Webciety: Politik 2.0

Die diesjährige CeBIT bot mehr als nur die Ausstellung der neuesten IT-Produkte, so war ein besonders interessantes Projekt die „Webciety„.

„Unter dem Schlagwort Webciety hat die CeBIT 2009 die Internet-Gesellschaft zu ihrem Top-Thema gemacht. Wikis, Communities, Blogs, Mikroblogs oder andere interaktive Webdienste – durch mobiles Internet ist das digitale Leben überall möglich. (…) Beim Thema Wissensvermittlung standen neue Technologien wie Web 2.0 und Game Based Learning im Fokus.“

Am Samstag Vormittag fand im Rahmen der Webciety das Panel „Politik 2.0“ statt und bereits die Namen der Diskutanten dieser kleinen Podiumsdiskussion weckten das Interesse:
– Volker Beck, Bündnis 90/DIE GRÜNEN
– Kajo Wasserhövel, SPD
– Frank Schäffler, FDP
Andreas Weber, CDU (der Rüdiger Kruse vertrat)
– Prof. Karl-Rudolf Korte, Universität Duisburg-Essen

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Wie zu erwarten stieg der Moderator direkt mit der Obama-Vergleichsfrage in die Diskussion ein, der Volker Beck, Kajo Wasserhövel und Prof. Korte jedoch direkt den Wind aus dem Segel nahmen. So betonte Volker Beck: „Wir müssen nicht alle kleine Obamas werden“. Des Weiteren sorgte er mit seiner Aussage „Ein Obama braucht immer auch einen Bush um richtig zu strahlen!“, für erste Lacher.
Doch sowohl Prof. Korte als auch Kajo Wasserhövel sprachen im Zusammenhang mit Obamas Wahlkampf von einem Epochenumbruch der in den USA zu bemerken sei, machten jedoch deutlich, dass man dies nicht mit den deutschen Entwicklungen vergleichen könne.

Die CDU hatte als Ersatz für den verhinderten Rüdiger Kruse einen Vertreter der JungenUnion ins Rennen geschickt, der im Laufe der 50minütigen Diskussion nur am Rande in Erscheinung trat, sich dann dafür in seinen Redebeiträgen umso uninformierter zeigte. Möglicherweise hatte ihm schlicht und einfach die notwendige Vorbereitungszeit auf die Diskussion gefehlt. Und so nutze er geradezu inflationär den Begriff „Web 2.0“ und nannte Angela Merkels Video-Podcast als vorbildlichen Videodialog. Doch dank der Twitter-Wall, die das Netzgeschehen sowohl für die Panelisten als auch für die ZuschauerInnen auf eine Leinwand übertrug, blieb dieser Fauxpas nicht lange unkommentiert: http://twitter.com/tobetop/statuses/1292400116

Trotz alldem waren sich alle Panelisten einig, dass das Internet als Kommunikations- und Wahlkampfplattform eine immer wichtigere Rolle einnimmt. Und jeder versuchte deshalb darzustellen, dass seine Partei deshalb schon ganz vorne mit dabei sei.
Heise.de fasste es sehr treffend zusammen:

„Welche Partei im Einsatz sozialer Medien die Nase vorn hat, konnte das Panel allerdings nicht klären, auch wenn die Teilnehmer fleißig ihre Anhängerzahlen und Gruppengrößen im Social Web verglichen und die Online-Aktivitäten ihrer Parteien lobten.“

So betonte jeder der Teilnehmer, abgesehen von Prof. Korte, dass er Twitter bereits seit längerem aktiv nutze. Doch wirft man einen Blick auf die Profile der einzelnen Diskutanten zeigt sich, dass Volker Beck als Einziger bereits seit einem längeren Zeitraum und auch aktiv twittert:

Volker Beck: Frank Schäffler: http://twitter.com/weberandy/status/1144642537 (24.01.2009)
Kajo Wasserhövel:

In diesem Rahmen wurde auch mehrfach betont, dass eine Teilnahme am Web2.0 einer Veränderung bedürfe. Kajo Wasserhövel etwa betonte, dass wer sich ins Netz wage sich auch verändern müsse. Wenn man sich zu diesem Schritt entscheide, müsse man das Netz auch aktiv nutzen um authentisch zu bleiben. Des Weiteren wurde von allen Beteiligten angesprochen, dass es deshalb nicht reiche, die Plattformen nur für die Verbreitung von Pressemeldungen zu nutzen. So nannte Frank Schäffler den Twitter-Feed seiner Fraktion in diesem Zusammenhang als vorbildlich, was mittlerweile auch stimmen mag, jedoch sah dies vor nicht langer Zeit noch ganz anders aus.

Eines zeigte die interessante Diskussion in jeden Fall: Weite Teile der ParteipolitikerInnen sind zu der Auffassung gelangt, dass man momentan nur mit dem Begriff „Web 2.0“ um sich werfen muss um vermeintlich hipp zu sein, die konkrete Nutzung der Plattformen aber noch nicht in allen Fällen klappt.

Doch trotz alldem lässt sich festhalten, dass vor allem Kajo Wasserhövel überraschend informiert auftrat und es eine geradezu bermerkenswerte „Zusammenarbeit“ zwischen ihm, Volker Beck und Prof. Korte gab. Letzterer machte deutlich, dass mittlerweile trotz aller Kritik in Teilen eine echte Veränderungen bei den Parteien zu beobachten sei. Trotzdem sei kein Wahlkampf à la Obama für die Bundestagswahl 2009 zu erwarten, auch wenn manche Zuschauerin und mancher Zuschauer des Panels das Gefühl hatte, dass gerade der Vertreter der Jungen Union das CDU-TeamDeutschland am liebsten als genau dies ausgezeichnet hätte. Doch auch hier zeigte sich das Dreierpack Wasserhövel, Beck und Korte in Topform und machten unweigerlich darauf aufmerksam, dass man in Deutschland niemals einen Obama-Wahlkampf organisieren könne, da man berücksichtigen müsse, dass die Obamas Kampagne eine unglaublich lange Vorlaufzeit hatte.

Bildnachweis (Startseite): http://www.flickr.com/photos/lemonpixel/3343116665/

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