Bürgerhaushalt in Frankfurt

Mit dem „Frankfurter Bürgerhaushalt 2013“ wird die Stadt Frankfurt am Main ab morgen einen neuen Weg der Bürgerbeteiligung gehen. Bis zum 18. Dezember können Vorschläge eingereicht, bewertet und kommentiert werden, wie die Verteilung der Gelder im Stadthaushalt 2013 aussehen soll. Die Projektseite „Frankfurt fragt mich“ (ffm.de) ist derzeit zwar noch nicht erreichbar, aber immerhin lassen sich bereits ein paar Informationen in einer Pressemitteilung finden. Dort heißt es dazu:

„Die Frankfurterinnen und Frankfurter haben die Möglichkeit, ihre Vorschläge über die Internetplattform www.ffm.de, per Postkarte, Brief, Fax, Telefon oder bei den mobilen Teams abzugeben. Äußern kann man sich zu jedem Thema des Haushaltes.“

Die 100 Vorschläge mit den meisten Stimmen, werden anschließend Ende Dezember vorgestellt, später in Workshops beurteilt und im Frühjahr 2012 der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt. Die Parlamentarier sind nicht verpflichtet, sich an die Vorschläge zu halten, die Frankfurter Rundschau spricht aber von einem gewaltigen, moralischen Druck.

Erstaunlich ist, dass sich mit Frankfurt eine Großstadt an dieses Thema wagt, da Kritiker der Bürgerhaushalte immer wieder behaupten, dass derartige Projekte wenn überhaupt in kleineren Städten und Kommunen umsetzbar seien. Die Frankfurter Ergebnisse werden also schon jetzt mit Spannung erwartet. Natürlich auch weil insgesamt 1,2 Millionen Euro für die Durchführung des Bürgerhaushalts eingeplant wurden.

Wie ein onlinegestützter Bürgerhaushalt aussehen kann, hat übrigens die Stadt Solingen bereits im Frühjahr 2010 gezeigt. Damals habe ich gemeinsam mit Lorenz Keller für die Kampagnenpraxis von diesem Projekt berichtet: „Stadt fragt Bürger nach Sparmöglichkeiten“.

Deutschstunde im Landtag

Ein Redebeitrag des sächsischen Landtagsabgeordneten Miro Jennerjahn (Bündnis 90/Die Grünen) avanciert seit gestern zum Webhit. Doch wie kam es dazu?

Die NPD in Sachsen sorgt sich um die deutsche Sprache und hat deshalb in der vergangenen Woche einen Antrag unter dem Titel „Deutsch statt ‚Denglisch'“ im Landtag eingebracht. Mit dem mehr als fraglichen Antrag (Zitat: „(…) der Sprachverhunzung durch ‚Denglisch‘ den Kampf anzusagen.“) wollten die NPD-Abgeordneten durchsetzen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sächsischen Ministerien sich künftig nur noch in „korrektem Deutsch“ äußern dürfen.

Miro Jennerjahn, der für die Grünen sprach, erregte der Antrag der NPD so sehr, dass er die Antragsteller innerhalb von knapp fünf Minuten mit Fachwissen, Witz und einer Portion Wut im Bauch auf sympathische Art und Weise runterputzte. Für besondere Begeisterung sorgte Jennerjahns Ausführung zur sprachlichen Herkunft des Wortes „Download“ (ab 4:07 Minuten).


Auf der Internetseite von Miro Jennerjahn ist die Rede auch in Textform zu finden.

best before

Laut Medienberichten erwägt die Bundesregierung eine Änderung des Begriffs „Mindesthaltbarkeitsdatum“. Dazu lässt sich auf der Tagesordnung für die morgige Sitzung des Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz unter Punkt 8 folgendes finden:

Bericht der Bundesregierung zu geplanten Initiativen des BMELV, zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen und zu Möglichkeiten, den Begriff des „Mindesthaltbarkeitsdatum“ zu ersetzen.

Die Bundesregierung möchte unter Federführung von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner allen Anschein nach aktiv gegen das Wegwerfverhalten der Deutschen vorgehen. Anfang des Monats waren Schätzungen aufgetaucht, denen zufolge in Deutschland pro Kopf im Jahr Lebensmittel in Wert von über 300 Euro weggeworfen werden. Schuld daran sei unter anderem das verwirrende Label „mindestens haltbar“.  Dieser Kennzeichnung soll es nun an den Kragen gehen. Welcher Begriff zukünftig möglich sein könnte, ist bislang noch nicht bekannt. Gemunkelt wird über einen Ideenwettbewerb. In vielen anderen Ländern ist auf Produkten inzwischen schon seit einiger Zeit neben „made in“ auch „best before“ zu lesen. Zukünftig also auch in Deutschland?

Normalfall Briefwahl

In der Schweiz finden an diesem Sonntag die Parlamentswahlen statt. Die in den deutschen Medien leider kaum beachtete Wahl bietet alleine schon durch early voting und eVoting ein durchaus spannendes Betrachtungsfeld. Während hierzulande nach jeder Wahl mit Erschrecken die immer wieder steigende Anzahl der Briefwähler kommentiert wird, ist die Briefwahl in der Schweiz inzwischen schon die Regel. Bei Wikipedia heißt es dazu:

„In der Schweiz ist die Briefwahl bei nationalen Wahlen und bei fast allen kantonalen und kommunalen Wahlen und Abstimmungen inzwischen der Normalfall. Sämtliche Wahl- und Abstimmungsunterlagen werden den Wählern vorgängig per Post zugestellt. Die Zahl der offenen Wahllokale, in denen die Stimme noch an der Urne abgegeben werden kann, wurde in den letzten Jahren deutlich reduziert. In der Schweiz schließen die Wahllokale am Abstimmungssonntag mittags um zwölf.“

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Die Twitterüberraschung

Als Peter Altmaier (Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag) am 25. September seinen ersten Tweet als @peteraltmaier abschickte, schlug dies in netzpolitischen Kreisen ein wie eine Bombe. Nach @RegSprecher Steffen Seibert also die zweite politische Twitter-Überraschung in diesem Jahr.

Für die FAZ hat Peter Altmaier jetzt eine Chronologie erstellt, die seinen Weg zum selbsternannten „Dauertwitterer“ beschreibt. Ein wichtiges Ereignis war demnach seine Teilnahme an der inzwischen fast schon legendären Talkshowrunde bei Anne Will, wenige Tage nach der Abgeordnetenhauswahl in Berlin.

„Mittwoch, 21. September: Bei Anne Will in der Talkshow zum Wahlerfolg der Piraten. Christoph Lauer von den Piraten hat ein Heimspiel: Drei Viertel des Publikums sind junge, höfliche und begeisterungsfähige Piraten. Wo sie plötzlich herkommen, ist ein Rätsel. Ich denke an Twitter und Facebook, und ich habe eine Ahnung.“

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