Hessenwahlkampf 2.0 – Die Grünen

Am 18. Januar wird der neue hessische Landtag gewählt. Ein extrem kurzer Wahlkampf wird es werden. Noch dazu haben sich die Parteikassen noch nicht richtig vom letzten Wahlkampf erholen können, der gerade einmal ein Jahr her ist. Gute Voraussetzungen also, dass die hessischen Parteien also das eher kostengünstig als Werbemittel einzusetzende Internet neu für sich entdecken. In einer fünfteiligen Serie nimmt Homo Politicus 4 Wochen vor der Wahl die Internetauftritte der hessischen Parteien unter die Lupe.

LV Hessen Bündnis 90 / Die Grünen, www.gruene-hessen.de

gruene_lvDas erste, was den Leser auf der Internetseite des Grünen Landesverbandes anspringt, ist der Aufruf ein neues Mitglied zu werden. Nanu, ob das neue Wahlkampfstrategie ist? Fast genauso gewichtig kommt das Foto von der Wahl der Grünen Landesliste in Fulda. Auch dies halte ich für fragwürdig, berufen sich doch gerade die Grünen auf ihre Inhalte und wollen ausschließlich diese hervorheben. Überspitzt gefragt: Sind die Kandidaten der Landesliste wichtiger als das fast 70% kleinere Plakat für den Klimaschutz rechts daneben?

Diese kleinen Plakate ziehen dafür in der Tat einen Fokus auf die Themen der Grünen. Leider sind die sich hinter den Links verbergenden Informationen auch nicht sonderlich leicht zugänglich. Entweder man findet ein 70-seitiges (!) PDf-Dokument des Landtagswahlprogramms, möchte aber eigentlich lieber eine kleine Zusammenfassung in Stichpunkten und Bildern sehen; Oder ein Link zur „Atomlüge“ verweist auf die Bundes-Grünen.

Auch der schön hervor gehobene YouTube-Kanal ist leider nur bundesgrün, Al-Wazir hält sich aus dem Web 2.0 offenbar noch lieber heraus. Ansonsten beeindruckt die Seite auch wieder hauptsächlich durch gesammelte hessengrüne Pressemitteilungen und die anderen schon bekannten Elemente der Landesverbandsseiten. Innovation hätte ich von den Grünen erwartet (in größerem Rahmen könnte man einschränken, dass andere Grüne Landesverbände diese Erwartung auch befriedigen), eine Seite ohne Seele vorgefunden. Weiterlesen

Hessenwahlkampf 2.0 – FDP

Am 18. Januar wird der neue hessische Landtag gewählt. Ein extrem kurzer Wahlkampf wird es werden. Noch dazu haben sich die Parteikassen noch nicht richtig vom letzten Wahlkampf erholen können, der gerade einmal ein Jahr her ist. Gute Voraussetzungen also, dass die hessischen Parteien also das eher kostengünstig als Werbemittel einzusetzende Internet neu für sich entdecken. In einer fünfteiligen Serie nimmt Homo Politicus 4 Wochen vor der Wahl die Internetauftritte der hessischen Parteien unter die Lupe.

FDP-Hessen, www.fdp-hessen.de

fdp_startfdp_wahlfdp_lvfdp_fraktionDie FDP Hessen organisiert als einizige Partei alle ihre Präsenzen unter einem „Hessen Portal“, fasst also die Internetseiten von Landesverband und Fraktion unter einem Dach zusammen. Gar keine schlechte Idee, wenn man berücksichtigt, wie viele Menschen wohl überhaupt den Unterschied zwischen Partei und Fraktion zu nennen wissen. Die Trennung ist auch gut gemacht, mit 3 großen Registerreitern im Titel, die vom Hessen Portal (1) zu Landtagsfraktion (2) und Landesverband (3) leiten.

Wie auf der Internetseite von SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel grüßt auch bei der FDP ein Youtube-Video prominent auf der Startseite. Der Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn begrüßt darin die Besucher der Website und fordert explizit zu kritischer Resonanz auf. Auch das eine sehr schöne Idee, die durch die Aufnahmesituation im engen Landtagsbüro nur an Authentizität gewinnt. Doch in Wahlkampfzeiten könnte man statt eine so allgemeinen Videos ruhig etwas forscher und thematischer zur Sache gehen. Weiterlesen

Hessenwahlkampf 2.0 – SPD

Am 18. Januar wird der neue hessische Landtag gewählt. Ein extrem kurzer Wahlkampf wird es werden. Noch dazu haben sich die Parteikassen noch nicht richtig vom letzten Wahlkampf erholen können, der gerade einmal ein Jahr her ist. Gute Voraussetzungen also, dass die hessischen Parteien also das eher kostengünstig als Werbemittel einzusetzende Internet neu für sich entdecken. In einer fünfteiligen Serie nimmt Homo Politicus 4 Wochen vor der Wahl die Internetauftritte der hessischen Parteien unter die Lupe.

SPD Hessen im Internet, www.spd-hessen.de

spd_startspd_lvBeim Aufruf der Adresse spd-hessen.de erscheint am heutigen Samstag nicht sofort die Internetseite des Landesverbandes, sonder eine Landeseite mit Videoübertragung vom Landesparteitag (die übrigens im Gegensatz zu der der CDU bei mir funktioniert). Außerdem wird direkt auf die Internetseiten der Partei und des Spitzenkandidaten hingewiesen, zu Wahlkampfhilfe aufgerufen und sogar auf die Profile Schäfer-Gümbels bei Sozialen Netzwerken wie Facebook, Wer kennt wen, YouTube und StudiVZ hingewiesen. Das verspricht eine ungekannte Innovationsfreude.

Der Auftritt des Landesverbands begrüßt dann auch in sehr freundlichem Design mit dem Motiv der „wiederkehrenden Roten“ im Titel. Man kann darüber streiten, ob das Plakatmotiv eine so geschickte Wahl war, doch die drei lachenden Weihnachtsmänner machen mir persönlich einfach gute Laune. Auch der ganz oben zu sehende Spitzenkandidat Schäfer-Gümbel lächelt kaum weniger freundlich aus dem Monitor. Direkt unter seinem Porträt bekommt man weitere Informationen über den doch etwa unbekannten Abgeordneten angeboten. Gut gelöst. Weiterlesen

Hessenwahlkampf 2.0 – CDU

Am 18. Januar wird der neue hessische Landtag gewählt. Ein extrem kurzer Wahlkampf wird es werden. Noch dazu haben sich die Parteikassen noch nicht richtig vom letzten Wahlkampf erholen können, der gerade einmal ein Jahr her ist. Gute Voraussetzungen also, dass die hessischen Parteien also das eher kostengünstig als Werbemittel einzusetzende Internet neu für sich entdecken. In einer fünfteiligen Serie nimmt Homo Politicus 4 Wochen vor der Wahl die Internetauftritte der hessischen Parteien unter die Lupe.

CDU Landesverband Hessen, www.cduhessen.de

cdu_lvcdu_parteitagAuf der Internetseite des Landesverbands Hessen ist keine Spur von Wahlkampf zu finden. Achtet man nicht genauer auf den Inhalt der alles dominierenden Pressemitteilungen, kommt man sicherlich nicht auf die Idee, dass in 4 Wochen neu gewählt wird. Ein kleines Plakatmotiv „Gesegnete Weihnachten und ein frohes neues Jahr“ und ein Foto des Generalsekretärs Boddenberg beim Aufhängen eines Plakates mit dem Motiv „Auf ein gutes neues Jahr“ könnten genauso gut eine neu gewonnene Freundlichkeit zu den Feiertagen bedeuten.

Die Live-Übertragung des Landesparteitags der CDU übrigens ist eine nette Idee, der es jedoch deutlich an der Umsetzung mangelt. Bei einem fremd klingenden Unternehmen ausgelagert verlangt das „akissko-Liveradio“ ein seltsames x-flatcast-Plugin zu installieren. Eindeutig zu viel technischer Aufwand für mich an einem trägen Samstag nachmittag. Weiterlesen

Klimafundamentalismus als Wahlkampfrezept?

Nicht nur personell ist die Grüne Partei auf Bundesebene bei genauerem Blick weit weniger harmonisch, als es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag. Das aktuelle Postengefecht Özdemir gegen Ratzmann steht offensichtlich stellvertretend für konkurrierende Personalinteressen in der Partei. Die Namen Künast und Trittin wird man diesbezüglich sicher noch des öfteren hören.

Vielleicht noch strittiger ist das Stammthema der Grünen, der Umweltschutz. Selbstverständlich will das neu formierte Wahlkampfteam um die beiden Führungspersonen diese Kernthema grüner Kompetenz stark in Szene setzen. Doch nicht einmal bei diesem, den Grünen doch so heimischen Gebiet, herrscht Einigkeit in der Partei. Ganz im Gegenteil, man schaue sich nur die noch unterdrückte Debatte über neue und effizientere Kohlekraftwerke an. Der Spiegel schreibt über „das letzte Tabu“ der Grünen, das Nein zu Kohlemeilern. In Hessen war das Kohlekraftwerk „Staudinger“ ein großes Thema im Wahlkampf, in Tübingen baut der grüne Oberbürgermeister Boris Palme mit am Kohlekraftwerk Brunsbüttel.

Der ehemalige Bundestagsabgeordnete Hubert Kleinert war in den ’80er Jahren ein Weggefährte Joschka Fischers. Heute ist er Politikprofessor und äußert sich zum grünen Positionskampf folgendermaßen:

„Es geht oft mehr um Prinzipien als um vernünftige Politik. Atomkraft ist Teufelszeug und damit Ende. Und gerade jetzt, wo die Union wieder ihre Lieber zur Atomkraft entdeckt, möchte die Partei nicht wackeln. Sie will klare Kante zeigen und beweisen, dass sie sich in der Ablehnung der Kerntechnik von niemanden übertreffen lässt.“ [Spiegel 30/08]

Die Reaktionen dafür bekommt er natürlich prompt zugestellt, ein offener Brief der grünen Jugend und ein simples „naiv“ von Renate Künast. Pragmatismus scheint in Umweltfragen nicht mal debattierbar.

Und vielleicht kommen die Grünen schon nach der nächsten Bundestagswahl in die Situation, damit ihre Glaubwürdigkeit in der Umweltpolitik leichtfertig zu riskieren. Ob nun mit der SPD neue Kohlekraftwerke gebaut würden, oder mit der CDU der Atomausstieg verschoben wird – vielleicht muss ja ein grüner Bundesminister für Umwelt solche Entscheidungen treffen.