Keine Reserve im Netz

Beim ZDF wundert sich Dominik Rzepka, dass sich im Internet wohl kaum jemand für Guttenberg und die Affäre rund um die Gorch Fock interessiert. Wir haben uns das auch gefragt und während Malte mit einigen Zitaten für das ZDF eingestiegen ist, sollen hier kurz einige Gedanken zu den Grundlagen dieses Eindrucks entstehen.

Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist ja beileibe kein Phänomen, dass nur offline stattfindet. Stellvertretend für viele kann man hier das Verteidigungspolitik-Blog „Augen geradeaus“ nennen. Aber wer würde sich darüber hinaus in der aktuellen Lage, der Marine und ihrer Spitze in einer offenkundigen Führungskrise dazu im Netz äußern?

Natürlich kann man sich bei den Spitzen- und Fachpolitikern der Parteien umsehen. Dann wird man aber online im besten Falle etwa das gleiche zu Gesicht bekommen, das die Fraktionsvorsitzenden schon in den Pressekonferenzen verlautbaren lassen. Im konkreten Fall zu Guttenberg und die Gorch Fock ließ sich beispielsweise zum Anfang der Woche eine ganze Reihe von Statements der Herren Gysi und Trittin vernehmen, die entweder an Narkotisierung oder an Schadenfreude nur schwer zu übertreffen waren – übrigens nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge.

Was aber die große Stille im Netz hierzulande erst richtig erklären kann, ist ein kurzer Blick nach Amerika, wo es vor allem Soldaten – von der Front oder zu Hause, ihre Angehörigen und ehemaligen Kameraden – sind, die das militärische Grundrauschen im Netz bilden.

Davon ist in Deutschland noch nicht viel zu sehen. Während in Amerika Leitfäden an die Soldaten verteilt werden, wie sie die Sozialen Netzwerke nutzen sollten und was zu unterlassen ist, hat die Bundeswehr da ungleich weniger Sympathie übrig.

In dem amerikanischen Social Media Guidelines heißt es:

Every time a member of the Army Family joins Army social media, it increases the timely and transparent dissemination of information. (…) Social media allows every Soldier to be a part of the Army story. By starting a discussion on Facebook, or commenting on a Soldier’s story on a blog, all Soldiers can contribute to the Army story.

Quelle: Social Media Guidelines bei SlideShare

In Deutschland dagegen liest man über die Bundeswehr in sozialen Netzwerken eher solche Schlagzeilen:

Ruhe im Glied. Die Bundeswehr untersagt ihren Soldaten, über ihre Einsätze zu twittern und zu bloggen, aus Angst vor Kontrollverlust. Andere Streitkräfte sind da sehr viel offener.

gefunden bei ZEIT Online.

Und so wundert es wenig, dass die „freundlich dessinteressierte“ Web-Bevölkerung sich eher über den Skandal lustig macht, als hier mit harten Bandagen über die Zukunft der Bundeswehr zu diskutieren. Auch und gerade im Netz. Aber dort sind offensichtlich kaum Soldaten oder solche, die einen Bezug dazu haben.

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