Onlinewahlkampf in NRW

In großen Schritten rückt die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen näher. Höchste Zeit zu schauen, was sich im Landtagswahlkampf online so tut.

„Currywurst ist SPD.“

Die SPD versuchte es mit einer neuen Idee. In ihrem, inzwischen wieder aktivierten, Blog rief man zum Plakatwettbewerb auf. Online konnten selbstgestaltete Plakate für den Landtagswahlkampf eingereicht werden. Mit dieser Idee und den zum Teil sehr skurrilen Entwürfen hat sich Lenz Jacobsen im ZEIT Politik-Blog bereits ausführlicher beschäftigt.

Am 12. April hat nun eine Jury, der u.a. Nico Lumma angehörte, die fünf besten Plakate ausgewählt.

Über die Facebookseite von Hannelore Kraft ließ man diese Vorschläge anschließend abstimmen und nach einiger Mobilisierung, u.a. auch durch Martin Sonneborn, erreichte der Entwurf „Currywurst ist SPD.“ fast 5000 Likes. Alles was ich dazu sagen würde hat Thomas Knüwer bereits gestern veröffentlicht: „SPD NRW: Hast Du keinen Shitstorm, bau Dir einen„.

Mit Blog und Mediathek in den Wahlkampf

Die CDU hat derweil ein „Kampagnenportal“ zur Landtagswahl online gestellt. Beim Aufruf von cdu-nrw.de landet man nun nicht auf der eigentlichen Parteiseite, sondern auf wahl2012.cdu-nrw.de. Positiv fällt auf, dass auch die CDU wieder blogt. Und so bleibt die Hoffnung, dass auch dieses Angebot nicht gleich nach der Wahl direkt wieder in der Versenkung verschwindet. So wie es leider auch nach der letzten Landtagswahl einmal mehr der Fall war.

Auch wenn es eigentlich selbstverständlich sein müsste, ist positiv hervorzuheben, dass unter dem Punkt „Mediathek“ alle digitalen Wahlkampfinhalte bereit gestellt werden. Denn es verwundert mich bis heute, dass es noch immer häufig versäumt wird die Wahlplakate und Wahlkampfspots direkt mit der Veröffentlichung vor der Presse auch online bereitzustellen. Die CDU bietet ihren Unterstützern hier eine schöne Übersicht.

Alles neu macht der… März

Auch die Grünen halten es genauso und bieten online ihre kompletten Kampagnenelemente an. So wurden die Wahlplakate auch wirklich gleichzeitig mit der offiziellen Vorstellung online gestellt.

Spannender aber ist, dass die Grünen es trotz des Wahlkampfrummels noch geschafft haben, rechtzeitig vor der heißen Phase des Wahlkampfs ihren kompletten Internetauftritt zu relaunchen. Hierbei lohnt sich übrigens auch ein Blick in den Quelltext der Seite.

Neben der neuen Internetseite wurde außerdem gruen-macht-den-unterschied.de gelauncht. Dort können Unterstützer ihre persönlichen Wahlaufruf formulieren, veröffentlichen und in ihrem Bekanntenkreis verteilen.

Ruhe bei der FDP

Bei der FDP sieht es dagegen derzeit (noch?) ruhig aus. Einzig bei Facebook und Twitter ist schon etwas zu bemerken. Insbesondere die Julis in NRW sind auf Facebook durchaus aktiv, mobilisieren ihre Unterstützer und stellen Profilbanner mit dem Wahlkampfslogan und Bild von Christian Lindner bereit.

Der FDP-Spitzenkandidat twittert derweil seit einigen Wochen wieder recht aktiv und zeigt, dass er mitten im Wahlkampf gelandet ist. Noch immer gehört er zu den „Twitter-Stars“ in NRW und vereint weiterhin fast doppelt so viele Follower auf sich, wie Hannelore Kraft.

Auch bei der Linkspartei wird gebloggt

Auch bei der Linkspartei gibt es derzeit wenig spannendes zu beobachten. Einzig und alleine ein neu gestartetes Weblog weckt das Interesse. Aber auch hier lässt bereits die URL (dielinke-nrw.de/wahl_2012/newsblog/)  vermuten, dass es sich lediglich um eine reine Wahlkampfaktivität handelt. Aber vielleicht werde ich doch einmal überrascht.

Die Ruhe vor dem Sturm?

Wenig war ebenfalls bislang von den Piraten, im Zusammenhang mit Onlineaktivitäten, zu hören. In Nordrhein-Westfalen, wo sie bereits bei der Kommunalwahl 2009 erste Erfolge feiern konnten, wurde die Messlatte sehr hoch gesetzt. Und so wird es in den kommenden Wochen spannend werden, ob sich die Piraten deshalb, wie in Berlin, vor allem auf den „klassischen“ Wahlkampf konzentrieren oder ob uns noch ein spannendes Onlinefeature erwartet. Inhaltlich bietet die Internetseite der Piraten derzeit jedenfalls nicht viel mehr als die der Konkurrenten.

Interessant ist übrigens, dass Onlineplakatspenden inzwischen bei fast allen Parteien möglich sind. So auch bei den Piraten. D.h. der Spender kann ein bestimmtes Plakatmotiv zu einer selbst gewählten Zeit, an einem selbst gewählten Ort plakatieren lassen und übernimmt die dafür entstehenden Kosten.

Auch die Landeszentrale für politische Bildung NRW ist aktiv

Nicht nur die Parteien sind mit verschiedenen Angeboten in den Wahlkampf gestartet. Auch die Landeszentrale für politische Bildung in NRW hat mit politische-bildung.nrw.de/20 eine neue Seite gelauncht. Der von wahl.de bekannte Social-Network-Stream wurde dafür auf Abgeordnete aus NRW komprimiert. Und so lassen sich in dem Stream die Tweets und Facebookposts aller MdLs, MdBs und MdEPs aus NRW darstellen. Eine schöne Sache, die es erleichtert, den Überblick zu behalten.

Ich habe mich über dieses Tool gleich doppelt gefreut, da es am Wahlabend sicher ganz nützlich werden könnte, wenn ich wieder für das ZDF bei einer neuen Ausgabe der „Wahl im Web“ im Einsatz bin. Zu sehen wie gewohnt im ZDFinfokanal und auf heute.de. Dieses Mal von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr, live aus Düsseldorf. Also schon mal dick im Kalender anstreichen ;-).

NRW in Bambis Hufen

Hatte es bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl im Herbst des vergangenen Jahres mit „Renate isst“ noch die Grüne Spitzenkandidat erwischt, ist nun die FDP NRW mit ihrem Spitzenkandidaten Christian Lindner an der Reihe. Ein tumblr-Blog macht die Runde, das in Anspielung auf den CDU-Wahlkampfschlager „NRW in guten Händen“ und Lindners Medienspitznamen unter dem Titel „NRW in Bambis Hufen – Das Wahlkampf-Blog der FDP NRW“ die FDP und ihren Spitzenkandidaten auf die Schippe nimmt.

Es fällt auf, dass der Mikrobloggingdienst tumblr immer häufiger in Wahlkämpfen auftaucht und für die Veröffentlichung von Mashups, veränderten Plakaten und sonstigem Bildermaterial Verwendung findet. Passend dazu gibt es übrigens in der aktuellen Ausgabe der „Wired Deutschland“ einen Artikel über Tumblr und ihren Gründer.
Mal hoffen, dass es zur US-Wahl dann eine Aktualisierung von Henry Jenkins „Photoshop for Democracy“ gibt.