„Ich habe eine Seite bei Facebook“

Im Januar verkündete die Koaltion aus Union und FDP, die Einsetzung einer Enquete-Kommission zum Thema „Internet und digitale Gesellschaft“ (Der genaue Antragstext ist bei Carta zu finden). Nachdem es in den vergangenen Wochen ruhiger um die Kommission geworden ist, hat Politik-Digital nun die Besetzung der Enquete-Kommission veröffentlicht.

Leiten wird die Kommission der CDU-Politiker Axel Fischer. In Erscheinung getreten ist Fischer in den letzten Jahren insbesondere im Bereich der Arbeitsmarktpolitik.
In der Enquete-Kommision wird er von fünf Parteikollegen unterstützt (Quelle: Politik-Digital).

„Die CDU/CSU-Fraktion entsendet weiterhin die Abgeordeten Thomas Jarzombek, Dr. Peter Tauber, Ansgar Heveling, Dr. Reinhard Brandl sowie Jens Koeppen als Obmann.“

Auch die anderen, im Bundestag vertretenen Parteien haben Abgeordnete ausgewählt, die sie entsenden werden:

„Die Fraktion der FDP wird mit Manuel Höferlin, Sebastian Blumenthal und Jimmy Schulz in der Kommission vertreten sein. Als Stellvertreter fungieren Stephan Thomae, Florian Bernschneider und Sylvia Canel.“

„Für die SPD werden Martin Dörmann, der auch im Unterausschuss für neue Medien sitzt, Johannes Kahrs, Lars Klingbeil und Aydan Özoguz an der Enquete-Kommission teilnehmen.“

„Bündnis 90/Die Grünen werden vertreten von Konstantin von Notz und Tabea Rößner.“

„Die Fraktion der Linken wird von Herbert Behrens und Halina Wawzyniak vertreten.“

Alle genannten Politiker können als mehr oder weniger netzaffin angesehen werden. Profile auf Kommunikationsplattformen wie Facebook, Twitter, MeinVZ, YouTube oder Wer-kenn-wen gehören zu dem Standardrepertoire der ausgewählten Politiker.

Trotzdem sieht sich der Leiter der Enquete-Kommision selbst nicht als Netzjunkie:

Wie nutzen Sie selbst das Internet? Würden Sie sich als Netzjunkie bezeichnen?
„Eher nicht. Ich nutze das Netz, um zu kommunizieren und mich zu informieren. Ich habe eine Seite bei Facebook. Aber ich habe nicht die Zeit, mich stundenlang im Internet aufzuhalten.“ (Quelle: Stuttgarter Zeitung)

Auch auf Grund dieser Aussage wird momentan viel an den Webauftritten der Kommissionsmitglieder kritisiert. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, weshalb wir nicht in diesen Reigen einsteigen wollen. Trotzdem fallen auf einigen Seiten handwerklich ungeschickte oder sogar bedenkliche Schnitzer auf.

Ein solcher Fall ist die Website des Kommissionsleiters Axel Fischer. Unter http://www.fischer-mdb.de/ ist eine Website zu finden, die schlicht und einfach schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat.

Ein Blick in den Quelltext der Website lässt interessantes erscheinen. Dass die Website nicht nur alt aussieht, sondern auch alt ist, zeigt beispielsweise, dass sie mit Frontpage 5.0 erstellt wurde. Einem Programm welches 2001 in Microsoft Office Professional enthalten und inzwischen doch leicht in die Jahr gekommen ist.

<meta name=“GENERATOR“ content=“Microsoft FrontPage 5.0″>

Und auch die Nutzung von Frames entspricht nicht mehr gerade den aktuellsten Standards. Aber ok,  auch hierüber lässt sich streiten.

Anders sieht die Sache aus, wenn man sich Fischers Wahlkampfwebsite http://www.ja-zu-fischer.de/ ansieht. Beim öffnen des Quelltext bleibt man bereits bei den Keywords hängen. Es handelt sich dabei um sogenannte Metadaten, die für den Besucher einer Website nicht direkt sichtbar sind und dazu dienen den Suchmaschinen einen Anhaltspunkt für die Einsortierung der Website zu geben.

Und so tauchen bei Axel Fischer neben vermuteten Begriffen wie „Fischer“, „CDU“, „Politiker“, „Union“ auch plötzlich Begriffe wie „superfischer“, „Fussball“, „Eigenheim“ und „Sex“ auf. Lange Zeit haben Programmierer versucht Suchmaschinen, wie Google, durch den „Sex-Trick“ zu überlisten und mit diesem Keyword einen weiter vorne platzierten Eintrag zu erhalten.

[Vielen Dank an @f_dt für den Hinweis!]

Screenshot: Facebook-Fanseite von Axel Fischer

5 Gedanken zu „„Ich habe eine Seite bei Facebook“

  1. Pingback: Einstimmig? Die Internet-Enquete ist eingerichtet « Internet und Politik

  2. Das Vorhaben, sich auch sachgerecht mit dem Internet auseinander zu setzen wird mit der Besetzung von Fischer als Vorsitzenden der Enquete-Kommission doch nur noch in Lächerliche gezogen. Damit bedient man wieder einmal das landläufig bekannte Klischee, Politiker hätten keine Ahnung von den Dingen, über die sie entscheiden. Klar, die Kommission ist kein bedeutender Entscheidungsträger. Aber ein Zeichen für mehr netzpolitisches Understatement setzt man damit auch nicht.

  3. Aus dem Quelltext:

    „Die Seiten von Axel E. Fischer sind für Browser ab der Version 4.0 geschrieben. “

    Wie bitte? Internet Explorer 4? oder doch Chrome/Safari 4.

    … und der Sex scheint aus den Keywords raus zu sein ;-)

  4. Na ja, alle wollen dabeisein,drinsein. Die Qualität und Aktualität läßt da manchmal zu wünschen übrig. Es wird wohl anscheinend immer noch unterschätzt welche Macht das Internet auf Wähler und deren Meinungsbildung hat.Ist dann immer lustig zu sehen wenn die gleichen als modern und aufgeschlossen angesehen werden wollen ….

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