Die Hessenpartei und ihre Ostereier

Mit einem Paukenschlag wollte die hessische CDU zum Vorreiter in der hiesigen politischen Internetbespielung werden. Eine neue Seite wurde präsentiert, die wirklich gestalterisch ein gewaltiger Sprung nach vorne ist. Eine große Bilderbühne prägt die neue Startseite und die dort platzierten Motive werden wohl nicht immer so albern aussehen wie zu Ostern. Auch weiter präsentiert sich die Seite aufgeräumt, die Textwüsten der vergangenen Jahre scheinen nun auch bei der Hessen-CDU out zu sein. Die Seiten für Programme und Köpfe wurden wie wild zusammengestrichen und verkleinert und sind daher richtig gut zu lesen.

Bei der Gestaltung selbst fällt sicherlich die Frische auf, alles wirkt lebendiger und entstaubter, mindestens 20 Jahre jünger. Die neue Internetseite scheint sozusagen das „Peter Beuth“-Projekt zu sein. Aber bei einer so großen Verjüngung bleibt manchesmal die Identität mit auf der Strecke – da muss das Design von Plakaten, Faltblättern und Dutzenden anderer Veröffentlichungen der hessischen CDU erstmal nachziehen. Sonst bleibt es nur bei den Ankündigungen, „Vorreiter in Sachen Politik und Netz zu werden“ (Beuth). Dazu gehört übrigens auch ein neuer Werkzeugkasten namens „Eine Partei ein Netzwerk„, dessen inhaltlich luftleerer Name ebenso wenig über seine Funktion aufklären kann wie sein Internetauftritt. Homepage-Baukasten sind doch wohl nicht der Gipfel neuer Politikwerkzeuge im Internet?

Den großartigen Auftritt jedenfalls ruinierte sich die hessische CDU gleich selbst – mit dem österlichen „Schwulengate“. Pitt von Bebenburg berichtet in der FR:

Ein Osterhase begrüßt die Nutzer der neuen CDU-Homepage und lehnt lässig an einem Osterei. Generalsekretär Peter Beuth sagte zum Start des Projekts: „Wir haben uns ganz unbescheiden vorgenommen, Vorreiter in Sachen Politik im Netz zu werden.“ Doch mit ihrem neuen Internet-Auftritt legte sich die Partei erst einmal selbst ein Ei ins Nest.

Die organisierten Lesben und Schwulen in der CDU ärgerten sich über die neue Homepage. Ihr Verband, die LSU („Lesben und Schwule in der Union“), war zunächst nicht mehr aufgeführt. Am Dienstag wurde das nachgeholt.

Doch damit nicht genug, der Opposition war auch ein Weiteres ein Dorn im Auge. Kai Klose schrieb auf  Twitter:

Bei Hessens Union herrschen Staatspartei-Allüren wie weiland in der DDR: www.hessen-partei.de #hlt #cdu

Und in der Tat scheint die babylonische Domain-Verwirrung immer noch ein politisches Alleinstellunsgmerkmal zu sein. Während die SPD im vergangenen Bundestagswahlkampf mit annähernd 20 Domains für alle möglichen und unmöglichen Anlässen protzen wollte, schafft die hessische CDU ganz ohne Not eine weitere Domain. Ob man in Zukunft die bayerisch anmutende Hybris, sich als einzige Partei des ganzen Landes zu sehen, gar für Werbekampagnen benutzen möchte, oder ob man nur die Serverlandschaft nicht mit einem großen Ruck umstellen wollte – er hätte glücklicher laufen können, der Relaunch von cdu-hessen.de.