Die KiK-Story

Bereits vor längerer Zeit haben wir unter dem Titel „Wer bezahlt unsere Kleidung?“ über die Ausbeutungsvorwürfe gegen KiK und die Veröffentlichungen der Clean Clothes Campaign geschrieben. Getan hat sich seitdem jedoch anscheinend relativ wenig. So strahlte die ARD gestern um 21:45 Uhr unter dem Titel „Die KiK-Story“ eine umfangreiche Reportage über den Textildiscounter KiK aus.

In der Sendungsankündigung heißt es:

„Das Versprechen des Textildiscounters KiK klingt verlockend: Komplett Einkleiden für unter 30 Euro, von der Socke bis zur Mütze. Mit dieser aggressiven Preispolitik hat es KiK im Einzelhandel ganz nach oben geschafft. Beinahe täglich eröffnen neue Filialen. Das Unternehmen ködert die Kunden mit fast unglaublichen Angeboten: Jeans für 9,99 Euro, Bermudas für 3,99 Euro, T-Shirts für 1,99 Euro. Doch wie kommen diese Schleuderpreise zustande – und wer muss dafür bezahlen? Eine Reportage aus der Welt von Dumpinglöhnen, Ausbeutung und fragwürdigen Geschäftsmethoden.“

Wer die Sendung verpasst hat, kann sie sich in der ARD-Mediathek anschauen: ARD-exclusiv: Die Kik-Story

Screenshot: ARD-Mediathek

Rot-Grüne Unterwäsche

Mit großem Tamtam wurde gestern der rot-grüne Koalitionsvertrag für die erste nordrhein-westfälische Minderheitsregierung präsentiert. Und mit dieser Hypothek geht man im Wunsch-Duo auch offen um. Hannelore Kraft wird von WELT ONLINE zitiert:

„Wir werden eine stabile Regierung aufbauen“, sagte die SPD- Landesvorsitzende Hannelore Kraft bei dem Festakt. „So stabil wie möglich.“

Das Design des Koalitionsvertrages jedoch wirft schon die ersten spöttischen Fragen auf. Während bei Twitter gefragt wird, ob denn der Reißverschluss der rot-grünen Jacke nun nach oben oder nach unten gezogen würden – ob man sich also warm an oder doch eher ausziehen will – vermutet die CDU ganz andere Unterwäsche hinter dem Zipper:

Unterstützung für Kurt Beck

In 259 Tagen ist Landtagswahl, so steht es auf der Unterstützerseite „Ich und Kurt Beck“. Weit mehr als ein halbes Jahr vor der Wahl tauchen also bereits die ersten Anzeichen für einen Wahlkampf in Rheinland-Pfalz auf, der auch im und mit dem Internet geführt werden wird. Und vielleicht ist es ein Signal, dass Wahlkampf nicht mehr nur noch in sechs-Wochen-Schritten gedacht wird.


Bisher ist noch nicht viel zu sehen, auf der von der SPD selbst initiierten Unterstützerseite mit der bildschönen Adresse ichundkurt.de. Bewusst scheint man das Bild des fürsorglichen Landesvaters von der SPD entkoppeln zu wollen, denn es prangt kein SPD-Logo und außer dem schlichten Namen der Generalsekretärin im Impressum lässt die Seite keine weiteren Rückschlüsse auf die Parteizentrale zu. Statt des Logos prangt eine etwas zweifelhafte Wortmarke als Logo am Rande der Seite: „PersBeckTive 2011“.

Es ist interessant, dass Kurt Beck als langjähriger Amtsinhaber sich als Perspektive zu verkaufen sucht. Steht er doch mehr für eine Weiterführung der Regierungsarbeit in der bekannten Weise – möge man diese nun positiv oder negativ beurteilen. Diese Positionierung als Hoffnungsträger seines Landes passt auch zu dem Versuch, eine Unterstützerseite für einen amtierenden Ministerpräsidenten zu etablieren – ein Werkzeug, das sich eigentlich mehr aus der Opposition anbietet.

Die PersBeckTive der Unterstützerseite dagegen ist schon klar: Man will frühzeitig Unterstützer dazu ermutigen, sich selbst aktiv für Kurt Beck einzusetzen. Dazu gibt es auf der Seite die Rubrik „Gute Tat“, in der bis zum Wahltag immer neue Missionen auf die Rollenspieler warten. Die erste Mission ist zur Zeit: Gewinne 10 neue Unterstützer.

Ölkatastrophe im Internet

Bereits seit 50 Tagen versucht der Ölriese BP die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zu beenden; bislang erfolglos. Nicht nur in den USA wächst der Zorn auf BP. Ein beachtlicher Teil der Proteste findet im Internet statt, doch auch BP selbst nutzt Plattformen wie Facebook zur Schadensbegrenzung.

Die Fakten lesen sich verheerend: Am 20. April 2010 kam es auf einer Ölbohrplattform im Golf von Mexiko zu einer Explosion, bei der elf Menschen starben. Zwei Tage später versank die Plattform im Meer und hinterließ ein offenes Bohrloch aus dem seitdem Öl austritt. Inzwischen gilt die Katastrophe als eine der schwersten Umweltkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika und hat sogar einen recht umfangreichen Eintrag bei Wikipedia erhalten.

Die Handlungen und die Hilflosigkeit von BP führten zu etlichen Kampagnen im Internet. Vor allem bei Facebook sind inzwischen eine Reihe von Boykottaufrufen zu finden. Etwa in Form der Gruppe „Boycott-BP„, die inzwischen 461.962 Unterstützer hinter sich versammelt hat.

Doch auch BP selbst nutzt Facebook zur Schadenesbegrenzung für ihren Ruf. So informiert die Firmenleitung auf dem Profil über den aktuellen Stand vor Ort – beispielsweise mit einem Livestream – und bietet verschiedene Kontaktmöglichkeiten für Fragen und Anregungen sowie Hinweise für Volunteers. In der vergangenen Woche hatte BP-Chef Tony Hayward Facebook sogar genutzt um sich öffentlich für seine Aussage zu entschuldigen, dass er „sein vorheriges Leben zurückbekommen“ wolle. Vor allem die Angehörigen der elf bei der Explosion auf der Bohrplattform getöteten Arbeiter hatten dies als kränkend empfunden (siehe Focus Online).
Neben Facebook nutzt die BP-Kampagne außerdem Twitter, Flickr und YouTube.

Auch der offizielle Firmenauftritt von BP verspricht Aufklärung und Informationen, so sind inzwischen sogar auf der Starseite Bilder von der Katastrophe zu sehen. BP möchte damit anscheinend beweisen, dass man nichts verheimlichen wolle.

Trotzdem hat das Unglück vor allem die Umweltschützer auf den Plan gerufen. Greenpeace beispielsweise fordert mit seiner Kampagne „behind the logo“ zur Neugestaltung des BP-Logos auf. Die eingereichten Logos sind im Greenpeace-Flickr-Account zu finden.

Außerdem werden im Netz bereits an verschiedenen Stellen T-Shirs, Sticker und Wallpaper für den PC mit den veränderten Logos angeboten.

Der Fall BP zeigt einmal mehr, dass Protestbewegungen heute keine langen Wege mehr benötigen, sondern inerhalb kürzester Zeit, weltumspannend und vor allem effektiv funktionieren können.

Screenshot: http://www.flickr.com/photos/greenpeaceuk/4641406927/in/set-72157623796911855/

Der digitalisierte Kandidat

Kaum eine Woche nach dem Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler wurde heute mit Lukrezia Jochimsen die letzte Kandidatin für das Bundespräsidialamt vorgestellt. Am 30. Juni wird die von der Linkspartei nominierte Jochimsen neben Christian Wulff (CDU, CSU & FDP) und Joachim Gauck (SPD & Bündnis90/Die Grünen) zur Wahl stehen. Also Zeit einmal einen Blick ins Netz zu werfen.

Die vorgezogene Bundespräsidentenwahl wird – was das Internet angeht – neue Maßstäbe setzen, das ist bereits jetzt klar. So wird vor allem Joachim Gauck seit einigen Tagen von einer Unterstützerwelle im Netz getragen. Etliche Webangebote sind entstanden die mit dem Kandidaten von SPD und Bündnis90/Die Grünen symphatisieren. Doch auch mit seinem eigenen Webauftritt nimmt Gauck derzeit eine Vorreiterrolle ein. So ist unter joachim-gauck.de bereits ein umfangreicher Webauftritt zu finden.

Bei Christian Wulff (christian-wulff.de) herrscht derweil noch gähnende Langeweile. Nahezu nichts weist auf seine Kandidatur hin.

Lukrezia Jochimsen (lukrezia-jochimsen.de) hingegen hat auf ihrer Abgeordnetenwebsite bereits eine ausführliche Stellungnahme zu ihrer Kandidatur abgegeben.

Doch  durch die Unterstützerbekundungen im Internet hat besonder Gauck in den letzten Tagen von sich reden gemacht. So bekennen sich bei Facebook inzwischen 17.693 Unstützer zu Gauck, während Christian Wulff gerade einmal 1.094 Unterstützer finden konnte.

Und auch ansonsten setzen die Gauck-Unterstützer ganz klar die Maßstäbe:


http://der-gute-tweet.de/mygauck/


http://www.mein-praesident.de/


http://www.wir-fuer-gauck.de/


http://buerger-fuer-gauck.de/

Es bleibt also abzuwarten was bis zur Wahl am 30. Juni noch alles passieren wird. Doch auch auf die Bundesversammlung selbst kann man nicht ganz ungespannt sein. Vielen ist schließlich noch die Bundespräsidentenwahl aus dem vergangenen Jahr im Gedächtnis. Damals hatte Twitter zum ersten Mal breite Medienaufmerksamkeit in Deutschland erreicht, da das Ergebnis des ersten und einzigen Wahlgangs, bereits 15 Minuten vor der offiziellen Verkündung des Wahlergebnisses, von Mitgliedern der Bundesversammlung getwittert wurde. [Mehr zu diesem Thema ist übrigens in meiner Bachelor-Thesis zu finden.]