Wahlwerbespots 2009

Anfang der Woche starteten die Wahlwerbespots der Parteien. Wie auch die Wahlplakate wollen wir die Fernsehspots dieses Wahlkampfes genauer unter die Lupe nehmen. Immerhin ist das Fernsehen wohl eine der besten Möglichkeiten für die Wahlkämpfer, eine möglichst große Reichweite für ihre Botschaften zu bekommen. Ein erster Blick auf die Spots zeigt, wie gut sie in die Kampagnen der Parteien eingebunden sind.

CDU

Die Union tritt gleich mit drei verschiedenen Spots an, je einem für die Schwesterparteien CDU und CSU und einen besonderen für Angela Merkel, der wohl besonders in der Schlussphase des Wahlkampfes tendenziell häufiger ausgestrahlt werden dürfte. Der TV-Spot der CDU kommt dabei etwas deplaziert vor. In aneinandergereihten Portraits von Menschen werden die gewohnten, inhaltsleeren Slogans der diesjährigen christdemokratischen Kampagne wiederholt. Auffällig ist aber, dass jedes Portrait in einer Farbe der bundesdeutschen Flagge eingefärbt ist. So kommt es doch seltsam vor, dass man mehrfach ein nahezu ganz rotes oder gelbes Bild sieht. Man fühlt sich unweigerlich an die Farbensprachen von SPD und FDP erinnert. Und auch das schwarz der Bundesfahne führt zu einem etwas ungeschickten Effekt, nämlich einem Umwandeln der Fotos in Graustufen. Es hat etwas von Beerdigungsstimmung mit einem Hauch Optikerwerbung, dieser CDU-Spot. Der letzte Satz jedoch sprengt alle Dimensionen von Inhaltslosigkeit: „Wir haben die Kraft, Deutschland zu dem zu machen, was es sein kann“. Na gut, wenn Deutschland Fußballweltmeister sein kann, dann könnte Angela Merkel doch eine großartige Bundestrainerin abgeben, oder?

Und mit dem Stichwort Fußball ist man auch direkt im zweiten TV-Spot der CDU, der völlig  treffend mit „Angela Merkel“ überschrieben ist. Er klärt die Zuschauer darüber auf, dass Merkel nicht als Kanzlerin geboren wurde und sie nach der Einheit von dem starken Wunsch beseelt war, dem vereinten Land zu dienen. Außerdem lerne sie jeden Tag dazu, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Zum Beispiel wie wichtig eine Frisur sein kann. Und dann kommen die Bilder vom deutschen Fast-Fußballwunder in 2006, die hier auf schon verwunderliche Weise instrumentalisiert werden. „Gemeinsam können wir viel erreichen, wir alle zusammen“. Und wieder wird das „wir“ durch die nicht nur stilistisch fragwürdig platzierte Deutschlandfahne umrahmt

Der Wahlwerbespot der CSU soll hier einfach einmal vernachlässigt werden. Komprimierter Inhalt: „Bayern ist stark. Bayern muss stark bleiben. Darum gibt es in Bayern eine eigene Partei“. Danke, Herr Seehofer.

SPD

Ganz anders als die Spots der CDU steigt die Wahlwerbung der SPD gleich mit Inhalten ein. „Wie wollen wir leben und arbeiten? Wie schließen wir die Schere zwischen arm und reich? Wie schaffen und sichern wir Arbeit?“ Fragen, die der Spot sogleich beantwortet: Mit Frank-Walter Steinmeiers Deutschlandplan. Mit einer Reihe von Zeitungszitaten versucht die SPD dann schon fast verzweifelt, die ungläubigen Bürger von der Stichhaltigkeit des Plans zu überzeugen. Wenn sogar die Süddeutsche schreibt, der Plan habe Substanz, dann muss doch auch was dran sein. Dann der Schnitt auf Steinmeier, der wirklich sympathisch und engagiert seine Vorstellung von Zukunft präsentiert. Es klingt wirklich überzeugend und einladend wenn er sagt: „Wir können unser Land sozial gerechter und sicherer gestalten. Ich bin sicher, unser Land kann mehr“. Und er verspricht, hart dafür zu arbeiten. Das wird er wohl auch müssen, der Spot aber legt die Marke für die Konkurrenten ziemlich hoch.

FDP

Die FDP versucht in diesem Jahr einen etwas zweifelhaften Rekord aufzustellen, indem gleich zehnmal das Wort „Deutschland“ in 90 Sekunden auftaucht. Ansonsten hat der Spot nicht viel zu bieten, was nicht auch von einer anderen Partei stammen könnte. Die Kernforderungen der FDP in diesem Jahr wie lohnende Arbeit, Leistungsgerechtigkeit und Bildung als Bürgerrecht könnten schwierig nur einer Partei zuzuordnen zu sein. Und so passt es auch, dass die Aufnahme einer Solaranlage auf einem Dach verblüffelnd der im SPD-Spot ähnelt. Man vergleiche nurmal die Minuten 0:20 bei der FDP und 0:53 bei der SPD. Auch die Fußballweltmeisterschaft aus dem CDU-Spot hat sich bis zu den Liberalen herüber gerettet – FDP 0:56 und CDU 0:46.

Grüne

Der Wahlwerbespot der Grünen zeigt klar, dass es der Partei unter den Nägeln brennt, wieder selbst gestalten zu können. Unglücklicherweise geht aber unter der Masse von Themen etwas verloren, was im grünen Wahlprogramm alles zusammenhält. Am Ende des Spots hat man gar den Eindruck, als gehe es auch den Grünen nur noch um Arbeitsplätze. Längst sind die Grünen offenbar zu einer ebenso breit aufgestellten Partei wie die anderen geworden. Schade ist auch die etwas hastig und lieblose Optik des Videos. Wenn man sich nur an die Europawahl zurück erinnert: Dort hatten die Grünen mit Abstand die bestausehendste TV-Werbung, die noch dazu auf überzeugend einfache Art die Finanzkrise erklärte – und den grünen Weg aus ihr heraus. Ohne Worte dafür zu gebrauchen.

Linke

„Die Krise sollen diejenigen zahlen, die in den letzten Jahren die Profiteure des Finanzkapitalismus waren“ eröffnet Lafontaine gewohnt markig den TV-Spot der Linken. Auch den Linken muss man zugute halten, dass sie eine Vorstellung ihrer Ideen haben und dafür brennen. Doch an einem Punkt entlarvt sich der Spot, wenn ein Wahlkämpfer der Linkspartei meint: „Die etablierten Parteien brauchen eine starke Opposition von Links, damit sie ihr neoliberales Spiel nicht so weiter treiben können.“ Nur eine Bestätigung scheint das für die Vermutung zu sein, dass die Linke sich in der Opposition gerade ganz wohl fühlt. Besonders fasziniert hat mich aber der Bauer, der in Afghanistan das neue Vietnam sieht. Begründet wird das ganz überzeugt mit: „weil wir da nichts verloren haben“. Wie in der Regierung?

Bild: Screenshot DasErste