Das achte Gebot…

Drei Monate vor dem US Präsidentschaftswahl kam es gestern zum ersten Aufeinandertreffen der beiden Kandidaten Obama und McCain.

Ort des „Duells“ war, eine der für die USA typischen Mega-Kirchen, die Saddleback Church.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Saddleback Civil Forum“ interviewte Rick Warren (Pastor und Autor religiöser Bücher) die beiden Kandidaten.
Da Obama und McCain jedoch nur bereit wahren nicht miteinander sondern nacheinander mit Warren zu diskutieren, titelte etwa ZDFheute.de: „Das Beinahe-Duell Obama – McCain„. Das ZDF liefert in diesem Zusammenhang eine Zusammenfassung von Klaus-Peter Siegloch, der vor allem das Veranstaltungsframing darstellt.

Bilder zu der Veranstaltung liefert die Süddeutsche Zeitung.
Die auch eine interessante Unterüberschrift gefunden hat:

„Obama und McCain haben ein Problem gemeinsam: den religiösen Wähler. In Kaliforniens Megakirche haben sie sich nun ein Beinahe-Duell um Amerikas Evangelikale geliefert.“

Deshalb machten beide den Gemeindemitgliedern auch einige Versprechungen.

McCain stellte vor allem den Kampf gegen den Terrorismus als eine seiner Hauptaufgaben dar. Er kündigte an, an Osama bin Laden „bis zu den Toren der Hölle jagen“ zu lassen.

Obama wiederum kündigte an die Steuererhöhung von Besserverdienern zu realisieren um damit in die Infrastruktur und Schulen zu investieren.

Mal abwarten ob die beiden dabei auch an das achte Gebot gedacht haben: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“.

Was Barack Obama der deutschen Politik beibringen kann

Das Modell Obama für Deutschland? Natürlich werden weder Kurt Beck noch Angela Merkel jemals mit seiner Öffentlichkeitswirkung und seinem Charme begeistern. Natürlich wird die CDU wohl kaum „CHANGE“ als Kampagnenmotto auswählen geschweige denn glaubwürdig präsentieren.

Doch es gibt auch Punkte in Barack Obamas Präsidentschaftswahlkampagne, die sich die deutsche Politik sehr wohl abgucken könnte. Denn das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit des Senators aus Illinois platzen geradeso vor Ideen, die auch in Deutschland verwirklicht werden könnten.

Obama im Tiergarten

Dies beginnt schon bei einem soliden, aber dynamischen Corporate Design. Wenn man sich die Gestaltungen der letzten Wahlkampagnen von CDU und SPD auf Bundesebene ansieht, und sie mit dieser hier von Obama vergleicht, wird man den Unterschied sofort bemerken. Deutschland könnte vermutlich mit etwas weniger Bombast und Patriotismus im 4-Farb-System leben, doch der Grundgedanke bleibt. Deutsche Politiker haben doch längst begriffen, dass auch sie sich vermarkten müssen. Dann sollen sie es auch bitte konsequent tun. Mehr zu dem obigen Plakat übrigens bei Dr. Bieber, die Diskussion dazu beim Fontblog.

Als zweiter Punkt sei neben dem Design auch das Marketing genannt. Einen einführenden Überblick dazu bietet Brainwash by Robert und Horst. Auch auf Obamas Kampagne im Speziellen geht der Blog ein.

Obama im Internet

Und zuletzt möchte ich als Webdesigner auch noch schnell einige Worte zu der Internetpräsenz der Obama-Kampagne verlieren. Von der exzellenten Gestaltung der Kampagnenseite über die clevere Nutzung quasi aller Web 2.0 Einrichtungen (Facebook mit 1,18 Millionen Freunden, MySpace, Youtube, etc.) bleibt eine Menge für die bundesdeutschen Parteien zu lernen. Wir werden sehen, wieviel wir davon bei der Bundestagswahl wieder erkennen werden. Vielleicht stellt sich ja dann die „Internetkanzlerin“ YouTube Interviews aus ganz Deutschland. Vielleicht wird es gar eine mit dem Internet verknüpfte Debatte im TV geben. Vielleicht werden „Unterstützt Beck“ Kampagnen in StudiVZ und WerKenntWen? eingeführt. Oder vielleicht stehen die etablierten Parteien hier einmal mehr hinten an – und die Linkspartei wird der Überflieger im Web. Wir werden sehen.

Neue Stolperfallen für Obama

Lange Zeit schien es so als könnte Barack Obama auf dem Weg zum Präsidentschaftsamt nur noch wenig aufhalten.
Doch in den letzen Tagen muss er sich nicht allein mit den Kritikern in den eigenen Reihen herum ärgern.

Denn nicht nur das Süddeutsche Zeitung Magazin beschäftigt sich in dieser Woche mit noch einer möglichen weiteren Stolperfalle für Obama: Die Rolle der Firstlady.
Das Magazin titelt:

„Michelle Obama unterstützt ihren Mann Barack im Wahlkampf
mit aller Macht. Aber vielen Amerikanern ist sie irgendwie unheimlich. Das könnte den Kampf um die Präsidentschaft entscheiden.“

Maureen Dowd, Kolumnistin der New York Times, fasste es noch schärfer zusammen:

„There are some who think it will be harder for America to accept a black first lady — the national hostess who serenely presides over the White House Christmas festivities and the Easter egg roll — than a black president.“

Die Schwierigkeiten für Obama beschreibt das Süddeutsche Zeitung Magazin folgendermaßen:

„(…) auf der anderen Seite John McCain, 71, und seine 54-jährige Frau Cindy (…), die ehemalige Rodeoqueen, Cheerleaderin, Tablettenabhängige, die ihren Reichtum einem Brauereiimperium verdankt. Doch Vorsicht: Er ist ein Kriegsheld und will die Steuern senken, sie hat zwei Söhne in der Armee – einer hat im Irak gekämpft – und sie ist blond: Damit haben die beiden schon fast die Hälfte der Stimmen sicher.
In jüngsten Umfragen liegt Barack Obama zwar mit 46 zu 43 Prozent vor McCain. Doch Cindy führt laut Rasmussen-Meinungsforschungsinstitut mit 48 zu 40 gegenüber Michelle.“