Wenn alles strahlt, aber nicht die Sonne…

Verwundert nahm ich dieser Tage eine Stellenanzeige der E.ON Kernkraft GmbH in der Süddeutschen Zeitungzur Kenntnis. Dort wurde ein Ingenieur (m/w) zur Neubauplanung / Nukleare Kraftwerkstechnik gesucht.

Das Tochterunternehmen der E.ON AG ist laut eigenen Angaben die größte private Kernenergiegesellschaft Europas.
In Hannover betreibt das Unternehmen seine E.ON Kernkraft-Zentrale und das dazu gehörende Kompetenzcenter Neubauentwicklung.
Auch wenn hier nach eigenen Angaben nur Neubauprojekte im europäischen Ausland vorbereitet würden,
fühlte ich mich sofort an die aktuellen Entwicklungen in Italien erinnert (siehe Blogeinträge zum Thema).

Und wenige Tage später schlage ich die Zeitung auf und lese von einer neu entfachte Debatte über den Atomausstieg.
Und in dieser Woche dann kommt man am Thema überhaupt nicht mehr vorbei. Der SPIEGEL titelt: “ Atomkraft? – Das unheimliche Comeback“. In den Fernsehnachrichten läuft die Debatte innerhalb der großen Koalition rauf und runter.
Einen guten Überblick über die Presseberichterstattung liefert die Presseschau des Deutschlandfunk.

Es zeigt sich deutlich das die Aktivitäten der Atomkraftlobby erste Früchte tragen, in den letzten Monaten wurden alle Anstrengungen unternommen, den sogenannten „ungeliebten Klimaschützern“ zu neuer Popularität zu verhelfen.
Beispielsweise auch durch ein eigenes Kammerorchester: „Camerata Nucleare„.

Die Financial Times Deutschland sieht bereits die „Stunde der Feilscher“ näher rücken. Denn die Atomkraftwerke seien von Seiten der Energiekonzerne abgeschrieben und längere Laufzeiten würden diesen satte Gewinne in Millionenhöhe bringen. Gleichzeitig sieht die Zeitung nicht die sogenannte „Umwelbedenken“ der Deutschen als Grund für die neue Akzeptanz, sondern ganz einfach nur den Anstieg der Strompreise.

Wieder einmal sitzt den Meisten das Hemd doch näher als die Hose.

Ein paar interessante Karikaturen von Heiko Sakurai habe ich zu dem Thema auch noch gefunden.

2 Gedanken zu „Wenn alles strahlt, aber nicht die Sonne…

  1. Tchernobyl ist eben schon zu lange her und sehr viele können sich gar nicht mehr erinnern, welche Ängste ein tausende Kilometer entfernter GAU ausgelöst hatte. Viel weniger ist das Bewusstsein ausgeprägt, dass wir potentielle GAU-Auslöser direkt vor der Tür haben. Selbst die aktuellen Unfälle in Tricastin regen heute kaum noch jemanden auf und die Beschwichtigungsreflexe der Betreiber werden nur allzu gerne geglaubt. Neben der Mär vom billigen Artomstrom scheint ein allgemeines Desinteresse an politischen Themen der Atomlobby in die Hände zu spielen.

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