Keine Angst vorm Atom

Passend zu meinem Blogeintrag: „Wenn alles strahlt, aber nicht die Sonne…“

(Achtung! : Der folgende Beitrag des NDR Satiremagazin Extra 3 ist nur für Menschen mit einem sehr schwarzem Humor gedacht.)


(via)

Weniger humorvoll, dafür aber informativer erscheint ein Telepolis-Artikel von vorgestern: „Rechnerisch laufen drei Atomkraftwerke nur für den Export„.

Laut Autor Matthias Brake sei eine Stromlücke, wie sie von den Energiekonzernen immer wieder prognostiziert wird, bei weitem nicht in Sicht. Der Exportüberschuss habe im ersten Halbjahr nach Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen bereits bei 14,4 Milliarden Kilowattstunden gelegen.
Das seien 30 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Auf die in diesem Zususammenhang interessante Frage „preiswerte Atomenergie?“ geht schwarz-j.de treffend ein.

Wenn alles strahlt, aber nicht die Sonne…

Verwundert nahm ich dieser Tage eine Stellenanzeige der E.ON Kernkraft GmbH in der Süddeutschen Zeitungzur Kenntnis. Dort wurde ein Ingenieur (m/w) zur Neubauplanung / Nukleare Kraftwerkstechnik gesucht.

Das Tochterunternehmen der E.ON AG ist laut eigenen Angaben die größte private Kernenergiegesellschaft Europas.
In Hannover betreibt das Unternehmen seine E.ON Kernkraft-Zentrale und das dazu gehörende Kompetenzcenter Neubauentwicklung.
Auch wenn hier nach eigenen Angaben nur Neubauprojekte im europäischen Ausland vorbereitet würden,
fühlte ich mich sofort an die aktuellen Entwicklungen in Italien erinnert (siehe Blogeinträge zum Thema).

Und wenige Tage später schlage ich die Zeitung auf und lese von einer neu entfachte Debatte über den Atomausstieg.
Und in dieser Woche dann kommt man am Thema überhaupt nicht mehr vorbei. Der SPIEGEL titelt: “ Atomkraft? – Das unheimliche Comeback“. In den Fernsehnachrichten läuft die Debatte innerhalb der großen Koalition rauf und runter.
Einen guten Überblick über die Presseberichterstattung liefert die Presseschau des Deutschlandfunk.

Es zeigt sich deutlich das die Aktivitäten der Atomkraftlobby erste Früchte tragen, in den letzten Monaten wurden alle Anstrengungen unternommen, den sogenannten „ungeliebten Klimaschützern“ zu neuer Popularität zu verhelfen.
Beispielsweise auch durch ein eigenes Kammerorchester: „Camerata Nucleare„.

Die Financial Times Deutschland sieht bereits die „Stunde der Feilscher“ näher rücken. Denn die Atomkraftwerke seien von Seiten der Energiekonzerne abgeschrieben und längere Laufzeiten würden diesen satte Gewinne in Millionenhöhe bringen. Gleichzeitig sieht die Zeitung nicht die sogenannte „Umwelbedenken“ der Deutschen als Grund für die neue Akzeptanz, sondern ganz einfach nur den Anstieg der Strompreise.

Wieder einmal sitzt den Meisten das Hemd doch näher als die Hose.

Ein paar interessante Karikaturen von Heiko Sakurai habe ich zu dem Thema auch noch gefunden.

Zurück ins letzte Jahrhundert… II

Bereits Ende Mai veröffentlichten Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi und sein Industrieminister Claudio Scajola ihre konkreten Pläne zur Reaktivierung der Atomkraft in Italien (siehe Blogeintrag vom 22.05.2008).

Doch was ich dieser Tage im Handelsblatt las, hielt ich zunächst dennoch für einen verspäteten Aprilscherz:

„Italien baut neue Atomkraftwerke – im Nachbarland Albanien“

Berlusconi hat wirklich vor, die gewünschten Atomkraftwerke nicht in Italien, sondern jenseits der Adria aufzustellen zu lassen. Das Handelsblatt schrieb dazu in seiner Wochenendausgabe:

„Nein, nein, nicht dass Italien beschlössen hätte, Albanien als 21. Region dem eigenen Land anzuschließen. Stattdessen soll der entfernte Nachbar auf der anderen Seite der Adria als Standort für Reaktoren der neuen Generation herhalten und Italien mit günstigen Strom versorgen – Outsourcing der unbeliebten Atomenergie a la italiana.“

Grund sei der zu erwartende massive Protest der italienischen Bevölkerung gegen den Bau von neuen Atommeilern. Natürlich mit Verweis auf die aktuellen Proteste gegen Mülldeponien und Verbrennungsanlagen in Neapel.

Aber das kann doch nicht wirklich der volle Ernst eines EU-Staates sein, auf diese Weise den Zugang zu „eigenem“ Atomstrom zu erreichen.
Natürlich kann eingeworfen werden, dass viele Länder (auch in der EU) von der Ausnutzung anderer Staaten (vor allem der Schwellenländer) leben und profitieren. Aber so offenkundig und ohne schlechtes Gewissen vorzugehen finde ich schon sehr dreist.
Die italienische Regierung sieht sich gar als Wohltäter Albaniens, die ihnen auf diese Weise die erhofften internationalen Investitionen bringen würden.

Jedoch darf man leider auch nicht verheimlichen, dass Albanien dieses „Geschenk“ scheinbar gerne entgegen nehmen möchte.
Das Handelsblatt schreibt dazu:

„Am liebsten würde Berisha (anm. albanischer Premierminister) auch gleich den Müll aus Neapel übernehmen. Aber da seien ihm die Hände gebunden. Nach verschiedenen Skandalen hat Albanien den Müllimport verboten.
Vielleicht gibt es für Atommüll eine Ausnahme“

Dem letzten Satz kann man eigentlich nichts mehr hinzufügen…

Europaweiter Atomalarm!

„Verwirrung nach einen europaweiten Atomalarm der EU-Kommission: Im slowenischen AKW Krsko hatte es offenbar eine Havarie im Primärkreislauf des Reaktors gegeben. Kühlwasserflüssigkeit trat aus. EU und die Regierung in Lubljana erklärten jedoch, es bestehe keinerlei Gefahr für die Umwelt“ (Quelle: Spiegel-Online).

Und da denkt Italien –wie vor zwei Wochen berichtet– momentan wieder über die Reaktivierung der Atomkraft nach…

Zurück ins letzte Jahrhundert…

Nach mehr als zwei Jahrzehnten, möchte Italien wieder zur Atomkraft zurückkehren.
Dabei nahm Italien lange Jahre eine Vorbildfunktion ein, da 1987 -ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl- per Referendum die Abkehr von der Atomkraft und die Schließung der damals vier vorhandenen Atomkraftwerke beschlossen wurde.


(Quelle: www.global2000.at)

Der Bau der neuen Atommeiler soll Italiens Industrieminister Claudio Scajola zufolge innerhalb von fünf Jahren, bis zum Ende der Legislaturperiode begonnen werden.
Desweiteren hat Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi angekündigt in Energiefragen ab sofort voll und ganz auf Atomkraft zu setzten und die staatlichen Subventionen für Windkraftanlagen wieder abzuschaffen.

Schützenhilfe bekommt Berlusconi aus dem Vatikan. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden Kurienkardinal Renato Raffaele Martino sprach sich ebenfalls dafür aus, den vor 20 Jahren beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie zu überdenken.

Weitere Informationen liefert die „Neue Züricher Zeitung