Kolumne: An der Haustür

Über kaum ein anderes Wahlkampfinstrument sprechen die Parteistrategen derzeit so begeistert, wie über den Haustürwahlkampf. Er gilt als Geheimtipp schlechthin. Effizient, kostengünstig und wirksam. In den USA besser bekannt unter dem Begriff „Canvassing“. Und so scheint es einen neuen Kampagnen-Exportschlager aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu geben. Bei den Lobgesängen der deutschen Campaigner bleibt jedoch unbedacht, dass der Einsatz des Instruments hierzulande zumeist mit einem anderen Ziel erfolgt, als im amerikanischen Original.

Die Mitarbeiter von Obama und Romney waren natürlich auch an direkten, einmaligen Wählerkontakten interessiert, der Hauptaugenmerk lag jedoch auf der Erhebung von Daten und die dadurch ermöglichte erneute Ansprache von identifizierten Sympathisanten. Doch diese allgemeine Erfassung von Informationen über die Einwohner des eigenen Wahlbezirks sind in Deutschland schon alleine aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.

Deshalb stellt sich die Frage, ob der Haustürwahlkampf in Deutschland überhaupt Sinn macht? Denn zur einmaligen Wählermobilisierung ist Canvassing eigentlich nicht gedacht. Ein im Grunde erfolgsversprechendes Wahlkampfinstrument benötigt also auch immer die richtigen Rahmenbedingungen. Ob Canvassing in geänderter Form wirklich funktioniert, wird sich erst noch zeigen müssen.

[Erschien zuerst in: politik&kommunikation, September 2013].