Neues von Günter Wallraff

In dieser Woche lohnt es sich nicht nur aufgrund des interessanten Internet-Sonderheftes die ZEIT zu kaufen. Denn zu meiner Überraschung und Freude wartet das ZEIT-Magazin Leben mit einer neuen Undercover-Reportage meines Lieblings- Autoren / Reporters / Menschenrechtsakitivisten / Undercoverjournalisten Günter Wallraff auf.

Nachdem er im letzten Jahr bereits seine Reportagen in deutschen Call-Centern in der ZEIT veröffentlicht hatte und der dazugehörige Film zur primetime im ZDF ausgestrahlt wurde, machten verschiedene Mitarbeiter des Brötchenbäckers Weinzheimer Wallraff auf die menschenunwürdigen Bedingungen in ihren Betrieb aufmerksam.

Kurz entschlossen nahm Wallfraff also wieder die Identität einer anderen Person an und gab sich trotz seiner 65 Jahre als der 51 jährige Frank K. aus. Wieder einmal eine typische Wallraff-Reportage auf höchstem journalistischem Niveau.

Und auch die Missstände die beim LIDL-Zulieferer Weinzheimer von Günter Wallraff aufgedeckt und dokumentiert werden unterscheiden sich im Großen und Ganzen, erschreckender Weise, nicht besonders stark von denen aus seinen Industriereportagen und seinem Hauptwerk „Ganz Unten“ aus den achtziger Jahren.

Eine weiteren Punkt nimmt man beim lesen jedoch interessiert zur Kenntnis: Wieder LIDL.

Mit großer Wahrscheinlichkeit werden beispielsweise die Zulieferer bei ALDI, REWE, PLUS, EDEKA und Co. in weiten Teilen ganz ähnlich behandelt. Trotzdem ist es immer wieder auffällig, dass alle Skandale bevorzugt bzw. im größeren Rahmen im Zusammenhang mit dem LIDL-Konzern bzw. der Schwarz-Gruppe auftauchen. Was für Schlüsse man als Kunde daraus für sein Handeln schließen sollte beschreibt Wallraff sehr zutreffend in den letzten Sätzen seines Textes:

„Was ist meine Hoffnung? Dass der Konsument, dass wir alle unsere Macht erkennen. Die Arbeiter können sich selbst nicht mehr helfen in diesem Betrieb, jedes Aufbegehren wird brutal unterdrückt. Eine realistische Hoffnung? Durchaus, denke ich. Es waren die Kunden der Biomarktkette Basic, die im vorigen Jahr verhindert haben, dass Lidl das Unternehmen kaufen konnte – indem sie mit einem Boykott drohten. Nun sollten die Kunden Lidl und seinem System ein weiteres Mal widersprechen. Lidl diktiert Weinzheimer die Preise und trägt damit Verantwortung dafür, wie Menschen dort arbeiten müssen. Solange die Arbeiterrechte dort systematisch verletzt werden, sollten die Kunden Lidl und seine dürftigen Brötchen boykottieren.“

Ich weißt schon warum ich nicht erst seit dem Bespitzelungsskandal und Gewerkschaftskäufen LIDL seit langem boykottiere und jedem nur empfehlen kann, sich Gedanken darüber ob er solche Zustände wirklich unterstützen möchte und andernfalls seine Macht als Käufer zu nutzen!