Deutschland, deine Minister

Im regierungseigenen YouTube-Kanal stellen sich seit wenigen Wochen die Minister des Kabinetts Merkel III in kurzen Videos vor. Dass die Clips fast ausnahmslos etwas dröge wirken, scheint man bewusst in Kauf genommen zu haben – schließlich ist die Chefin selbst nicht gerade für ausgiebige Sympathie Kameras gegenüber bekannt. Aber daher muss man es der Regierung um so mehr zu Gute halten, die Videos veröffentlicht zu haben. Wer also schon immer mal wissen wollte, was dem einen Minister die Traditionen bedeuten und woher die andere Ministerin ihre Begeisterung für Politik hat, der kann sich in den 3-4 Minuten langen Clips darüber informieren.

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Ein Blick hinter die Fassade der Grünen

Die Fronten verhärten sich. Nachdem der CDU-Bundesverband am Sonntag die Kampagne „Die Dagegen-Partei“ vorgestellt hat, legt die CSU heute nach und übertrumpft ihre Mutterpartei sogar noch in ihrer Deutlichkeit. Mit einem 30-sekündigen YouTube-Clip wollen die Christsozialen vor den Grünen warnen und deren wahres Gesicht präsentieren.

Ob sie sich die CSU damit selbst einen Gefallen getan hat, sollte jeder selbst entscheiden. In jedem Fall können wir gespannt sein auf das, was uns in diesem Jahr noch so alles erwartet.

„Lasst es krachen!“

Alle Jahre wieder wenden sich sowohl der Bundespräsident als auch die Bundeskanzlerin mit einer Weihnachts- bzw. Neujahrsansprache an die Bevölkerung und kommentieren die allgemeine gesellschaftliche aber auch wirtschaftliche Lage Deutschlands. Bislang wurden diese Botschaften hauptsächlich via TV und Radio verbreitet. Doch in den letzten Jahren ist nun auch noch das Internet als Verbreitungsorgan hinzu gekommen. Immer wieder nehmen Interessierte die Videos auf und stellen sie beispielsweise bei YouTube ein. Trotzdem werden die Botschaften der Staatsoberen nach wie vor als Offlineproduktionen erstellt und verbreitet.

Doch die Möglichkeiten des Internets stoßen dafür immer mehr bei den Politikern auf Interesse, denen kein Sendeplatz auf ARD und ZDF eingeräumt wird. Ihnen wurde mit YouTube ein Instrument in die Hand gegeben, mit dem Sie selbstständig, ohne die Selektionsstufen der klassischen Medien, ihre Wähler ansprechen können.

Im folgenden haben wir eine kleine Auswahl der interessantesten und kuriosesten Weihnachts- und Neujahrsbotschaften von deutschen Politikern zusammengestellt.

http://www.youtube.com/watch?v=M0ZBSm_Dvj0

http://www.youtube.com/watch?v=g6QSbosIl34

Screenshot: http://www.youtube.com/watch?v=XhpHigLf6xU

Hessenwahlkampf 2.0 – Auf Sendung

Bisher wurde YouTube von Politikern eher als neuer Vertriebskanal wie das Fernsehen verwendet. Entweder verarbeitete man bereits vorhandenes Material, veröffentlichte Werbespots oder Presseansprachen einfach noch ein weiteres mal online. Oder es wurde bereits speziell für YouTube produziert – doch unter Beibehaltung der alten Regeln. Dass aber YouTube vor allem vom Dialog und der direkten, ernst nehmenden Ansprache des Zuschauers lebt, das hatte die Politik noch nicht begriffen.

Thorsten Schäfer-Gümbel

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Thorsten Schäfer-Gümbel räumt mit diesen Missverständnissen auf, er kann ja auch jeden Grad Bekannheit so kurz vor der Wahl noch gut gebrauchen. 50.000 Abrufe hatte seine Aufforderung zum Video-Dialog innerhalb von 4 Tagen, mittlerweile sind es 55.216. Dazu hat sicherlich das Medienecho beigetragen, vor allem der Artikel von SpiegelOnline dürfte einige Besucher aufmerksam gemacht haben. Auch wenn man dort nicht sonderlich begeistert ist:

Thorsten Schäfer-Gümbel ist kein Mann des höflichen Vorgeplänkels. Er kommt lieber direkt zur Sache. „Am 18. Januar 2009 sind Sie erneut zur Wahl des hessischen Landtags aufgerufen. Damit zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres“, spricht er sachlich in die Kamera. Dann senkt er seine Stimme. „Dieser Wahlgang ist überschattet von der großen Debatte um den Wortbruch.“

„Ich will sagen“, fährt er leicht stockend fort, „dass wir einen großen Fehler als hessische SPD gemacht haben.“ Ausgerechnet in diesem Moment knarzt im Hintergrund unüberhörbar eine Tür.

Doch der Politiker lässt sich nicht aus dem Takt bringen, der „große Fehler“, erklärt er weiter, sei gewesen, „eine Tolerierung der Linkspartei im vergangenen Jahr auszuschließen und es anschließend doch zu versuchen.“

„Das hat Enttäuschung hervorgerufen“, stellt Schäfer-Gümbel fest. Wieder knarzt die Tür.

Trotz aller Häme der professionellen Medien, die über der angeblichen Unprofessionalität ausgegossen wird – bei den Zuschauern kommt es an. Schäfer-Gümbel hatte die Nutzer zum Dialog aufgerufen, und ihnen nicht einfach nur irgendeine Botschaft vorgelesen. Er hatte das Angebot unterbreitet, dem Spitzenkandidaten kritische Fragen zu stellen, ob zu Inhalten oder Personen. Diese Fragen wollte er in einem weiteren Video dann beantworten. Die Zuschriften dazu müssen gewaltig gewesen sein. In einem zweiten Video zeigt sich der SPD-Spitzenkandidat begeistert von den zahlreichen Fragen und musste mehr Zeit für sich und sein Team erbitten.

Und die Antworten kamen, Schäfer-Gümbel beantwortete gewissenhaft und ausführlich. Auf Grund der vielen Fragen habe man sich entschieden, vorerst nur eine Auswahl davon in der geplanten Form aufzugreifen. Vielmehr werde man in den verbleibenden Wochen zur Wahl thematische Videos zu den einzelnen Themenkomplexen hochladen.

Bisher ist davon noch nichts zu sehen, das letzte Video im Kanal der SPD Hessen ist die Neujahrsansprache des Kandidaten. 2 Wochen vor der Wahl wird es langsam Zeit, die geschuldeten Antworten noch zu liefern.

Die CDU von Roland Koch Weiterlesen

Internetzensur made in Europe

Tagesschau-Online berichtet heute über ein besonderes Angebot des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) im Rahmen der aktuell laufenden Olympischen Spiele in Peking: Den IOC eigenen Webchannel auf der Onlinevideoplattform YouTube.

Auf diesem sollen während der Spiele die Höhepunkte des Tages in Zusammenfassungen angeboten werden. Insgesamt plane man 500 bis 800 Videoclips zu den Wettkämpfen: was etwa drei Stunden Zusammenschnitte der wichtigsten Ereignisse und sportlichen Höhepunkte jeden Tag bedeute.

In einer Pressemitteilung des IOC heißt es:

„Die Priorität des IOC ist es, sicherzustellen, dass so viele Menschen wie möglich in den Genuss kommen, die Magie der Olympischen Spiele miterleben zu können.“

Zum ersten mal in der olympischen Geschichte werde es zu einer kompletten globalen Berichterstattung kommen.

Doch beim Versuch den besagten Videochannel (www.youtube.com/beijing2008) bei YouTube zu öffnen erwartet den europäischen Nutzer nicht eine Sammlung der sportlichen Höhepunkte sondern eine ernüchternde Fehlermeldung auf rosa Untergrund: „This channel is not available in your country“.

Und schlagartig fällt einem eine andere Pressemeldung aus der letzen Woche ein: „IOC verkündet Rekordgewinn von 353 Millionen Dollar“.
Dieser Gewinn ist jedoch nicht irgendwie vom Himmel gefallen, sondern beruht vor allem auf den Milliardeneinnahmen, die durch das Geschäft mit TV-Rechten erwirtschaftet wurden. Unter anderem wurden dabei auch die Digitalrechte veräußert.

Aus diesem Grund ist der Channel nur in den 77 Ländern, in denen die Onlinerechte nicht im Besitz eines offiziellen Olympiasponsors sind, zu sehen.

Das brisante an der Blockadetechnik ist, dass man ein Verfahren verwendet, dass vor allem in China bekannt ist:

Geoblocking: “Methode, bei der die IP-Adresse des jeweiligen Internetnutzers, die auf den geographische Standort des Nutzers nicht innerhalb eines Lizenzgebietes, so wird ihm dann der Zugriff auf die Inhalte verweigert.“ (Quelle: www.e-lexikon.at).

Doch kommt dazu, dass die Nutzung des Angebotes in vielen Fällen bereits am ersten Glied in der Kette scheitert: An den Usern. In den 77 Zielgruppenländern (fast alles Entwicklungsländer) besitzt die Bevölkerung zu großen Teilen keine Computer und selbst in Internetcafes muss man sich mit analogen Anschlüssen zufrieden geben, mit denen Videostreams quasi unmöglich sind.

Einen treffenden Schluss liefert die Tagesschau, dem ich nichts mehr hinzfügen muss:

„Die Mehrheit der potenziellen Nutzer in den 77 Ländern weiß wahrscheinlich auch nichts von dem Olympia-Kanal auf YouTube. Und so bleibt zu vermuten, dass die Erfolgsmeldung über die erste „vollständige globale Online-Berichterstattung“ vor allem dort thematisiert wird, wo die Video-Clips gar nicht zu sehen sind: in reichen Ländern, die ausreichend mit Bildern versorgt sind.“