Versteckt eure Wahlprogramme

Am vergangenen Samstag hat mit der CDU auch die letzte der großen Parteien ihr Wahlprogramm für den Urnengang am 9. Mai beschlossen. Eigentlich wollten wir daher einen Blick auf die Inhalte der Agenden werfen. Doch auf dem Weg dorthin legen die Parteien ihren Bürgern so viele Steine in den Weg, dass dieser Artikel etwas anders aussehen muss. Wir geben die Wegbeschreibung, die die Parteien verweigern.

CDU mit kleinen Hinweisen

Als Nachzügler muss man den Konservativen wohl einen gewissen zeitlichen Bonus einrechnen. Doch ist es ja nicht so, dass man das Wahlprogramm noch gar nicht online gestellt hat. Man findet es nur nicht, wenn man sich auf www.cdu-nrw.de aufruft. Wenn man nicht unbedingt mit den parteiinternen Abläufen vertraut ist, wird man jedenfalls nicht das Wahlprogramm hinter dem großen Banner Nr. 3, auf dem der Landesparteitag präsentiert wird. Klickt man jedoch darauf, dann findet sich neben einer ellenlangen Presseerklärung ein kleiner Hinweis auf den „Beschluss des 31. Landesparteitags „Neue Sicherheit und Solidarität – Nordrhein-Westfalen 2020“ zum Download“ – auch bekannt als: das Wahlprogramm. Übrigens findet sich auch auf dem Unterstützernetzwerk „NRW für Rüttgers“, das einen umfassenden Live-Blog vom Landesparteitag führte, kein Link zum Wahlprogramm.

Linke ersetzt Wahlprogramm

Im Gegensatz zur CDU kann man vielleicht der LINKEN eine Absicht unterstellen. Schließlich hat man mit dem Dringlichkeitsprogramm das so kontrovers aufgenommene (und möglicherweise gar nicht so brisante) Wahlprogramm quasi aktualisiert, viele würden sagen: abgeschwächt. Zu finden ist das alte und immer noch gültige (?) Wahlprogramm auf den eigenen Servern. (Nach einem Link von Iris Bleyer)

Sozialliberale PDF

Bei der FDP lässt sich das Programm schon leichter auffinden. Auf der Startseite gibt es einen Button zur Landtagswahl, wo an erster Stelle über die bemerkenswerte Dialogsuche der FDP beim Schreiben des Programms berichtet wird. Auch ein Link zum Wahlprogramm selbst findet sich leicht. Zu mehr als einer PDF-Variante hat es, wie bei CDU und der LINKEN allerdings nicht gereicht.

Eine Tendenz, der sich die SPD gleich anschließt. Auch hier findet man leicht den Weg zum Wahlprogramm, in der riesigen und schick gemachten Bilderbühne auf der Startseite im Moment auf Rang 3 von 4. Hier verlinkt man nichtmal mehr auf eine Zwischenseite (die es mit etwas Suche auch gibt), sondern gleich auf die PDF. Man könnte die Wähler geschickter informieren.

Grüne zeigen, wie es geht

Fast schon verwundert registriert man nach so viel Lieblosigkeit die Programmseite der Grünen. Hier hat man richtig tief in die Trickkiste gegriffen. Über einen Link auf der Startseite kommt man zum „Grünen Zukunftsplan„, den man sich entweder als Kurzprogramm in „12 Gründe für Grün“ ansehen kann oder gleich mit seinen persönlichen Überzeugungen vergleichen – „Was sind deine Gründe?“ als Mitmach-Test. Es lässt sich ein Blick zurück auf den Programmparteitag werfen, denn die Eindrücke des Live-Blogs wurden festgehalten und zugänglich gemacht. Das Wahlprogramm selbst kann man nicht nur als PDF herunterladen, sondern auch barrierefrei direkt auf der Internetseite durchlesen. Sogar eine Wortwolke des Programms haben die Grünen eingebunden.

Mein persönliches Highlight aber sind die „Stimmen zum Programm“. Nach Verabschiedung des Wahlprogramms haben die Grünen auf dem Parteitag vertretene NGOs wie „Mehr Demokratie e.V.“ und den NABU um eine Stellungnahme gebeten. Und wer würde nicht gern solche Videos einbinden, wenn die Überschriften lauten: „Die Grünen haben alles richtig gemacht„, „So würden wir es auch machen„.

Piraten ganz stilecht

Am Rande sei noch erwähnt, dass das Programm der Piraten natürlich im parteieigenen Wiki zu finden ist. Aber auch wirklich nur dort.