Kolumne: An der Haustür

Über kaum ein anderes Wahlkampfinstrument sprechen die Parteistrategen derzeit so begeistert, wie über den Haustürwahlkampf. Er gilt als Geheimtipp schlechthin. Effizient, kostengünstig und wirksam. In den USA besser bekannt unter dem Begriff „Canvassing“. Und so scheint es einen neuen Kampagnen-Exportschlager aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu geben. Bei den Lobgesängen der deutschen Campaigner bleibt jedoch unbedacht, dass der Einsatz des Instruments hierzulande zumeist mit einem anderen Ziel erfolgt, als im amerikanischen Original.

Die Mitarbeiter von Obama und Romney waren natürlich auch an direkten, einmaligen Wählerkontakten interessiert, der Hauptaugenmerk lag jedoch auf der Erhebung von Daten und die dadurch ermöglichte erneute Ansprache von identifizierten Sympathisanten. Doch diese allgemeine Erfassung von Informationen über die Einwohner des eigenen Wahlbezirks sind in Deutschland schon alleine aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.

Deshalb stellt sich die Frage, ob der Haustürwahlkampf in Deutschland überhaupt Sinn macht? Denn zur einmaligen Wählermobilisierung ist Canvassing eigentlich nicht gedacht. Ein im Grunde erfolgsversprechendes Wahlkampfinstrument benötigt also auch immer die richtigen Rahmenbedingungen. Ob Canvassing in geänderter Form wirklich funktioniert, wird sich erst noch zeigen müssen.

[Erschien zuerst in: politik&kommunikation, September 2013].

Kolumne: Unterstützer (online) sammeln

Im September stehen neben der Bundestagswahl die Landtagswahlen in Bayern und Hessen an. Für die Parteistrategen gilt es also, die eigenen Mitglieder für den Wahlkampf zu aktivieren. Doch gerade das gelingt immer schwerer – zumal sich der Mitgliederschwund noch weiter fortsetzt und der Nachwuchs fehlt. Auch deshalb nehmen Nichtmitglieder als Unterstützer und Multiplikatoren im Wahlkampf inzwischen eine wichtige Rolle ein. Doch Nichtmitglieder gewinnt man selten als allgemeine Parteiunterstützer, sondern vielmehr für bestimmte Fachthemen. Und so schauen die Parteien schon seit längerer Zeit neidisch auf Angebote wie Campact und Avaaz, die über Onlineplattformen Unterstützer für verschiedene Themen suchen und bei Bedarf aktivieren können. Dabei geht es vor allem darum, dass sich Interessierte unkompliziert und ohne Verpflichtungen für die Mitarbeit melden können. Im Bundestagswahlkampf 2009 haben die Parteien bereits ansatzweise versucht, Elemente solcher Angebote zu übernehmen – in den meisten Fällen jedoch etwas halbherzig. 2013 nun wagen sie einen neuen Anlauf. So hat die CDU schon im vergangen Jahr ihre Unterstützerplattform CDUplus gelauncht. Auch die Grünen und die FDP haben inzwischen nachgelegt. Die Parteien schlagen mit diesen Aktivitäten den richtigen Weg ein, denn die Mitgliederverluste erfordern neue Formen der Mobilisierung von Unterstützern aller Art. Neue Mitglieder wird man damit sicher nicht im großen Stil gewinnen können, dafür aber Multiplikatoren für die eigenen Themen.

[Erschien zuerst in: politik&kommunikation, Februar 2013].