Duell zu dritt – TV-Debatte(n) in Mecklenburg-Vorpommern

Gerade ging das TV-Duell von Erwin Sellering und Lorenz Caffier zu Ende. CDU traf auf SPD, eine große Koalition durfte mit sich selbst debattieren. Die Opposition blieb außen vor, weil der NDR der Linken nicht genügend Chancen einräumt.

Aber die Linke ließ das nicht auf sich beruhen und tat noch etwas mehr, als sich zu beschweren:

„Der NDR hat aus fadenscheinigen Gründen die Teilnahme von Helmut Holter am TV-Duell abgelehnt. Nun stehen sich in dem vermeintlichen Duell die zwei Regierungspartner gegenüber, der Kandidat der größten demokratischen Opposition erhält keine Gelegenheit, seine inhaltlichen Angebote in dieser Sendung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu unterbreiten. Das finde ich nicht souverän und ich finde auch, dass der Sender damit den Auftrag des NDR-Staatsvertrags nicht erfüllt. Darum machen wir nun unser eigenes Angebot und freuen uns auf viele Zuschauer.“

Das eigene Angebot der Linken ist schon fast revolutionär. Live gaben sie ihre eigenen Antworten. Helmut Holter, dem Kandidaten der LINKEN, wurden von Gregor Gysi selbst die gleichen Fragen noch einmal gestellt. Wie lief’s?

Die große Herausforderung war für Gregor Gysi, als Moderator mit Helmut Holter zu reden und gleichzeitig die Fragen und Antworten der NDR-Runde mitzubekommen. Bei der Linken hat man das Problem recht geschickt gelöst, im Hintergrund des Raumes saßen TV-Beobachter, die über einen Knopf in Gysis Ohr diesen informieren konnten. So konnte sich Gysi flüssig unterhalten und hatte trotzdem immer den Überblick, konnte bei Themenwechseln im TV-Studio schnell einhaken. Hut ab dennoch vor Gysis Multitasking…

Damit unterscheidet sich die Alternativdiskussion natürlich inhaltlich wie strukturell stark vom TV-Duell. Es gibt viel mehr Raum zu reden, den nicht zuletzt Gysi ausgiebigst zu nutzen wusste. Zwischendurch fragte man sich, ob nicht auch die Linke ein Zeitkonto einführen sollte, damit Holter nicht in Grund und Boden geredet wird.

Aber so gut wie die Linksdebatte lief, die Reichweite war verschwindend gering. 250 Besucher waren auf der Anzeige des Livestreams zu sehen, im Raum selbst saßen vielleicht noch eine Hand voll. Selbst bei der schlechtesten Prognose für die NDR-Reichweite sind das Dimensionen, die nicht miteinander zu vergleichen sind. Fraglich ist, wie viel Werbung die Linke noch vor der Debatte hat machen können und wollen – aus der Distanz etwas schwer zu beurteilen.

Die Zuschauer im Livestream unterhielten sich übrigens auf Facebook (wenig) und Chat (mal wieder viel mehr) darüber, dass solche Onlinediskussionen eine gute Institution für die eigene Partei wären:

„Mark das sollte unsere Partei ruhig öfters machen. Irgendwie eine Art Fragestunde wo man den Bundes- oder Landesvorstände direkt Fragen stellen kann. Von mir aus vorab per Mail und mit einem Moderator.“

Von Diskussion war jedenfalls in beiden Formaten nicht viel zu bemerken. Während sich CDU-Innenminister und SPD-Ministerpräsident im Wahl-Duett (Gysi) mit Samthandschuhen angefasst haben, hatte die Linke recht prominent auf Online-Diskussionsmöglichkeiten hingewiesen. „Stellen Sie während der Sendung hier Ihre Frage per Chat oder über Facebook“ hieß es dort. Angekommen ist davon im Live-Stream nichts.

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3 Gedanken zu „Duell zu dritt – TV-Debatte(n) in Mecklenburg-Vorpommern

  1. Bei aller Sympathie für die innovative Idee:
    Die Umsetzung ließ Einiges zu wünschen übrig.
    Ein anderer Moderator hätte vermutlich Holter mehr Platz zur Entfaltung gelassen, und ihm dadurch auch die Möglichkeit geboten, sich stärker zu profilieren. So überboten sich Gysi und Holter in Kritik, nahmen sich sozusagen gegenseitig die Pointen.
    Für neutrale Beobachter hielt sich der Erkenntnisgewinn in Grenzen. Für die Parteianhänger, die einen Großteil der Zuschauer ausgemacht haben dürften, mag es aber eine gelungene Veranstaltung gewesen sein. Auch ein Erfolg.

    Schade, dass das interaktive Element nach meiner Beobachtung kaum Anwendung fand.

    Unterm Strich bleibt es ein interessanter Ansatz, trotz der Anfangsschwierigkeiten m. E. verfolgenswert bleibt. Aber hauptsächlich zur Motivation der eigenen Klientel – schwer vorstellbar, dass sich zukünftig bei ähnlichen Veranstaltungen (egal welcher Partei) viele Wechselwähler den Stream statt der TV-Sendung geben. Und Stream und TV-Sendung lassen sich nicht paralel ansehen.

  2. Pingback: Digitale Berliner Gesellschaft: Gestrandet in der Lokalpolitik | Bastian Dietz

  3. Sorry für die verzögerte Freischaltung des Kommentars – der hing in der Spamkontrolle fest.

    Die Anmerkungen teile ich vollkommen. Ich bin auch der Meinung, dass sich das Format kaum für den eigentlichen Wahlkampf nach außen einsetzen lässt. Daher auch mein Verweis auf den Beitrag, der sich mehr innerparteiliche Veranstaltungen gleichen Musters wünschte.

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