Hessenwahlkampf 2.0 – Die LINKE

Am 18. Januar wird der neue hessische Landtag gewählt. Ein extrem kurzer Wahlkampf wird es werden. Noch dazu haben sich die Parteikassen noch nicht richtig vom letzten Wahlkampf erholen können, der gerade einmal ein Jahr her ist. Gute Voraussetzungen also, dass die hessischen Parteien also das eher kostengünstig als Werbemittel einzusetzende Internet neu für sich entdecken. In einer fünfteiligen Serie nimmt Homo Politicus 4 Wochen vor der Wahl die Internetauftritte der hessischen Parteien unter die Lupe.

Aus dem Landesverband, www.die-linke-hessen.de

linke_lv1linke_popupAls ich den Internetauftritt des Linken Landesverbands Hessen heute mittag das erste mal aufrief, sprang mir ein großes Popup im gleichen Browserfenster entgegen, das zur Unterstützung im Wahlkampf aufrief. Ob aktiv am Wahlkampf beteiligt, sich als Spender einbringend oder nur den Newsletter abonnierend – jeder sei gebraucht unter dem leicht pathetischen Spruch von Clara Zetkin „Lassen wir uns nicht erschrecken durch die Ungunst äußerer Umstände, haben wir für alle Schwierigkeiten nur eine Antwort: Erst recht!“ In der Seitenleiste findet sich auch noch eine verkleinerte Version davon.

Auch Kampagnen wie „Reichtum Fair-Steuern“ werden angerissen und gut präsentiert, kommen aber nicht mit genügen Details. Nach einer kleinen Übersichtsseite folgt nur noch eine Unterschriftenliste als pdf. Unter diesen Bannern folgt natürlich wieder die Auflistung der aktuellen Pressemeldungen von Landesverband und Fraktion.

Aktuell aus der Fraktion, www.linksfraktion-hessen.de

linke_fraktion1Die Fraktionsseite der Linken in Hessen protzt mit dem von den „Helden“ zitierten Schriftzug „Wir sind gekommen um zu bleiben!“. Ob das wohl tatsächlich die wichtigste Aussage linker Politik in Hessen sein soll? Immerhin, gleich darunter wird über eine Kundgebung mit Lafontaine unter dem Motto „Spielcasino schließen – Arbeitsplätze retten“ berichtet. Das klingt doch schon linker.

Ein paar kleine Aufmacher finden sich auch noch, aber ihnen fehlt der Bezug zum Wahlkampf. Sehr gut gefällt mir ja der Button „Nazis raus aus dem Internet“, den könnten ruhig auch noch weitere Parteien auf ihren Seiten unterbringen. Dann kommen noch „Gier, Pleite, Kasino – Finanzkrise 08“ und eine Animation der Plakate des vergangenen Wahlkampfs.

Website Willi van Ooyen, www.willi-van-ooyen.de

linke_sk1Der Internet-Auftritt von Willi van Ooyen ist schon ein echtes Unikat. Ich könnte wetten, dass das Design noch aus den neunziger Jahren stammt. Als Wahlkampfauftritt kann man dies beim besten Willen nicht bezeichnen, daher werde ich auch nicht weiter darauf eingehen. Dennoch, irgendwie charmant ist die Seite schon. Man merkt immerhin, dass van Ooyen wirklich mit Herzblut für seine Positionen einsteht – nicht das schlechteste für einen Politiker.

Fazit

Optisch sind die Internetseiten der Linken auf vergleichsweise hohem Niveau. Sauber, klar, strukturiert. Aber ihnen fehlt irgendwie der Stallgeruch, ich finde sie einfach zu sachlich und kalt für die Linken. Da waren die Plakate im letzten Jahr im penetranten Rot-Gelb doch schon viel passender.

Inhaltlich bieten auch diese Auftritte viel Verbesserungspotential, was die Zugänglichkeit zu Informationen anbetrifft. Durch das gute Design fällt allerdings der Eindruck über die Versäumnisse nicht ganz so drastisch aus, wie bei anderen Parteien. Mit der auch nicht perfekt auftretenden SPD kann aber die Linke bei weitem nicht mithalten.

Zur Untersuchungsmethode: Für jede der 5 wichtigsten Parteien in Hessen wurden die Internetseiten von Landesverband, Landtagsfraktion und Spitzenkandidaten besucht. Sofern spezielle Wahlkampfseiten existiert hätten, wären natürlich auch diese berücksichtigt worden. Besonders haben wir bei der Untersuchung darauf geachtet, wie leicht wahlrelevante Informationen für interessierte Bürger zugänglich waren. Die Zusammenfassungen sind natürlich keineswegs komplett und bilden auch lediglich den Zeitpunkt des Untersuchungszeitraums (13. Dezembers) ab. Untersucht wurden die Angebote von CDU, SPD, FDP, Grünen und der Linken.

Ausblick: Zwei Wochen vor der Wahl werden wir die hier besuchten Internetseiten erneut unter die Lupe nehmen und berichten, ob die Parteien ihre Defizite im Online-Wahlkampf noch behoben haben. Auch die Aktivitäten der Kandidaten im Web 2.0 (YouTube, Blogs, Twitter, etc.) wollen wir noch genauer untersuchen.

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