In Würde leben

Der SPD Bundestagsabgeordnete Ottmar Schreiner in der Frankfurter Rundschau vom 23. September:

„Ein alleinstehender Hartz IV-Empfänger muss mit elf Euro am Tag auskommen. Davon kann niemand in Würde leben.“

Tja, damit erreicht man Menschen. Natürlich fange auch ich an zu rechnen, ob 11 Euro am Tag ausreichen. Und ganz unabhängig davon, zu welchem Ergebnis kommt, ist der nächste Satz von Schreiner dann wahnsinnig interessant:

„Wir bräuchten eine Anhebung mindestens um 20 Prozent, nur um das Existenzminimum zu sichern.“

Bei 20 Prozent Aufschlag auf die bisherigen 11 Euro, wären wir bei 13,20 Euro. Jetzt kommen wir nochmal zurück auf die Formulierung vom Leben in Würde. 2,20 Euro am Tag machen also für Ottmar Schreiner Würde aus?

Für mich sieht das ja wesentlich mehr nach einem billigen, populistischen Trick aus. Mit mir kann man jederzeit über Sozialleistungsbezüge reden. Aber dann sollte man sich doch bitte mit den monatlichen Ausgaben beschäftigen, die real anfallen. Also Mietniveau vergleichen, den Einkaufskorb des statistischen Bundesamtes heranziehen, und so weiter, und so weiter. Aber bitte nicht mit schockierenden Minisummen arbeiten. Sonst heißt es bald noch: Ein Mensch kann von 46 Cent pro Stunde nicht menschenwürdig leben. Ihr Einsatz, Herr Schreiner.

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