Vier gegen zwei

Nun folgen nach dem TV-Duell die ersten Auswertungen und eine Frage wird die Runde machen: War es nun ein Duett oder ein Duell? Ich kann mir den Sinn der Frage nicht so recht anschließen. Die Gegenüberstellung von Kanzlerin und Vizekanzler kann selbstverständlich keine so drastische Kontrastbildung hervorbringen, wie eine große Opposition. Woher also die Verwenderung über die mangelnde Agressivität?

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Vielmehr muss man sich nach diesem Duell fragen, ob nicht eher die vier Moderatoren von Klöppel über Illner bis hin zu Limbourg und Plasberg die Debatte gebremst haben. Die Moderatoren haben nicht regelnd in die Debatte eingegriffen, sondern abseits aller Höflichkeit Gedanken unterbrochen. So tragen Illner, Klöppel, Plasberg und Limbourg mehr zu dem politikverdrossenen Ergebnis des Duells bei, als die beiden Kandidaten. Leider werden die Wählerinnen und Wähler das nach dem Duell nicht so realisieren. Für sie steht der Eindruck fest, dass Steinmeier und Merkel keine konkreten Antworten gegeben haben. Tatsächlich haben sie das aber versucht.

moderatoren

Doch gegen die vorlauten Moderatoren kamen sie kaum zum Zug. Die Themenkomplexe waren völlig verschoben dimensioniert und wurden im Galopp abgearbeitet. Wann ging es eigentlich im Duell um die Zukunft unseres Landes? Kaum ein Wort zur Bildung, kaum ein Wort zu Bürgerrechten.

Die Schwächen der Sendung findet man in anderer Abbildung auch im Internet. Die Debattenbegleitung schwächelte auf fast allen Plattformen. Während einzig der Medienhype von twitter nicht vor den Besuchermassen zusammenbrach, stürzten die Angebote von Spiegel Online, Bild.de, der Tagesschau oder dem ZDF ebenso in die Warteschleife wie das Live-Transcript von wahl.de. Doch diese Pannenbeschreibung kann eigentlich nur erfreulich sein, zeugt sie doch von einem ungeahnten Interesse der Internetnutzer an diesem eigentlich klassischen TV-Format. Die Wähler wollen mitreden, wollen sich informieren und austauschen.

Experimente online und im TV

Diese Beschreibung der Online-Debatte als Experiment kann gleich wieder zurück auf die Fernsehsendung übertragen werden. Im ewigen Kampf zwischen Parteiproporz und eitlen Sendeanstalten kann kein gewinnbringender Höhepunkt des medialen Wahlkampfs entstehen. Nicht vier Moderatoren müssen sich in Zukunft in einen Streit mit den Kandidaten stürzen, sondern zwei Kandidaten müssen miteinander streiten. Es geht um eine Verschiebung der Prioritäten hin zu einer treffenderen Debatte.

Man wird auch darüber reden müssen, ob sich Deutschland wirklich nur anderthalb Stunden Zeit nehmen möchte, um sich ein Bild von den Perspektiven machen zu können. Stefan Raab kann mit seinem „Schlag den Raab“ immerhin bis weit über Mitternacht die Zuschauer fesseln.

Bilder: ZDF

4 Gedanken zu „Vier gegen zwei

  1. „Doch gegen die vorlauten Moderatoren kamen sie kaum zum Zug.“
    Ich bin mir sicher, dass die ZuschauerInnen das gemerkt haben. Ich kann nur sagen: unterschätzt die Menschen nicht.

  2. Zu viele Köche verderben den Brei –> siehe die Moderatoren. Das gehörte zur Inszenierung eines Duells von dem jeder im Vorfeld wusste – das wird kein Duell sondern ein Duett.

    Allerdings gab es da nicht viel zu verderben. Steinmeier tratt für etwas an, dass er nicht kann: Merkel mit SPD und Grünen als Kanzlerin abwählen (Rot-Rot-Grün und Ampel sind ja ausgeschlossen von der SPD Spitze).

    Merkel für etwas, was sie eigenlich gar nicht will: Mit einer starken FDP anstatt einer schwachen SPD in einer Koalition zu regieren.
    Insofern hat der wirkliche Kandidat um den es ging gefehlt: Westerwelle –> es geht ja nur darum wir wieder Vizekanler wird –> Steinmeier oder Westerwelle.

    Das war die Tragik dieses TV-Duells. Die wahren Duellanten waren nicht am Platz.

  3. Ich möchte an die beiden Slogans der TV-Duell Parteien anknüpfen:

    „Wir haben die Kraft!“ Ja, wir hatten die Kraft das Kaffeekränzchen ohne Kaffee auszuhalten. Da sage ich nur „Unser Land kann mehr!“. Aber eben nicht mit diesen beiden Kandidaten.

    Repräsentieren die runtergezogenen Mundwinkel der beiden Spitzenkandidaten wirklich unser Land?

  4. Der Titel zum Artikel sagt eigentlich schon alles: Warum braucht so ein Format vier Moderatoren? Wohl nur aus Proporzgründen der beteiligten Sender. Dem Duell hat das nur geschadet, finde ich.

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