How to Use Twitter for Political Advocacy

Über das Personal Democracy Forum habe ich an dieser Stelle schon häufiger berichtet. Im Vorfeld der Konferenz gibt es in jedem Jahr eine Reihe von Telefoninterviews mit bekannten Personen aus der Szene. Vor kurzem wurde in diesem Format nun Adam Sharp, bei Twitter verantwortlich für den Bereich „Government & Politics„, von Micah Sifry befragt. Das gesamte Gespräch ist im neu eingerichteten Personal Democracy Media Soundcloud Account zu finden.

Worldwide PdF Meetup Day

Anfang Juni fand in New York das alljährliche Personal Democracy Forum (PdF) statt. Eine Konferenz, die unter dem Motto „How technology is changing politics and governance“ steht und an der ich 2009 gemeinsam mit @oliverbarracuda, @lucas_mohr und @socialbloggerde teilgenommen habe: Einmal Zukunft und zurück, Sternzeit vs. Steinzeit, Zweiklassensystem im Internet.

In diesem Jahr entstand dort die Idee am 12. Juli überall auf der Welt sogenannte Meetups zu organisieren, um sich mit Leuten aus der eigenen Nachbarschaft zu treffen, die sich für diesen Themenbereich interessieren. Im offiziellen Aufruf heißt es dazu:

„Join us for the first-ever Worldwide Personal Democracy Forum (PdF) Meetup Day! Whether or not you attended our 2011 conference in New York City last June 6-7, this is a great opportunity to come together with fellow PdFers in your community, people who are excited by how technology is changing politics, government and civic life. This is an experiment – we’ve never before asked people to try gathering locally, and only you can help make it happen. If you don’t see a PdF Meetup in your community, you can start one yourself!“

Inzwischen sind bereits Meetups in New York, Austin, Arlington, San Juan, Cambridge, Philadelphia, San Francisco, Sydney, Fort Myers, Paris, Valladolid, Budapest, Tampa, La Spezia, London, Dallas, Houston,  Barcelona, Nashville, Los Angeles, Lahore, Chicago,  Tucson, Little Rock, Miami, Taipei, Washington und seit heute auch in Frankfurt am Main angekündigt. @ajungherr war so freundlich und hat den Aufschlag gemacht. Deshalb an dieser Stelle der Hinweis für alle, die sich für das Thema „digitale Demokratie“ interessieren und am 12. Juli noch nichts vorhaben: http://www.meetup.com/PdF/Frankfurt-am-Main

Update: In der Zwischenzeit scheint sich auch ein PdF-Meetup in Berlin zu bilden. Angestoßen übrigens von @nkeim, die 2009 ebenfalls vor Ort war: http://www.meetup.com/PdF/Berlin-DE

Einmal Zukunft und zurück

Bereits nach dem ersten Tag des Personal Democracy Forum („Technology is changing politics“) muss man sich als deutscher Konferenzteilnehmer mit der Frage auseinandersetzen, was bei uns derzeit alles falsch läuft.

Schon in der Begrüßungsrede rief Andrew Rasiej die Regierungen auf, entschieden gegen eine Zensur im Internet zu arbeiten. Mehrfach griffen auch andere Redner das Thema auf und teilten bewusst Seitenhiebe nach Europa aus. Gemeint war damit sicherlich auch Deutschland, das derzeit gefährlich Entwicklungen in dem Gebiet zeigt. Vielen Referenten und Teilnehmern scheint es aber auch nicht bewusst zu sein, welche Netzpolitik zur Zeit in Deutschland gemacht wird.

dana boyd stellt sich gar nicht mehr die Frage, ob jemand überhaupt Social Network Sites benutzt, sonder nur noch um die Auswahl aus dem reichhaltigen Angebot von MySpace bis Facebook.

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boyd, die genauso wie die beiden anderen Hauptacts des heutigen Tages Jeff Javis und David Weinberger ihr Können als Rednerin bewies, sprach deshalb zum Thema „Zweiklassengesellschaft in Social Network Sites“ anhand der beiden Plattformen Facebook und MySpace. Sie betonte innerhalb ihres Vortrages inbesondere, dass es keine „universelle Onlineöffentlichkeit“ gibt. Die Ursache dafür kann in der räumlichen Trennung der Social Network Sites gesehen werden. Während es bei der Email-Kommunikation egal ist, ob Freunde und Bekannte über Hotmail oder Yahoo miteinander kommunizieren entstehen durch Social Network Sites in den meisten Fällen räumlich von einander abgeschnittene Communitys. Für Deutschland besonders interessant: In diesem Gedankengang wird die vielfach postulierte „Netzcommunity“ wiederlegt.

Für die Konferenzteilnehmer nett war natürlich auch die Rede von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg, der über Skype ins Auditorium geschaltet war und von Andrew Rasiej interviewt wurde.

So plauderten beide über Iphone-Apps für Einwohner und Touristen und auch eine Verbindungsunterbrechung wurde völlig problemlos und locker von den Gesprächspartnern hingenommen. Insgesamt fiel vor allem auf, dass Bloomberg als Bürgermeister weiß wovon er spricht und niemand dies für eine Besonderheit, sondern vielmehr für selbstverständlich hielt.

Den Rest des Tages füllten etliche weitere Sessions, die viele neue Erkenntnisse brachten. Doch erst der letzte Programmpunkt, verschiedene thematische Brainstormings, verdeutlichten endgültig den Unterschied zwischen US-amerikanischer und deutscher Netzpolitik. Zusammen mit vier weiteren Teilnehmern wurden Ideen zum Thema „international politics“ ausgetauscht. Und während in Deutschland derzeit verzweifelt alles daran gesetzt wird, Politiker und Bürger über das Internet in Kontakt zu bringen, ist dieser Schritt in den USA schon Schnee von gestern. Vielmehr überlegt man den Schritt weiter, wie Netzkommunikation zwischen verschiedenen Regierungen und noch viel spannender zwischen Regierungen und einer ausländischen Bevölkerung möglich werden. Ein konkretes Beispiel wäre, wie man es ermöglichen könnte, dass die deutsche Bevölkerung mit der US-amerikanischen Regierung kommuniziert? Eine für uns Deutsche wahnwitzig klingende Idee, die hier völlig ernsthaft diskutiert wird.

Wenn es danach geht, scheinen wir in Deutschland noch mitten in der Steinzeit zu stecken und erst langsam das Werkzeug zu entdecken, während in den Vereinigten Staaten mit dem weiterentwickelten Werkzeug inzwischen Eisen bearbeitet wird. Während man in Deutschland immer wieder Barack Obama und seinen Internetwahlkampf  wie eine Monstranz vor sich her trägt, zeigte sich bereits am ersten Konferenzkonferenztag das wahre Interesse der deutschen Parteien an dem Thema. Denn die deutschen Teilnehmer lassen sich mit Leichtigkeit an einer Hand abzählen.  Nachdem Joe Rospers (Obama ’08) mit der Frage „How many republicans are here today?“ und nur wenigen Meldungen die Lacher auf seiner Seite hatte, müsste man die Frage auch nach der Anzahl der deutschen Teilnehmer stellen bzw. noch besser der deutschen Parteimitarbeiter. Denn nirendwo würden sich so viele Tipps und Ideen sammeln lassen wie direkt vor Ort, aber die deutsche Parteielite ist derweil allen Anschein noch damit beschäftigt, das Netz zu filtern und Blogger zu verklagen.

Brave old world…

Bild: flickr Phil Hawksworth