien möglich sind. So auch bei den Piraten. D.h. der Spender kann ein bestimmtes Plakatmotiv zu einer selbst gewählten Zeit, an einem selbst gewählten Ort plakatieren lassen und übernimmt die dafür entstehenden Kosten.

Auch die Landeszentrale für politische Bildung NRW ist aktiv

Nicht nur die Parteien sind mit verschiedenen Angeboten in den Wahlkampf gestartet. Auch die Landeszentrale für politische Bildung in NRW hat mit politische-bildung.nrw.de/20 eine neue Seite gelauncht. Der von wahl.de bekannte Social-Network-Stream wurde dafür auf Abgeordnete aus NRW komprimiert. Und so lassen sich in dem Stream die Tweets und Facebookposts aller MdLs, MdBs und MdEPs aus NRW darstellen. Eine schöne Sache, die es erleichtert, den Überblick zu behalten.

Ich habe mich über dieses Tool gleich doppelt gefreut, da es am Wahlabend sicher ganz nützlich werden könnte, wenn ich wieder für das ZDF bei einer neuen Ausgabe der „Wahl im Web“ im Einsatz bin. Zu sehen wie gewohnt im ZDFinfokanal und auf heute.de. Dieses Mal von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr, live aus Düsseldorf. Also schon mal dick im Kalender anstreichen ;-).

Nicht nur in den USA wird gewählt

Mal abgesehen von den beiden kleineren Landtagswahlen im Saarland und in Schleswig-Holstein scheint es 2012 nur einen interessanten Wahlkampf zu geben. Und zwar den um die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten.
Außen vor bleibt, aus deutscher Perspektive, einmal mehr der Präsidentschaftswahlkampf in unserem Nachbarland Frankreich. Lediglich Merkels Wahlkampfbesuch in der vergangenen Woche war eine Nachricht wert.

Schon der französische Wahlkampf 2007 wurde hierzulande kaum beachtet. Dabei waren es die Franzosen, die ein Jahr vor Barack Obamas Wahlkampf, verschiedene Onlineplattformen als völlig neue Wahlkampfinstrumente nutzten. Insbesondere der damals revolutionäre Einsatz von YouTube-Clips im Wahlkampf ist mir im Gedächtnis hängen geblieben. Und von der französischen Blogosphäre habe ich an dieser Stelle noch gar nicht gesprochen. Von daher könnte es sich durchaus lohnen, den Wahlkampf in Frankreich in den kommenden Wochen im Auge zu behalten.

Seit heute gibt es übrigens einen offiziellen (und auch schon verifizierten) Twitteraccount von Nicolas Sarkozy (@NicolasSarkozy) und allfacebook.de beschäftigt sich mit dessen Einsatz der Facebook Timeline im Wahlkampf. Denn interessanter Weise nutzt Sarkozy nach wie vor ein Facebook Profil und ist nicht auf eine Page umgestiegen.

Schlussspurt der Unterstützer

Die Parteien haben ihre Unterstützernetzwerke sicher nicht verheimlicht, aber den großen Funktionsumfang haben sie auch nicht gerade an die große Glocke gehängt. Nicht einmal eine Woche vor der Wahl ist es besonders spannend, einen Blick in die Onlinenetzwerke zu werfen. Wie binden die Parteien die Unterstützer in die letzte, in die heiße Wahlkampfwoche ein?

Schon beim ersten Blick in die Unterstützerseiten der großen Parteien muss man feststellen, dass eine vollständige Übersicht über deren Funktionsvielfalt unmöglich in einem Blogbeitrag gegeben werden kann. Auf unzähligen Seiten, Profilen, Foren, Kommentaren und Blogs äußern sich Mitarbeiter und Mitglieder, werden Wahlkampfaktionen geplant und politische Debatten vorbereitet. Wir wollen daher hier nur einen ganz kleinen Einblick in die Welt von teAM2009, meineSPD, mitmacharena, meine Kampagne und linksaktiv geben.

CDU: teAM 2009

teamdeutschland

Die CDU hat in ihrem Unterstützerportal teAM2009 einen Plan für die letzten Tage vor der Wahl eingestellt. Für die nächsten 4 Tage gibt es Themenschwerpunkte, für die eigene Flugblätter herunter zu laden sind. Ausführlich beschreibt die CDU ihre Ideen für die letzten 72 Stunden, die von Verteilaktion (neudeutsch: Canvassing?) über Firmenbesuche bis hin zu direkter Wähleransprache reichen. Noch verbesserungswürdig ist die Aktivierung der Unterstützer: Unter den Vorschlägen für die letzten 3 Tage findet sich keine Möglichkeit, direkt einen Ansprechpartner zu erreichen oder sich als Teilnehmer einzutragen.

SPD: meineSPD

meinespd

Auch die SPD bietet ihren Unterstützern ein umfangreiches Aktionspaket für die letzten 72 Stunden vor Schließung der Wahllokale. Allerdings werden die Ideen, die mitunter einiges kreativer als bei der  CDU sind, nur wirklichen Parteimitgliedern zugänglich gemacht und sind auch für diese nicht leicht zu finden. Dafür ist aber die PDF weit ausführlicher als die wenigen Stichpunkte im teAM-Portal. Kleiner aber feiner Detailunterschied: Während die CDU nur per Telefon herumfragen möchte, ob manche Bekannte noch nicht wählen waren, schlägt die SPD dafür Facebook und SMS vor.

FDP: mit mach arena

mitmacharena

Die FDP gibt ihren Unterstützern in der mitmacharena Aktionsideen für den „heißen Endspurt“. Auch wenn der Titel funkensprühenden Ideenreichtum vermuten lässt, die tatsächliche Auflistung bleibt blass. Aufkleber am Auto, FDP-Plakate im Wohnzimmerfenster und die üblichen Anrufe oder Besuche bei Unentschlossenen. Kreativer ist da schon die Idee, junge Wähler zu einem „private viewing“ von Stefan Raabs Sendung zur Bundestagswahl einzuladen und anschließend mit ihnen zu disktuieren. Wie bei den anderen Parteien fehlt auch bei der FDP die Möglichkeit, direkt einen Ansprechpartner oder Unterstützer zu finden.

Grüne: Meine Kampagne

meinekampagne

Die Grünen bieten in jedem Fall die optisch überzeugendste Darstellung ihrer Aktionen im Wahlkampfendspurt – und machen sie gleich ganz öffentlich. Die Unterstützer werden aufgerufen, Bekannte und Freunde mit Infomaterial per Video oder direkter Ansprache als Brief auf die Wahl hinzuweisen. Außerdem darf natürlich der Aufruf zum Telefonieren nicht fehlen. Eine besondere Aktion bieten die Grünen mit „3 Tage wach“ an. Dort werden rund um die Uhr bis zur Wahl Anfragen der Bürger beantwortet, die auf allen erdenklichen Kanälen eingereicht werden können. Ganz fortschrittlich kann man als Unterstützer mit nur einem Klick unter dem Artikel seine Teilnahmebereitschaft signalisieren.

Die Linke: linksaktiv

linksaktiv

Bei der Linken finden sich (auf den ersten Blick?) keine Anregungen für die letzten Wahlkampftage oder gar den Wahltag selbst. Die letzten „Aufgaben“ sind schon etwas älter, einzig das TV-Duell kann noch mit etwas Aktualität punkten. Statt einer wirklichen Ausrüstung mit Aufgaben scheint bei der Linken die Vernetzung der Community der wichtigere Zielpunkt zu sein. Bei keiner anderen Unterstützerseite finden sich so viele Anknüpfungspunkte für die Unterstützer. Ob das allerdings die richtige Agenda für eine Wahlkampfplattform ist, muss man wohl offen lassen.

Prominente Wahlhelfer

Wie  üblich haben die Parteien auch zu dieser Bundestagswahl wieder alles gegeben, um möglichst viele mehr oder weniger bekannte Gesichter für ihre Kampagnen zu gewinnen.
Schauspieler Matthias Schweighöfer verkündete zwar vor kurzem, dass er es nicht für sinnvoll halte, wenn Promis öffentlich Wahlempfehlungen abgäben, aber es gibt sie natürlich trotzdem, die Partei-Promis.

Den medienwirksamen Aufschlag für den Promiwahlkampf machte die SPD bereits im Juli, als sie die aus der RTL-Sendung „Die Supernanny“ bekannte Pädagogin Katharina Saalfrank als SPD-Unterstützerin der Öffentlichkeit präsentierte. Bereits zuvor hatte das CDU-Unterstützerteam von Angela Merkel (TeAM Deutschland), jedoch mit einer vergleichsweise geringeren Medienaufmerksamkeit, den Schauspieler Markus Majowski als  Merkel-Unterstützer vorgestellt. Für die Meisten wesentlich bekannter wirbt die CDU-Kampagne seit heute auf ihrer Webseite mit dem ehemaligen Fussballnationalspieler Olaf Thon. Nur einen Tag zuvor hatten die Grünen angekündigt, dass sie in diesem Jahr im Wahlkampf durch Rockrebellin Nina Hagen unterstützt werden.

Neben den vorgestellten Personen haben sich auch schon einige Prominente im Rahmen der ZDF-Sendung „Illner intensiv“ zu einer Partei bekannt. So trat für die Grünen in der Sendung der Schauspieler Volker Brandt auf, da er der Überzeugung ist, dass ein Umdenken in Energiefragen notwendig ist. Als Fürsprecher für die Linkspartei ließ sich der Autor Wladimir Kaminer gewinnen, der bekundete, die Foderungen der Linken gingen ihm häufig nicht einmal weit genug . Die FDP wiederum wurde im Rahmen der Sendung von Florian Langenscheid (Verleger, Autor und TV-Moderator) vertreten. Als SPD-Unterstützerin wird in der nächsten Woche die Schriftstellerin Juli Zeh auftreten. Im Bundestagswahlkampf 2005 gehörte sie zu den Mitunterzeichnern, die den Aufruf von Günter Grass zur Unterstützung der Rot-Grünen Koalition unterschrieben hatten. Abzuwarten bleibt, wer für die CDU übernächste Woche, als letzte vorgestellte Partei, im Rahmen der Sendung in den Ring steigen wird.

Insgesamt hält sich die deutsche A- und B-Prominenz im Wahlkampf derzeit noch weitgehend zurück. Auch die SPD, die unter Gerhard Schröder für ihre prominenten Unterstützer bekannt war, hat öffentlich bislang noch wenig Werbung mit bekannten Gesichtern gemacht.

Während man den Promis derzeit noch eine Parteimüdigkeit bescheinigen kann, lässt sich zumindest nicht behaupten sie wären auch politikmüde. So beteiligt sich die deutsche Prominenz momentan an einer ganzen Reihe von Aktionen gegen die allgemeine Wahlmüdigkeit. Den Anfang machte gehnichthin.de (probono.tv & politik-digital.de) und weiter geht es mit der Aktion  „WonAir“ (Wahl on Air) der Bundeszentrale für politische Bildung, für die 80 Prominente im Rahmen von Radiowerbespots erklären, warum es sich lohnt wählen zu gehen.

Abzuwarten bleibt, was aus den prominenten Parteiunterstützern des letzten Bundestagswahlkampfes geworden ist. 2005 wurde Angela Merkel beispielsweise durch Modeschöpfer Wolfgang Joop unterstützt. Gerhard Schröder konnte damals u.a.  mit Entertainer Götz Alsmann, Techno-DJ Paul van Dyk, Klaus Meine von den Scorpions, Schlagersänger Roland Kaiser, Nobelpreisträger Günter Grass, Autorin Alexa Hennig von Lange und den SchauspielerInnen Iris Berben, Hannelore Elsner und Ottfried Fischer ein schon fast überdimensionales Promi-Unterstützerteam vorweisen.

Ob die prominenten Unterstützer auch in Zeiten einer umfragegebeutelten SPD, die mit 20-24% gehandelt wird, bereit sind, ihre Namen für die Kamapgne herzugeben, wird sich zeigen.

Bild: YouTube wirmachensTV