5 Blickwinkel vom Wahltag

  1. Die Schwarz-Gelbe Regierung wurde abgewählt, aber einen politischen Wechsel wollte das Land nicht. Angela Merkel hat ihre Beliebtheit in einen historischen Wahlsieg für die CDU umwandeln können. Das ist ein Zeugnis für das gute – manche würden sagen glückliche – Bestehen Deutschlands in der Finanzkrise. Den Bürgern geht es verglichen mit nahezu allen anderen Ländern in der Euro-Zone gut und dagegen lässt sich nur schwer ein Politikwechsel vollführen.
  2. Peer Steinbrück und die SPD haben dagegen kein Rezept gefunden. Bei allen Pannen, die der diletantisch geführte Wahlkampf der Sozialdemokraten mit sich brachte: Steinbrück hätte Merkel nicht schlagen können.
  3. Die Grünen haben eine herbe Schlappe hinnehmen müssen. Das ist die Strafe für eine falsch gesetzte Themenwahl weg von Ur-Grünen Themen wie Umwelt und Naturschutz hin zur Finanzpolitik als Vehikel für Jürgen Trittins Wunschministerium. Die Kampagne konnte nicht auf die teils absehbaren Konfrontationen reagieren: Das Steuerkonzept wurde zu wenig erklärt, auf grüne Verbotssehnsucht und Pädophilie-Debatte halbherzig reagiert.
  4. Der Erfolg der AfD ist schockierend. Er zeigt eine große Unzufriedenheit mit dem Euro, mit der Finanzpolitik in Europa. Vor allem aber scheint sich in Deutschland nach langen Jahren ein Vehikel für latente Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus gefunden zu haben, das nicht nach Skinheads und Springerstiefeln riecht. Es sollten sich alle Parteien als Auftrag nehmen, sich dem mit guten Argumenten für eine freie und solidarische Gesellschaft einzusetzen.
  5. Allen politisch Interessierten sei in den nächsten Wochen der ein oder andere Blick nach Hessen angeraten, wo äußerst interessante Koalitionsverhandlungen anstehen. Die „Hessischen Verhältnisse“ stellen mit nur 4 Parteien im Parlament eine starke CDU gegen eine sich nicht wirklich sympathische Mehrheit aus SPD, Grünen und der Linkspartei. Der Ball liegt bei Thorsten Schäfer-Gümbel von der SPD, der sich entscheiden muss zwischen dem Wagnis einer Zusammenarbeit mit der Linken und den möglicherweise verheerenden Folgen einer Großen Koalition.

Nachtrag 23:42 Uhr: In Hessen ist man immer gut für ein bisschen Spannung. Vielleicht fliegt die Linke noch raus und die FDP hat noch Chancen, wieder in den Landtag zu kommen. Spannend.

Wahlziele in 2 Minuten – mein Wahlkampf-Highlight bisher

Wieder bei Erik Meyer gesehen und als großartig empfunden: Die Grünen haben ihre Wahlziele in eine Art digitale Diashow umgesetzt, die scheinbar auf allen der Menschheit bekannten Ausgabegeräten funktioniert. Auf schicken Folien mit großen Überschriften wird aufgezählt, was die Grünen von bestimmten Themen halten, was sie ändern wollen und warum der politische Gegner eben nicht so gut ist. Verlinkt wird von den Startseiten der mobilen wie auch der Desktop-Version von gruene.de Das Ganze heißt „Wahlziele in 2 Minuten“ – und auch wenn es im Endeffekt etwas länger dauert als 120 Sekunden, ist es bisher mein Highlight im Wahlkampf. Noch nie habe ich so leicht zugängliche politische Inhalte im Internet bei einer deutschen Partei gesehen. Chapeau.

Einige Screenshots vom iPhone:

2013-08-13 23.34.45 Weiterlesen

Barrierefrei das Parteiprogramm hören

Wie Erik Meyer drüben bei SoundBlog.fm berichtet, hat die SPD ihr Parteiprogramm in der Kurzfassung einsprechen lassen. Großartig für Menschen mit eingeschränktem Seh- oder Lesevermögen – oder Pendler, die so auf dem Weg zur Arbeit etwas über die Ziele der SPD nach der Bundestagswahl erfahren können:

Nachdem die Grünen bereits eine Audio-Version ihres Wahlprogramms vorgelegt haben (als MP3 und DAISY-Hörbuch), zieht nun die SPD mit einer SoundCloud-Variante nach. Eine gelungene  Idee ist, dass diese Kurzfassung kapitelweise vom erfahrenen Vorleser Wolfgang Thierse und der stellvertretenden Parteivorsitzenden Aydan Özoguz vorgelesen werden.

 

Von Freunden, Fans und dem #Neuland

Seitdem es bei Facebook Seiten (Pages) und Profile gibt, sind sich besonders Politiker unsicher, in welche Kategorie sie gehören. Ein eigenes Profil ist schnell erstellt und sieht logisch aus – aber die Grenzen sind schnell erreicht. 5000 Freunde sind für einen landes- oder bundesweit bekannten Politiker nicht fern, aber gleichzeitig limitiert Facebook hier die Freundeszahl. Außerdem muss jede Freundschaftsanfrage beantwortet werden, das kostet Zeit. Und viele „Freunde“ erwarten tatsächlich, dass ihre Nachrichten beantwortet werden.

Diese Erfahrung macht gerade der GRÜNE Oberbürgermeister von Darmstadt, Jochen Partsch:

Der Darmstädter Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) will tausenden Menschen die Freundschaft kündigen – auf Facebook. Er begründet dies mit zu viel Ärger und bietet den Geschassten an, stattdessen Fan von ihm zu werden.

Der Ärger, der ihm dafür entgegen schlägt, hätte mit einigen Überlegungen leicht vermieden werden können. Seinen Eintrag bei Facebook kommentierten Freunde unter anderem so:

Daniela Probst Danke für den Hinweis. Offensichtlich ist Facebook noch Neuland für Sie.

Wahlprogramme in der Computer-Simulation

Welche politische Partei hat wohl ein Wahlprogramm, dass SimCity zum Florieren bringen würde? Das kann man bald heraus finden, denn EA lässt verlauten:

Unter dem Motto „Macht der Spiele: Der SimCity Wahlkampfcheck“, lassen wir die Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär (CSU), Lars Klingbeil (SPD) und Jimmy Schulz (FDP) vier Wochen unsere Städtebausimulation SimCity spielen. Als Leitfaden für ihre Entscheidungen im Spiel sollen die Wahlprogramme ihrer jeweiligen Partei für den Bundestagswahlkampf 2013 genutzt werden. Als virtuelle Bürgermeister fällen sie dabei Entscheidungen über diverse Bereiche der Politik – vom Verkehrswesen über die Energieversorgung bis hin zum Steuersystem.