#konstituierung des #bundestags

31 Tage nach der Bundestagswahl war es heute soweit: Um 11 Uhr begann die konstituierende Sitzung des neuen deutschen Bundestages in Berlin. Mehr als verwunderlich war dabei die Anzahl der Tweets, die das Plenum im Laufe des Tages verließen. Zwar waren während des Wahlkampfes etliche MdBs bei Twitter aufgetaucht, jedoch hatten diese ihre Aktivitäten zumeist nach der Wahl eingestellt. Zumindest mehr Abgeordnete als erwartet, haben ihre Zugangsdaten dann heute morgen anscheinend wieder entdeckt.

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Während sich Josef Winkler, Ulrich Kelber und Co auf den Weg ins Plenum begaben,

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wurde an anderen Stellen Kisten gepackt und Abschied gefeiert.

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Insgesamt ließ sich den ganzen Tag über ein guter Eindruck vom Tagesablauf der MdBs gewinnen.
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Während sich Marc Bülow ebenso wie Halina Wawziniak über seinen Platz in der letzten Reihe freute,
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fielen die Reaktionen auf die Rede des Alterspräsidenten Heinz Riesenhuber sehr unterschiedlich aus.

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Und auch die daran anschließende Wahl des Bundestagspräsidenten wurde via Twitter festgehalten (wenn auch nicht so umfassend wie zur Wahl des Bundespräsidenten im Mai diesen Jahres).

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Das Ergebnis der Wahl war wenig später auf dem Twitterprofil des passauer CSU-Abgeordneten Andreas Scheuer zu finden.
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Aber auch Julia Klöckner, die manchem noch von der Wahl des Bundespräsidenten bekannt sein wird, verkündete das Ergebnis über ihren Twitterkanal:

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Doch bereits kurz nach der Wahl der Bundestagsvizepräsidenten war es mit dem bunten Treiben auf Twitter auch schon wieder vorbei. Umso spannender bleibt es, die kommenden Wochen abzuwarten und zu beobachten, ob die Twitterprofile nun endgültig mit den Wahlkampfmaterialen in den Schubladen irgendwelcher Wahlkreisbüros verschwinden werden oder ob die Mikrobloggingkommunikation auch am Platz der Republik angekommen ist.

Die Parteien und das Internet

Noch nie zuvor spielte das Thema Internet in einem deutschen Wahlkampf eine derart übergeordnete Rolle wie zur diesjährigen Bundestagswahl. An allen Stellen versuchten sich die Parteien gegenseitig mit ihren Kampagnen zu überbieten. Doch erweckte es den Eindruck, als ob das vielfach präsentierte „digitale Glanzpapier“ der Parteien lediglich aus Altpapier hergestellt wurde. Alle Parteien stellten dar, wie aktiv sie im Internet waren und was sie alles gemacht hätten, doch fragte man nach den Organisationsstrukturen hinter den Kampagnen, schaute man häufig in lange Gesichter. Noch immer wird das Internet an vielen Stellen als reine Präsentationsplattform von Wahlkampfmaterialien in digitaler Form angesehen. Wir haben deshalb den Test gemacht. Noch während des Wahlkampfes haben wir alle im Bundestags vertretenen Parteien angeschrieben und gefragt, wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie im Rahmen des Bundestagswahlkampfes für ihre Onlineangebote beschäftigen.
 Das Ergebnis war ernüchternd, von den fünf angeschriebenen Parteien antworteten gerade einmal zwei promt und zwei antworteten erst gar nicht. Insgesamt meldeten sich auf die Frage nur CDU, Linkspartei und Bündnis90/Die Grünen. So schrieb die Linkspartei:

„Eine eindeutige Festlegung der Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die sich mit sogenannten Neuen Medien befassen, ist leider schwierig zu ermitteln, weil unsere Redaktionen für Print- und Online-Medien zusammengelegt sind. In dem Arbeitsbereich „Redaktion“ des WahlQuartiers sind 20 Personen beschäftigt. Agenturseitig sind zwei – bei speziellen Projekten auch mehr – Mitarbeiter mit der Betreuung des Online-Wahlkampfes befasst.“

CDU:

„Ihre Frage nach den Mitarbeitern der neuen [Medien, M.K.] lässt sich nicht genau beantworten, da das Internet eine wichtige Querschnittsaufgabe in vielen Arbeitsbereichen der CDU-Bundesgeschäftsstelle darstellt. Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten dauerhaft als Onlineredakteure bei der CDU. Zusätzlich beschäftigen sich im teAM Deutschland etwa 8-10 Personen schwerpunktmäßig mit Online-Aufgaben und 15 Personen sind im Schichtdienst für die Beantwortung der via Internet eingehenden Bürgeranfragen zuständig. Hinzu kommen dann noch zahlreiche Fachreferenten , die sich im Rahmen ihrer Aufgaben auch um Online-Angebote kümmern. […] Extern beschäftigen wir derzeit noch weitere Personen. Zwei bis drei Mitarbeiter von CDU TV und externe Programmierer und Grafiker in unserem Rechenzentrum. Das sind aktuell 5 Personen.“

Bündnis90/Die Grünen:

„In der Bundesgeschäftsstelle von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN arbeiten momentan 3 MitarberInnen im Bereich neue Medien, zusätzlich arbeiten c.a. 5 feste MitarbeiterInnen in den Agenturen im Rahmen unserer Accounts. Dazu kommen dann noch, je nach Bedarf, Teilzeitkräfte, Grafiker, Programmierer, etc.“

Was bleibt also als Fazit? Die deutschen Parteien sind auf dem richtigen Weg und erste neue und positve Ansätze sind zu erkennen. Doch solange das Internet an vielen Stellen weiterhin als reines Präsentationsmedium ohne Rückkanal gesehen wird, besteht noch viel Lernbedarf. Spannend bleibt deshalb auch die Frage, ob und in welcher Form das Internet in den derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielt. Politiker der verschiedensten Parteiströmungen hatten beispielsweise im Wahlkampf angekündigt, dass Überlegungen lohnenswert seien, einen Netzbeauftragten in der Regierung einzuführen. Ethusiastische Stimmen sprechen gar schon davon, dass zukünftig ein Ministerium das Thema Internet thematisch mit abdecken könnte. Woanders ist man uns da schon etwas voraus. Erst kürzlich erzählte Vincent Ducrey, seines Zeichens „French Government New Media Advisor“ der Sarkozy-Regierung (eine solche Bezeichnung erscheint in Deutschland nach wie vor wie ein Witz), dass er mit einem festen Team von 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die neuen Medien bespielen würden. Die Regierung Obama und ihren CIO Vivek Kundra (+ Team) muss man dabei erst gar nicht mehr erwähnen. Bildnachweis: flickr.com (kirklau)

3 Tage, 72 Stunden, 48h

In den letzten Stunden vor der Wahl geben die Parteien doch noch einmal Gas. In den Fußgängerzonen der Republik wurden heute bereits im Morgengrauen die ersten Wahlkampfstände aufgebaut, Angela Merkel sprach zum Wahlkampfabschluss in Berlin und Herausforderer Frank-Walter Steinmeier nutzte die Gunst der Stunde um in Detmold noch einmal die letzten unentschlossenen SPD-Symphatisanten zu mobilisieren.

Doch auch die individuelle Ansprache an die Wähler kam an diesem letzten Wahlkampftag nicht zu kurz. Etliche Bundestagsabgeordnete nutzen die verbleibenden Stunden für Hausbesuche, die Tageszeitungen waren vollgespickt mit jeweils passenden Werbeanzeigen der Parteien und die meisten Briefkästen wurden an diesem Wochenende von einer Werbeflyer-Flut überrollt.

Doch in diesem Jahr wird in den letzten Stunden nicht nur offline mobilisiert, sondern auch die Parteikampagnen im Netz erreichen ihren Höhepunkt. Alle Zeichen stehen auf Endspurt.

Das TeAM-Deutschland (CDU) ruft zu den letzten „72 Stunden“ auf, die Grünen zu „3 Tage wach“ und die Linkspartei zu „48h“. SPD und FDP haben zwar keine gezielten Countdown-Projekte gestartet, aber auch hier versucht man die Wähler mit Pop-ups auf den Startseiten zum wählen zu animieren.

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Screenshots: „72 Stunden“, „3 Tage wach“, „48h“

„Ihre Wahl rauscht!“

Kaum ein Thema hat die Berichterstattung über den diesjährigen Wahlkampf so dominiert, wie die Diskussion rund um den möglichen Einfluss des Internets auf die Politik. Auch an den TV-Sendern ist das Thema „Internet“ nicht vorbei gegangen. Aus den zahlreichen Berichten wuchsen einige äußerst spannende und interessante TV-Formate. Zwar überwiegen weiterhin Skepsis und Furcht vor dem Netz, doch an einigen Stellen hat man sich aus der Deckung getraut und auf Experimente eingelassen.

Netzrauschen

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Netzrauschen ist ein im Juni 2009 gestartetes Projekt der Tagesschau. Regelmäßig werden Spitzenkandidaten und Kampagnenmitarbeiter der Parteien von Moderator Jan Hendrik Becker interviewt. In den meist fünfminütigen Beiträgen geht es darum zusammen mit den Interviewten deren Netzaktivitäten zu betrachten und zu bewerten. Inzwischen waren eine ganze Reihe namhafter Politiker bei Netzrauschen zu Gast: Bspw. Philipp MißfelderOtto Fricke und Hermann Otto Solms, Julia Klöckner, Kajo Wasserhövel, Gregor Gysi, Claudia Roth.

„Moderator Jan Hendrik Becker und die Netzrauschen-Redaktion diskutieren in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs mit Politikern, Bloggern und Kampa-Managern und folgen den Spuren, die die Wahlkämpfer im Netz hinterlassen.“ (Quelle: tagesschau.de).

Auch die Netzrauschen-Redaktion ist im Internet unterwegs, z.B. bei Twitter und Facebook.

Wahl im Web

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Die Wahl im Web schlägt ihr Zelt am Wahlsonntag bereits zum vierten Mal in diesem Jahr auf, womit auch die Sendung den Höhepunkt eines spannenden Wahljahres erreicht. Bereits zur Landtagswahl in Hessen wurde die Wahl im Web gesendet, in der am Wahlabend, parallel zu den bekannten Hauptprogrammen, das Netzgeschehen am Wahlabend betrachtet wird. Zwischen der Landtagswahl in Hessen und der Bundestagwahl kam das TV-Internet-Format noch zur Europawahl und zu den Landtagswahlen in #sst zum Einsatz.

„Was treiben die Politiker zur Bundestagswahl im Netz? Wer ergreift die Online-Initiative und flickert oder twittert, was das Zeug hält? Wie kommen diese Netzaktivitäten bei den Wählern an? Wie diskutiert die Internetgemeinde über die Wahlkampfthemen? Diesen und anderen Fragen widmen sich Moderator Markus Kavka und sein Team am Superwahlabend des 27. September in der interaktiven Sendung „Wahl im Web“ live aus Berlin.“ (Quelle: zdf.de)

Neben einem Chat, in dem bei dieser Sendung Prof. Dr. Harald Schoen, sowie einige Poltiker den Zuschauern Frage und Antwort stehen werden, spielt hier auch Twitter eine besondere Rolle.

Erst fragen, dann wählen

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Mit Erst fragen, dann wählen, einer Art Interviewmarathon, hat ZDF am vergangenen Wochenende absolutes Neuland betreten. In jeweils 90 minütigen Intervallen wurden den Spitzenkandidaten der Parteien Fragen aus dem Internet gestellt. Die Politiker bekamen so die Möglichkeit ihre Positionen einmal in aller Ausführlichkeit darzustellen und den Zuschauern wiederum war es möglich direkt auf die Aussagen der Politiker zu reagieren.

Siehe auch: Zukunft des politischen Fernsehens

Ihre Wahl

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Doch die Verknüpfung von Internet und TV beschränkt sich nicht nur auf die Öffentlich-rechtlichen. Bereits im letzten Jahr hatte der zur ProSiebenSat.1 Media AG gehörende Sender N24 ein Sendung ausgestrahlt, in der die Zuschauer unter dem Titel „Debatte 2.0“ die Möglichkeit hatten Fragen an Politiker zu stellen. Siehe auch: Debatte 2.0.

Nun hat man das Konzept noch ein wenig ausgebaut und ins Programm von Sat.1, inklusive prominenter Moderation, verfrachtet.

„Bei „Ihre Wahl! Die Sat.1-Arena“ nehmen Sabine Christiansen und Stefan Aust Politiker ins Kreuzverhör und diskutieren direkt mit den Wählern über die wichtigsten Themen der Bundestagswahl.“ (Quelle: Sat.1)

Auch hier gilt, man möchte möglichst viel Input der Zuschauer erreichen, wobei mein beispielsweise auch auf Twitter setzt.

Bilder: tagesschau.de, zdf.de, zdf.de, sat1.de

Erst fragen, dann wählen

Zusammen mit @Herr_Marx und @fabianpingel wird Malte am Samstag und Sonntag bei „Erst fragen, dann wählen“ zu sehen sein. Bei der Sendung handelt es sich um eine Kooperation von ZDF, MeinVZ und der ZEIT.

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Bereits seit etlichen Wochen hat MeinVZ unter seinen Nutzern Fragen gesammelt, die während eines zweitägigen Interviewmarathons den Spitzenkandidaten der Parteien präsentiert werden sollen.

Eingeladen wurden Angela Merkel (CDU), Frank-Walter Steinmeier (SPD), Guido Westerwelle (FDP), Jürgen Trittin (Grüne), Gregor Gysi (Linkspartei) und Peter Ramsauer (CSU).
Im Verlauf der Sendung werden jedem Politiker 90 Minuten gegeben, um sich den Fragen aus dem Netz zu stellen. Moderiert wird die Sendung von Dunja Hayali und Steffen Seibert.

Für Verwirrung im Netz hatte Angela Merkel gesorgt, die wochenlang keine Rückmeldung auf die Anfrage zur Sendung gegeben hatte, um am Donnerstag dann letztlich abzusagen. Inzwischen waren tausende Fragen aus dem Netz an die Bundeskanzlerin eingegangen. MeinVZ reagierte prompt und fordert nun seine User auf, gegen die Absage zu protestieren und eine Beschwerdeliste zu unterstützen (siehe: politik-digital.de)

Beginnen wird der Interviewmarathon am Samstag um 12:30 Uhr mit Guido Westerwelle und Peter Ramsauer. Ramsauer, wird auf Grund von Verpflichtungen in Bayern nicht nach Berlin komme können, weshalb er live vom Chiemsee geschaltet wird.

Zu sehen sein wird die Sendung Samstag und Sonntag live im ZDFinfokanal und auf zdf.de. Daneben wird es am Sonntagabend im ZDF eine Zusammenfassung aller Interviews geben.

Weitere Informationen:

http://www.twitter.com/wahlimweb

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/23/0,1872,7621239,00.html

http://www.meinvz.net/wahlshow

http://www.zeit.de/online/2009/38/leseraktion-wahlen

Bild: zdf.de