The winner takes it all (Obama erklärt sich zum Sieger)

Seit heute Nacht ist es (fast) entschieden: Barack Obama erklärte sich zum Sieger des US-amerikanischen Vorwahlkampfes der Demokraten.

„Erstmals hat ein schwarzer Kandidat die Chance, ins Weiße Haus zu ziehen.“ (Quelle: tagesschau.de)

Trotzdem verhielt sich Obama laut Berichten des Spiegels so wie man es von ihm erwartet hatte.

(…) er [vermied] Triumphgeheul. Seine nächsten Etappenziele: Clintons Wähler gewinnen, McCain attackieren.“ (Quelle: Spiegel-Online)

Das Handelsblatt berichtet wiederum von Hillary Clinton:

„Clinton hatte ihre Getreuen zu einer Rede in ihre politische Heimat New York geladen und damit hohe Erwartungen geweckt – doch dann schreckte sie vor einer großen Versöhnungsgeste zurück und rang sich nur zu einer Gratulation für Obamas „großartigen Wahlkampf“ durch – aber nicht für seine Nominierung. „Es war ein langer Wahlkampf, und heute Abend werde ich noch keine Entscheidung treffen“, sagte die Senatorin. Sie wolle die kommenden Tage nutzen, um mit „Anhängern und Parteiführern zu beraten, was im besten Interesse der Partei ist“. Ein Eingeständnis der Niederlage vermied sie.“ (Quelle: handelsblatt.com)

Eine audio-visuelle Zusammenfassung liefert „EinsExtra„.

Jetzt bleibt abzuwarten, wie sich Clinton verhalten wird. Welchen Preis wird sie verlangen, um sich auf die Unterstützung ihres, nun ehemaligen, Kontrahenten einzulassen? Wie realistisch scheint ihre Vize-Präsidentschaftskandidatur?
Einige Fragen, auf die es hoffentlich in den nächsten Tage Antworten geben wird…

Die ZDF-Sendung Frontal21 lieferte mit ihrem „Toll!: Yes we can“ gestern bereits eine „tolle“ Zusammenfassung, wie Barack Obama die Welt revolutionieren wird ;) => ZDF-Mediathek: „Toll!: Yes we can“

Politik für den Hintern…

Die Süddeutsche Zeitung berichtete dieser Tage über den neusten Trend aus Amerika: die Politikinis.

Die bedruckten Badebekleidungen sind mit den Hinternaufdrucken „Obama“, „Clinton“ und „Mc-Cain“ erhältlich.
Der Obama-Bikini würde sich jedoch weit besser verkaufen als die Konkurrenzvarianten…

(auch die Berliner Zeitung hat bereits über die Politikinis berichtet…)

„YES WE are ObamaCANs“

Die „Obamamania“ nimmt immer neue Ausmaße an.
Schon vor einiger Zeit verkündete selbst die Eisenhower-Enkelin und engagierte Republikanerin (!) Susan Eisenhower, ihre Sympathien für den demokratischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama. (Susan Eisenhower: Why I’m backing Obama, erschienen in der Washington Post).

Der Spiegel greift ihre Stellungnahme in dieser Woche auf und Berichtet gar von einer Bewegung innerhalb der republikanischen Partei: die „Obamacans„.

Und selbst die deutschen Konservativen überschlagen sich fast vor Begeisterung, wenn Journalisten in Interviews auf Obama zu sprechen kommen.
Jüngst beispielsweise der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU Fraktion Norbert Röttgen im Gespräch mit dem Spiegel. Er hält Obama gar für den Boten einer neuen politischen Kultur, die auch für Deutschland beispielhaft sein könne.
Und auch so manche und so mancher, die noch vor kurzer Zeit (aber mittlerweile schon vergessen) der Politik von George W. Bush sehr positiv gegenüber gestanden haben, zeigen auf einmal Interesse an einem „neuen“ Amerika.

Einzig und alleine die bayrische CSU geht einmal mehr Sonderwege…
Das Barack Obama T-Shirt des SPD-Fraktionschefs im bayrischen Landtag kommentierte Christine Haderthauer (Generalssekretärin der CSU), laut „Parlament“ und „Süddeutschen-Zeitung“ humorvoll:

„In Bayern sind die Schwarzen immer noch wir“.

Trotz all‘ dem konnte man noch zwei interessante und meiner Meinung nach richtige Aspekte aus dem Interview mit Norbert Röttgen im Spiegel mitnehmen:
1. Auf die Frage, wer der deutsche Barack Obama werde, antwortete er dass kein deutscher Barack Obama gefunden werden könne. Man solle ihn in Deutschland nicht einmal suchen. Denn in Deutschland könne keine Einzelperson einen Prozess auslösen wie Obama in Amerika.

=> Was natürlich auch ganz klar mit dem deutschen Parteiensystem im Vergleich zur amerikanischen Präsidialrepublik zu tun haben könnte…

2. Desweiteren wurde Röttgen befragt, ob es nicht sein könne, dass Obama bald verflucht werde, da er bereits jetzt die Europäer zu mehr Engagement für Einsätze in Krisengebieten aufgefordert habe. Und zu erwarten sei, dass Obama die deutschen Politiker zu weiteren militärischen Beteiligungen auffordern würde.
Röttgen antwortete darauf, dass Obama vermutlich noch vehementer ein deutsches Engagement forde, als das bei McCain der Fall wäre. Was darin liege, dass Obama bislang mit deutscher und europäischer Sicherheitspolitik weit weniger vertraut sei.

Rechts überholt?

Der Präsidentschaftsdemokrat der Demokraten wird Barack Obama heißen, darauf hatte ich mich ja bereits im Februar festgelegt und die aktuelle Entwickung bestätigt mich darin. Also wird der charismatische Senator aus Illinois sich am 4. November 2008 zur Wahl stellen. Sein Hauptgegner wird sicherlich John McCain heißen, wie wir ja seit einiger Zeit sicher sagen können.

Doch treten denn nur diese beiden für das Amt des President of the United States of America an? Ganz im Gegenteil, es gibt noch eine Reihe weiterer Kandidaten. Cynthia McKinney zum Beispiel, Kent Mesplay oder Jesse Johnson, Chuck Baldwin, Gene Amondson, Brian Moore, Frank Moore, Jonathon Sharkey und natürlich Ralph Nader.

http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Bob_Barr-2008.jpgUnd seit gestern reiht sich ein weiterer Kandidat in diese Liste, der ehemalige Kongressabgeordnete und Bob Barr tritt für die Libertäre Partei an. Dabei hat Libertär weder mit dem deutschen Verständnis von „liberal“ noch mit der amerikanischen, linksgerichteten Definition des Wortes (mehr dazu bei Scot W. Stevenson). Vielmehr stehen libertäre Politiker, zu denen auch Ron Paul zählen muss, am rechten Ende des Spektrums. Dazu die ZEIT:

Da diskutieren die möglichen Kandidaten beispielsweise über eine Abschaffung des Bildungsministeriums sowie der Zentralbank Federal Reserve, wollen die vom Bund eingetriebene Einkommenssteuer streichen, den Goldstandard wieder einführen, aus den Vereinten Nationen austreten, Drogen legalisieren und die US-Soldaten sofort aus dem Irak zurückziehen. [ZO]

Also durchaus Potential, um den ungewohnt demokratischen Republikaner John McCain rechts außen zu überholen. Sicherlich, es gibt einige Macken in Barrs Wahlkampfbus (Mehr dazu hat auch hier die ZEIT), dennoch könnte er McCain einige der so dringend benötigten Prozentpunkte stehlen. Rasmussen Reports kommt letzte Woche auf 6%.