3. Staffel: Borgen – Gefährliche Seilschaften

Vor knapp zwei Jahren strahlte arte die erste Folge der dänischen Erfolgsserie „Borgen“ in Deutschland aus. Bis dahin galt fast ausnahmslos, dass gute Politserien nur in den USA produziert werden. Und dann zeigte ausgerechnet der kleine dänische Sender DR1 allen großen europäischen Sendeanstalten, wie man auch mit geringen Ressourcen ein wirklich spannendes Format auf die Beine stellen kann. Und deutsche Journalisten fragen seitdem zurecht „Wie kann der kleine Sender Danmarks Radio so tolle Serien machen wie ‚Borgen‘?

Borgen – Gefährliche Seilschaften

Für mich persönlich ist Borgen eine der besten politischen Serien überhaupt. Oder wie die Süddeutsche Zeitung es vor einiger Zeit zusammenfasste: Borgen ist „phänomenal gutes Fernsehen„. Borgen schafft es unaufgeregt darzustellen, wie politische Prozesse ablaufen, wie Mehrheiten gefunden werden und Freundschaften durch Machtkämpfe zerbrechen. Die Serie zeigt, Politik ist alles, nur nicht langweilig.

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Die visualisierte Bundestagswahl

Gemeinsam mit verschiedenen Partnern hatte die Open Knowledge Foundation Deutschland am Wahlsonntag dazu aufgerufen, die Wahldaten auf möglichst kreative Art und Weise zu visualisieren. Drei besonders interessante Projekte:

Wahlbaukasten
Auf einer Deutschlandkarte kann man die Wahlergebnisse beliebiger Bundesländer ausblenden. Auf diese Weise lässt sich rausfinden, wie die Bundestagswahl ohne die betreffenden Länder ausgefallen wäre.
Screenshot: Wahlbaukasten

Direktkandidaten-Map
Auf der Karte wird je nach Interesse entweder das Durchschnittsalter oder das Geschlecht der Direktkandidaten in den Wahlkreisen farblich visualisiert. Außerdem lassen sich auch einzelne Parteien auswählen. Nur eine Farbskala fehlt leider.
Screenshot: Direktkandidaten-Map

nonvoters 2013
Eine interessante Darstellung der Nichtwähler in den verschiedenen Wahlkreisen. Je roter die Punkte, desto höher der Anteil der Nichtwähler.Screenshot: Nonvoter-Map

5 Blickwinkel vom Wahltag

  1. Die Schwarz-Gelbe Regierung wurde abgewählt, aber einen politischen Wechsel wollte das Land nicht. Angela Merkel hat ihre Beliebtheit in einen historischen Wahlsieg für die CDU umwandeln können. Das ist ein Zeugnis für das gute – manche würden sagen glückliche – Bestehen Deutschlands in der Finanzkrise. Den Bürgern geht es verglichen mit nahezu allen anderen Ländern in der Euro-Zone gut und dagegen lässt sich nur schwer ein Politikwechsel vollführen.
  2. Peer Steinbrück und die SPD haben dagegen kein Rezept gefunden. Bei allen Pannen, die der diletantisch geführte Wahlkampf der Sozialdemokraten mit sich brachte: Steinbrück hätte Merkel nicht schlagen können.
  3. Die Grünen haben eine herbe Schlappe hinnehmen müssen. Das ist die Strafe für eine falsch gesetzte Themenwahl weg von Ur-Grünen Themen wie Umwelt und Naturschutz hin zur Finanzpolitik als Vehikel für Jürgen Trittins Wunschministerium. Die Kampagne konnte nicht auf die teils absehbaren Konfrontationen reagieren: Das Steuerkonzept wurde zu wenig erklärt, auf grüne Verbotssehnsucht und Pädophilie-Debatte halbherzig reagiert.
  4. Der Erfolg der AfD ist schockierend. Er zeigt eine große Unzufriedenheit mit dem Euro, mit der Finanzpolitik in Europa. Vor allem aber scheint sich in Deutschland nach langen Jahren ein Vehikel für latente Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus gefunden zu haben, das nicht nach Skinheads und Springerstiefeln riecht. Es sollten sich alle Parteien als Auftrag nehmen, sich dem mit guten Argumenten für eine freie und solidarische Gesellschaft einzusetzen.
  5. Allen politisch Interessierten sei in den nächsten Wochen der ein oder andere Blick nach Hessen angeraten, wo äußerst interessante Koalitionsverhandlungen anstehen. Die „Hessischen Verhältnisse“ stellen mit nur 4 Parteien im Parlament eine starke CDU gegen eine sich nicht wirklich sympathische Mehrheit aus SPD, Grünen und der Linkspartei. Der Ball liegt bei Thorsten Schäfer-Gümbel von der SPD, der sich entscheiden muss zwischen dem Wagnis einer Zusammenarbeit mit der Linken und den möglicherweise verheerenden Folgen einer Großen Koalition.

Nachtrag 23:42 Uhr: In Hessen ist man immer gut für ein bisschen Spannung. Vielleicht fliegt die Linke noch raus und die FDP hat noch Chancen, wieder in den Landtag zu kommen. Spannend.

Livestream aus dem Wahllokal

Wer schon immer mal wissen wollte, wie die Stimmen nach der Schließung der Wahllokale ausgezählt werden, sollte morgen heute Abend nach 18 Uhr auf der Website von Jöran Muuß-Merholz vorbeischauen. Wie bereits zur Bürgerschaftswahl in Hamburg wird er wieder eine Webcam in seinem Wahllokal aufstellen und gemeinsam mit den anderen Wahlhelfern die Auszählung der Stimmen erklären.