Von Freunden, Fans und dem #Neuland

Seitdem es bei Facebook Seiten (Pages) und Profile gibt, sind sich besonders Politiker unsicher, in welche Kategorie sie gehören. Ein eigenes Profil ist schnell erstellt und sieht logisch aus – aber die Grenzen sind schnell erreicht. 5000 Freunde sind für einen landes- oder bundesweit bekannten Politiker nicht fern, aber gleichzeitig limitiert Facebook hier die Freundeszahl. Außerdem muss jede Freundschaftsanfrage beantwortet werden, das kostet Zeit. Und viele „Freunde“ erwarten tatsächlich, dass ihre Nachrichten beantwortet werden.

Diese Erfahrung macht gerade der GRÜNE Oberbürgermeister von Darmstadt, Jochen Partsch:

Der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) will tausenden Menschen die Freundschaft kündigen – auf Facebook. Er begründet dies mit zu viel Ärger und bietet den Geschassten an, stattdessen Fan von ihm zu werden.

Der Ärger, der ihm dafür entgegen schlägt, hätte mit einigen Überlegungen leicht vermieden werden können. Seinen Eintrag bei Facebook kommentierten Freunde unter anderem so:

Daniela Probst Danke für den Hinweis. Offensichtlich ist Facebook noch Neuland für Sie.

Nicht nur in den USA wird gewählt

Mal abgesehen von den beiden kleineren Landtagswahlen im Saarland und in Schleswig-Holstein scheint es 2012 nur einen interessanten Wahlkampf zu geben. Und zwar den um die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten.
Außen vor bleibt, aus deutscher Perspektive, einmal mehr der Präsidentschaftswahlkampf in unserem Nachbarland Frankreich. Lediglich Merkels Wahlkampfbesuch in der vergangenen Woche war eine Nachricht wert.

Schon der französische Wahlkampf 2007 wurde hierzulande kaum beachtet. Dabei waren es die Franzosen, die ein Jahr vor Barack Obamas Wahlkampf, verschiedene Onlineplattformen als völlig neue Wahlkampfinstrumente nutzten. Insbesondere der damals revolutionäre Einsatz von YouTube-Clips im Wahlkampf ist mir im Gedächtnis hängen geblieben. Und von der französischen Blogosphäre habe ich an dieser Stelle noch gar nicht gesprochen. Von daher könnte es sich durchaus lohnen, den Wahlkampf in Frankreich in den kommenden Wochen im Auge zu behalten.

Seit heute gibt es übrigens einen offiziellen (und auch schon verifizierten) Twitteraccount von Nicolas Sarkozy (@NicolasSarkozy) und allfacebook.de beschäftigt sich mit dessen Einsatz der Facebook Timeline im Wahlkampf. Denn interessanter Weise nutzt Sarkozy nach wie vor ein Facebook Profil und ist nicht auf eine Page umgestiegen.

#OurSpeech: Crowdsourcing einer Rede

Gastbeitrag von Dr. Erik Meyer

Die demokratische Abgeordnete Maxine Waters hat gestern im US-Kongress die erste Rede gehalten, die per Crowdsourcing kompiliert wurde. Mitte Oktober reagierte Waters auf die ihr im Kontext von Obamas Job-Initiative sowie den Occupy-Wall-Street-Protesten durch soziale Medien übermittelten Befindlichkeiten von Bürgern und kündigt folgendes an:

„Therefore, during the week of October 24th, I will read a speech on the floor of the U.S. House of Representatives (#ourspeech), composed entirely of your words in posts from my Twitter and Facebook feeds that you post between now and Sunday midnight.“ (Pressemitteilung)

Das Ergebnis von Einsendungen einerseits und Auswahl andererseits kann sich sehen lassen:

Das politische Patchwork erschließt sich in der schriftlichen Dokumentation der Rede, in der die Beitragenden genannt werden (Auszug):

Sicher funktioniert die Vorgehensweise vor allem als intelligente PR-Maßnahme. Aber immerhin findet hier überhaupt eine weitergehende Auseinandersetzung mit den Kommentaren statt, die mittels sozialer Medien an Politiker herangetragen werden. Die normale Situation ist doch, dass die Nutzer dieser Angebote dort zwar Dampf ablassen können, die Äußerungen den Adressaten allerdings nicht erreichen. Von einer systematischen Auswertung oder gar einem feedback ganz zu Schweigen. Insofern stellt #OurSpeech eine durchdachte Ausnahme in Sachen community management dar.

Der Artikel erschien zuerst im Blog des Autors.

Facebook und der Dialog: Wenn einen der eigene Erfolg überrollt

Gastbeitrag von Benjamin Jopen

Barack Obama hat auf Facebook 22.851.468 Fans, im August wies Facebook 20.109.760 aktive Nutzer für Deutschland aus. Damit hat Obama mehr Unterstützer gesammelt als es überhaupt deutsche Facebooknutzer gibt. Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass sich die Unterstützerzahlen deutscher Politik nicht mit denen im amerikanischen Raum messen können. Trotzdem ist auch Facebook in Deutschland zu einem unverzichtbaren Werkzeug der Online-Kommunikation geworden. Egal ob Fussballverein, PR-Agentur oder Wahlkreiskandidat: Wer etwas auf sich hält ist auf Facebook aktiv.
Das starke Wachstum, eine hohe Reichweite und vergleichsweise niedrige Kosten machen das Netzwerk attraktiv für Politik und Wirtschaft. In wenigen Sekunden kann ich meine Fans mit aktuellsten Informationen versorgen, sie auf ein neues Produkt hinweisen oder auf den frisch beschlossenen Antrag aufmerksam machen. Diese große Reichweite kann jedoch auch enorme Probleme verursachen, denn wie soll man mit mehreren Hundert oder gar Tausend Kommentaren auf einen Beitrag umgehen? Kann man es überhaupt? Weiterlesen

Tausende von Kommentaren – und doch gelesen

Wenn das Team von Barack Obama – ob aus dem Weißen Haus oder dem Kampagnenzentrum – einen Beitrag bei Facebook veröffentlicht, hagelt es Kommentare und Likes. Die Kommentare müssen nicht immer etwas mit dem Thema zu tun haben oder sachlich sein, in jedem Fall kommen sie zahlreich. Am Dienstag zum Beispiel fragte man die 22 Millionen Fans:

“ Less than 30 days from now, on September 20th, “Don’t Ask, Don’t Tell” will end once and for all and gay men and women will be able to serve openly in our armed forces. What does this moment mean to you?“

Ab dem 20. September also müssen sich homosexuelle Amerikaner beim Militär nicht mehr verstellen, sondern können frei zu ihrer Sexualität stehen. Ein Teil der Persönlichkeit hat endlich seinen Platz im Militär gefunden. Und die Antworten auf die Frage „Was bedeutet dir dieser Moment?“ kamen… bisher sind es 10.671 – ergänzt von 38.626 Likes. Weiterlesen