Nachtrag: Und diesmal liberaler Kontrollverlust

Als Nachtrag zum Beitrag über die Alpha-Version des britischen Regierungsportals noch ein weiterer Fall von Kontrollverlust: Die FDP öffnet ihre Internetseite zum Parteitag für einen Twitter-Stream. Und muss dafür mit Kommentaren leben, die ihr sicher nicht gefallen werden.

Eine Auswahl:

Ob das in der Evaluation wohl bei allen gut ankommen wird? Aber es ist ein mutiger Schritt, gerade für die Übertragung eines Parteitages. Übrigens sind auch die erläuternden Punkte zum Programmablauf und desgleichen ein interessanter Ansatz.

Grüne BDK: „Yes, we Cem!“

Seit knapp einer viertel Stunde haben die Grünen mit Claudia Roth und Cem Özdemir neue Bundesvorsitzende. Cem Özdemir ist das neue Gesicht an der Spitze der Grünen und tritt die Nachfolge von Rainer Bütikofer an.

Bütikofer kandidierte nach sechs Jahren als Bundesvorsitzender der Grünen nicht ein weiteres mal. Im kommenden Jahr möchte er stattdessen bei der Europawahl für ein Mandat im Europaparlament kanidieren. Und bereits gestern Abend wurde er unter langanhaltenden Aplauss und mit einem Abschiedsfilm in der Messehalle in Erfurt verabschiedet.

Nun macht er also Platz für Cem Özdemir, einer der Nachwuchshoffnungen der Grünen.

In seiner Bewerbungsrede rechnete Özdemir vor allem mit den anderen Parteien ab. Besonders Linkspartei und FDP bekamen ihr Fett weg. Aber auch mit Kritik an Bundesumweltminister Siegmar Gabriel wurde nicht gespart. So sei Gabriels Mentor Gerhard Schröder und dieser der Kanzler aller Autos gewesen, weshalb es nicht verwunderlich sei, wenn Gabriel sich für die Automobilindustrie einsetze.

Zuvor hatte Claudia Roth in ihrer Rede auch Angela Merkel nicht verschont und als „Schutzmantelmadonna einer SPD mit burn-out-Syndrom“ betitelt!

Sowohl Roth als auch Özdemir versuchten die Grünen zu positionieren und Unterschiede zu anderen Parteien herauszustellen.

Cem Özdemir sieht sieht eine entscheidende Aufgabe vor allem im Thema Integration. Das machte er auch im letzten Satz seiner Rede deutlich:

„Wir wollen alle mitnehmen egal woher sie kommen. Ob aus Kasachstan oder aus Anatolien oder ob ihre Vorfahren schon im Teutoburgerwald gegen die Römer gekämpft haben.“

Die Grünen wollen sich also wieder neu finden, wieder stärker positionieren und Themen zurück erobern, die besonders CDU und SPD in den letzten Jahren immer stärker für sich beansprucht hatten.

Grüne BDK: Back to the roots?

Wer in diesem Jahr auf der Bundesdeligiertenkonferenz von Bündnis90/Die Grünen auf ein typisch grünes Thema gewartet hatte musste nicht lange warten.  So lautete gleich er erste Tagesordnungspunkt gestern Abend „Energiewende vorantreiben – Atomkraft stoppen“.

Doch wer erwartete das dieser Punkt alleine zur Selbstfeierung gewählt wurde, lag falsch. Klar, das Thema Atomkraft war weiterhin unstrittig und bot sich an um ein erstes Konsenssignal vom Parteitag zu senden. Aber das die Grünen in Sachen Kohlekraft in den nächsten Jahren, in Teilen, noch einige Debatten ausfechten müssen zeigte sich dafür umso deutlicher.

So wurde bereits am ersten Abend des diesjährigen Parteitages dann doch schon lauter in der Halle. Vor allem die Frage nach den Zielvorstellungen in Sachen regenerative Energien spaltete die Deligierten.
Während die Einen feste Zielvorgaben für unerlässlich hielten, waren Andere eher der Meinung, man solle keine Versprechen machen, von denen man noch nicht wisse, ob man sie wirklich bis zum gewählten Tag X erfüllen könne.

Letztlich einigte man sich zu später Stunde auf einen Kompromissvorschlag, der beide Anträge zusammenführte.

Mehrere Signale verlassen also Erfurt: Die Grünen sind gegen Atom- und Kohlekraft. Sie setzen sich für regenerative Energien ein, jedoch sind sie sich auf Bundesebene noch nicht einig welche Zielvorstellungen realtistisch oder unrealistisch sind.

Bild: flickr davipt